Autor:innen:
Tina Meller, Marburg (Germany)
Simon Schmitt, Marburg (Germany)
Frederike Stein, Marburg (Germany)
Katharina Brosch, Marburg (Germany)
Dominik Grotegerd, Münster (Germany)
Susanne Meinert, Münster (Germany)
Katharina Förster, Münster (Germany)
Udo Dannlowski, Münster (Germany)
Axel Krug, Marburg (Germany)
Tilo T. J. Kircher, Marburg (Germany)
Igor Nenadic, Marburg (Germany)
Traumatischen Kindheitserfahrungen sind mit späterem psychotischen Erleben und Schizotypie, einem dimensionalen Maß subklinischer, psychoseähnlicher Persönlichkeitszüge assoziiert – und zwar unabhängig von Diagnosegrenzen im klinischen und subklinischen Spektrum. Kindheitstraumata und Schizotypie sind zudem etablierte Risiken für spätere Psychopathologie. Die vorliegende Studie untersucht, ob der Zusammenhang von Kindheitstraumata und Case/Control Status durch Schizotypie vermittelt wird, und wie Neurotizismus diesen Zusammenhang beeinflusst.
In 1477 Probanden der FOR2107 Kohorte (gesunde Kontrollen, Patienten mit Schizophrenie, Depression und Bipolarer Störung) wurden aversive Kindheitserlebnisse (CTQ), dimensionale Schizotypie (SPQ-B, mit den Dimensionen positiv, negativ, desorganisiert), sowie Neurotizismus (NEO-FFI) erfasst. Mit logistischer Regression und moderierter Mediation haben wir den postulierten Zusammenhang dieser Größen getestet.
Wir finden Neurotizismus als ein signifikanter Moderator des Zusammenhang zwischen negativer Schizotypie und Case/Control Status (R2(McFadden) = 0.350, p < 0.001). Im erweiterten Modell finden wir außerdem eine partielle Mediation des Zusammenhang von CTQ und Case/Control Status durch negative Schizotypie – wiederum moderiert durch Neurotizismus (R2(McFadden) = 0.433, p < 0.001).
Die Ergebnisse bestätigen frühere Befunde zum Einfluss von Neurotizismus auf den Zusammenhang von Schizotypie und Psychopathologie, und dem prädiktiven Wert von insbesondere negativer Schizotypie für spätere Konversion in klinische Dimensionen. Weiterhin konnten wir zeigen, dass der Einfluss von Kindheitstraumata auf spätere Psychopathologie teilweise durch negative Schizotypie und in Interaktion mit Neurotizismus vermittelt wird. Dies offenbart neben veränderten Kognitionen und deren Bewertung einen weiteren Wirkmechanismus traumatischer Erlebnisse über insbesondere interpersonell relevante Verhaltens- und Persönlichkeitsstrukturen.