Radikalisierung auf vielen Gebieten und in zahlreichen Formen ist zu einem beherrschenden Thema in der Gegenwart geworden. Neben politischen, religiösen und sozialen Aspekten der Problematik geht es in der in der öffentlichen Wahrnehmung häufig auch um die Bedeutung von psychischen Störungen und die Funktion der Psychiatrie. Möglichkeiten und Grenzen unseres Faches bei der Beschäftigung mit Phänomenen der Radikalisierung sollen im Symposion aus unterschiedlichen Perspektiven erörtert werden.
Sozialer Ausschluss, Aggression und Radikalisierung
Andreas Heinz, Berlin (Germany)
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Andreas Heinz, Berlin (Germany)
Soziale Ausschließung erfolgt innerhalb einer Gesellschaft durch Gemeinschaften, die sich nach innen rigide formieren und nach außen abschließen und andere entwerten. Ausschließung führt zu erheblicher Stressbelastung und wird mit einer Vielzahl psychischer Probleme in Verbindung gebracht. Die Entwertung von Personengruppen und die verminderte Selbstzuschreibung bestimmter moralischer Überzeugungen tragen zum aggressiven Verhalten gegenüber anderen bei. Neurobiologisch werden Hirnregionen beeinflusst, denen eine wichtige Rolle für die Verarbeitung emotionaler und insbesondere bedrohlicher Reize zugeschrieben wird. Die soziale Ausschließung kann im Sinne eines Teufelskreises eine diskriminierte Gemeinschaft wiederum gegenüber anderen abschließen und radikalisieren. Notwendig erscheinen hier gesellschaftliche Werte und Haltungen, die über unterschiedlich ausgerichtete Gemeinschaften hinweg gemeinsame Spielregeln der sozialen Interaktionen festlegen.