Die Erarbeitung klinischer Leitlinien in der Psychiatrie und Psychotherapie ist ressourcenaufwendig und zeitintensiv. Dieser hohe Aufwand ist durch eine Verbesserung der Versorgungsqualität bei Einhaltung der Leitlinien gerechtfertigt. In der klinischen Praxis gibt es jedoch zahlreiche Barrieren, die zu einer Lücke zwischen den Leitlinieninhalten und der praktischen Umsetzung führen. Hierbei spielen Faktoren auf Seiten der Behandler (z.B. fehlende Kenntniss der Leitlinieninhalte, Behandlungspräferenzen), der Patienten und deren Angehörigen (z.B. Ablehnung einer Änderung der Behandlung) sowie lokale und nationale Rahmenbedingungen eine Rolle. Zur Überwindung dieser Barrieren wurden eine Reihe von Implementierungsverfahren entwickelt, zu denen die Erstellung zielgruppengerechter Materialien, die Einbeziehung lokaler Experten als Multiplikatoren, Reminder und interaktive Trainings zählen (Fischer et al., 2016). Da die Implementierung klinischer Leitlinien in der Psychiatrie und Psychotherapie besonders herausfordernd ist (Girlanda et al., 2017), stellt dieses Symposium aktuelle Befunde, Trends und innovative Verfahren in der Leitlinienimplementierung vor. Ina Kopp eröffnet das Symposium mit einem Überblick über aktuelle Konzepte, Methoden und Ergebnisse der Implementierung klinischer Leitlien. Darauf aufbauend referiert Peter Falkai zu den spezifischen Fazilitoren und Barrieren in der Implementierung psychiatrisch-psychotherapeutischer Leitlinien. Es folgt eine Vorstellung innovativer digitaler Techniken in der Implementierungsforschung durch Alkomiet Hasan. Den Abschluss des Symposiums bildet Wolfgang Gaebel mit einem Einblick in die geplante Leitlinienimplementierung am Beispiel der neuen S3-Leitlinie Schizophrenie.
Fischer , F., Lange, K., Klose, K., Greiner, W., & Kraemer, A. Healthcare 2016, 4: 1-16.
Girlanda F., Fiedler, I., Becker, T., Barbui, C., & Koesters, M. The British Journal of Psychiatry 2017, 210(1): 24-30.