Seit Mitte der 80er Jahren sind eine Vielzahl von genetischen Befunden sowohl zu klassischen Mendelischen Erkrankungen als auch zu komplexen Erkrankungen erhoben werden.
Beispiele für die ersteren und damit genetische Erkrankungen im engeren Sinne mit neuropsychiatrischer Symptomatik sind der Morbus Huntington und das Chromosom 22q11.2 Syndrom. Carsten Saft aus Bochum wird rechtliche und ethische Aspekte diagnostischer und prädiktiver Diagnostik am Beispiel des autosomal-dominanten Morbus Huntington erläutern und auf aktuelle Forschungsergebnisse einschliesslich genbasierter Therapieansätze eingehen. Marcel Romanos aus Würzburg wird die Notwendigkeit eines interdisziplinären Zentrumsansatzes unter Einbeziehung der Psychiatrie bei genetischen Syndromen am Beispiel des Chromosom 22q11.2 Deletions-Syndrom darlegen und aktuelle Forschungsergebnisse zur psychischen Symptomatik beim Chromosom 22q11.2 Deletions-Syndrom vorstellen. Beispiel für komplexe Erkrankungen sind Angsterkrankungen, die zu gleichen Teilen durch Veranlagung und Umwelt bedingt sind. Sandra Meier aus Halifax wird Befunde einer Genomweiten-Assoziationsuntersuchung zu Stress-und Angsterkrankungen anhand einer dänischen Registerkohorte präsentieren und an ihrem Beispiel auf deren Bedeutung für die Entwicklung neuer Therapien als auch auf Möglichkeiten und Grenzen von Polygenic Risk Scores eingehen. Die Bedeutung von Gen-Umwelt-Interaktionen und damit Grenzen genetischer Befunde einerseits aber auch die Relevanz epigenetischer Befunde andererseits wird abschliessend Angelika Erhardt aus München am Beispiel epigenetischer Befunde bei der Panikstörung darstellen.
Klassische Mendelische Erkrankungen mit psychischen Erkrankungen brauchen psychiatrische Kompetenz und sollten in Fort-und Weiterbildung in Zukunft mehr Raum einnehmen. Genetische und epigenetische Befunde zu komplexen Erkrankungen wie den Angsterkrankungen eröffnen Optionen für neue und individuelle Therapieansätze .