Die Architektur psychiatrischer Kliniken muss ein breites Spektrum an Aufgaben übernehmen: Sie soll beschützen, beruhigen, die Therapie und den Genesungsprozess unterstützen. In vielen Einrichtungen wird das Potential der gebauten Umwelt nicht annähernd ausgenutzt. Immer noch versterben jährlich rund 700 Menschen durch Suizid in stationären psychiatrischen Einrichtungen. Die Milieugestaltung wird häufig vernachlässigt.
Die Methodenrestriktion zählt zu den am besten belegten Prinzipien der Suizidprävention. Sie wird anhand von Beispielen aus dem Klinikbetrieb vorgestellt. Weiterhin wird dargelegt, dass Suizidprävention keinesfalls auf restriktive Ansätze beschränkt ist. Gerade die atmosphärischen Kriterien sind von besonderer Bedeutung, so dass erhebliche Schnittmengen zur Schaffung therapeutischer Umwelten bestehen. Am Beispiel der Umgestaltung einer Eingangszone wird erläutert, wie Architektur zu einer offenen und positiven Stationsatmosphäre beitragen kann. Bedeutsam ist ebenso, dass restriktive Maßnahmen nicht im Widerspruch zu Patientenzufriedenheit oder Pflegebedürfnissen stehen müssen und dürfen.
Aufgrund zunehmender personeller und finanzieller Ressourcenknappheit profitieren Einrichtungen daher in vielerlei Hinsicht von ganzheitlichen Architekturkonzepten. Unterstützung von Orientierung, Steigerung des Wohlbefindens, Aggressionsminderung, Stressreduktion für Patienten und Mitarbeiter oder Unterstützung der Genesung sind nur einige von vielen Nebeneffekten baulicher Suizidprävention. Der Neubau der Psychiatrie in Neuss ist dafür ein positives Beispiel.
Bauliche Suizidprävention: Methodenrestriktion in Kliniken
Nadine Glasow, Dresden (Germany)
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Nadine Glasow, Dresden (Germany)
In Deutschland sterben jedes Jahr mehr als 10.000 Menschen durch Suizid. Meist gehen suizidale Handlungen mit psychiatrischen Erkrankungen einher. Entsprechend sind die Suizidraten psychiatrischer Patienten, insbesondere im stationären Bereich, deutlich erhöht. In Kliniken suizidieren sich etwa 700 Patienten jährlich.
Studien haben gezeigt, dass Methodenrestriktion eine der wirksamsten Methoden ist, um Suizide zu verhindern. Dabei wird der Zugang zu Suizidmethoden erschwert oder gänzlich verhindert. Forschungsergebnisse belegen, dass diese Maßnahme zu einem deutlichen Rückgang der Suizidraten führt, weil nur ein geringer Teil der Betroffenen auf andere Möglichkeiten ausweicht, wenn die ursprünglich vorgesehene Methode nicht mehr zur Verfügung steht.
Das Prinzip der Methodenrestriktion und seine Umsetzung in die Baupraxis wird anhand von Beispielen aus dem Klinikbetrieb vorgestellt. Weiterhin wird dargelegt, dass Suizidprävention keinesfalls auf restriktive Ansätze beschränkt ist. Gerade die atmosphärischen Kriterien sind von besonderer Bedeutung, sodass erhebliche Schnittmengen zur Schaffung therapeutischer Umwelten bestehen. Neben den therapeutischen Ansätzen können Kliniken also auch im baulichen Bereich Maßnahmen treffen, um die Zahl der Kliniksuizide deutlich zu minimieren.
Bauliche Suizidprävention: Patientenzufriedenheit und Pflegeerfordernisse
Katharina König, Dresden (Germany)
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Katharina König, Dresden (Germany)
Die zentrale Aufgabe der Architektur besteht darin, ein Umfeld zu schaffen, welchen die Therapie und damit den Genesungsprozess unterstützt. Bei der baulichen Suizidprävention geht es neben atmosphärischen Aspekten, aber auch um Methodenrestriktion. Dabei werden beispielsweise problematische Bauelemente durch suizidpräventive Elemente ersetzt. Ein bekanntes Beispiel dafür ist der Austausch einer Brausestange durch eine Sportkopfbrause.
Bei diesen Maßnahmen ist es jedoch wesentlich die Akzeptanz dieser Elemente bei Patienten und beim Pflegepersonal abzufragen. Andernfalls können stigmatisierende Wirkungen oder Behinderungen der Pflegeabläufe die Folge sein.
Vorgestellt werden sollen Ergebnisse einer Umfrage unter Patienten und Pflegepersonal in der zum einen häufig empfohlene bauliche Präventionsmaßnahmen auf Ihre Akzeptanz hin abgefragt wurden. Andererseits geht es um die Bedürfnisse der Patienten in Bezug auf die Gestaltung der gebauten Umwelt, wie zum Beispiel die Gestaltung des Patientenzimmers.
Diese Erkenntnisse sind wesentlich um ein positives therapeutisches Milieu zu schaffen und den Heilungsprozess der Patienten und das Wohlbefinden des Personals zu unterstützen.