Gibt es Unterschiede in den stationären Therapieergebnissen weiblicher und männlicher Anorexie Patienten? – eine Analyse der Daten aus der Routineversorgung
Tabea Bauman, Prien am Chiemsee (Germany)
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Autor:innen:
Tabea Bauman, Prien am Chiemsee (Germany)
Ulrich Voderholzer, Prien am Chiemsee (Germany)
Hintergrund
Mit einer Lebenszeitprävalenz von 0,2 - 0,3 % (Treasure et al., 2015) sind Männer seltener von einer Anorexia nervosa betroffen. Behandlungsverläufe männlicher Patienten werden jedoch mitunter noch dramatischer und mit einem höheren Sterberisiko beschrieben (Kask et al., 2017). In der Forschung sind männliche Patienten mit Anorexia nervosa dennoch unterrepräsentiert.
Methode
Untersucht wurden jeweils 116 männliche und weiblichen Patienten mit Anorexia nervosa, die in der Schön Klinik Roseneck stationär behandelt wurden. Die Schön Klinik Roseneck ist ein spezialisiertes Zentrum für die Behandlung von Essstörungen. Der Body-Mass-Index (BMI), sowie Selbstbeurteilungsinstrumente zur Erfassung der Essstörungssymptomatik (Standardized Inventory for Anorexic and Bulimic Syndromes – Self-rating Version (SIAB-S); Fichter & Quadflieg, 2000), der depressiven Symptomatik (Beck Depression Inventory-II (BDI-II); Beck, Steer, & Brown, 1996; Hautzinger, Keller, & Kühner, 2006) und der allgemeinen Psychopathologie (Brief Symptom Inventory (BSI); Franke, 2000) wurden bei Aufnahme und Entlassung erfasst.
Ergebnisse
Geschlechterunterschiede zeigten sich in einem niedrigeren BMI und ausgeprägteren allgemeinen Psychopathologie (SIAB-S) männlicher Patienten bei Aufnahme und einer steileren Gewichtszunahme weiblicher Patienten. Insgesamt verbesserten sich beide Gruppen statistisch signifikant in allen erhobenen Skalen (p < 0,001). Ein wesentlicher Geschlechterunterschied war dabei zwischen männlichen und weiblichen Patienten mit Anorexia nervosa nicht nachweisbar.
Schlussfolgerung
Die Untersuchungsergebnisse weisen auf einen geringeren geschlechtsspezifischen Effekt in der Behandlung der Anorexia nervosa hin, als möglicherweise angenommen, und zeigen die Effektivität einer störungsspezifischen Therapie für beide Geschlechter auf. Ergänzend dazu wird der aktuelle Stand der Literatur zu Behandlungsergebnissen und Langzeitverlauf zur männlichen Anorexie dargestellt.
Kindliches Trauma bei bariatrischen PatientInnen
Philine Hennecke, Innsbruck (Austria)
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Autor:innen:
Philine Hennecke, Innsbruck (Austria)
Barbara Mangweth-Matzek, Innsbruck (Austria)
Kindliches Trauma bei bariatrischen PatientInnen
University Hospital of Psychiatry II, Department of Psychiatry, Psychotherapy and Psychosomatics, Innsbruck, Austria
Einleitung: Eine Vielzahl von Studien hat gezeigt, dass Kindheitstraumata in Zusammenhang mit Adipositas stehen. Die Frage nach Geschlechtsunterschieden bezüglich des Zusammenhangs von Kindheitstrauma und bariatrischen Patient*innen ist in der bisherigen Forschung nicht einheitlich beantwortet worden. Ziel der Studie ist es, geschlechtsspezifische Unterschiede bei verschiedenen Formen kindlicher Traumata zu untersuchen. Methode: In unserer laufenden Studie sind derzeit 184 Patient*innen im Rahmen einer psychosomatischen Voruntersuchung-Standardevaluierung eingeschlossen. Zur Erfassung von Kindheitstraumata wurde die deutsche Version des Childhood-Trauma-Questionaire (QTC) verwendet. Der Fragebogen umfasst mittels 28 Items emotionalen, körperlichen und sexuellen Missbrauch, sowie emotionale und körperliche Vernachlässigung während der Kindheit. Ergebnisse: Die Frauen und Männer zeigen keine Unterschiede bezüglich Alter und BMI zum Zeitpunkt der Untersuchung. Die Mehrheit (81%) aller Patient*innen gaben mindestens eine Form von kindheitlicher Traumatisierung an. Mit Ausnahme der körperlichen Misshandlung (Männer höhere Scores als Frauen) zeigten sich keine geschlechtsspezifischen Unterschiede. Diskussion: Unsere Daten weisen auf extrem hohe Raten an Missbrauchserfahrungen in der Kindheit bei bariatrischen Patient*innen hin, die mit Ausnahme körperlicher Gewalt bei Frauen und Männern keine Unterschiede zeigten. Dies hat wesentliche Relevanz für die bariatrische Behandlung, da eine Aufarbeitung der traumatischen Erfahrungen Voraussetzung sein muss, um den Schritt der chirurgischen Behandlung weiter zu gehen.
Orthorektische Verhaltensweisen bei adoleszenten Patienten mit Anorexia nervosa: Zusammenhang mit Zwangssymptomatik und anorektischer Psychophathologie sowie Einfluss auf den stationären Gewichtsverlauf
Josephine Pintsch, Berlin (Germany)
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Autor:innen:
Josephine Pintsch, Berlin (Germany)
Johanna-Susanne Spring, Berlin (Germany)
Antonia Elisa Müller, Berlin (Germany)
Christoph U. Correll, Berlin (Germany)
Charlotte Jaite, Berlin (Germany)
HINTERGRUND Orthorexia nervosa (ON), ein neues, bisher kaum erforschtes Phänomen, ist definiert durch eine pathologische Fixierung auf eine gesunde Ernährung und dem Einhalten selbst definierter Ernährungsregeln. Untersuchungen zur ON fokussierten sich bisher vorwiegend auf die Prävalenz in verschiedenen Bevölkerungsgruppen, selten aber auf Patienten mit Essstörungen, insbesondere im Kindes-und Jugendalter. Das Ziel dieser noch laufenden Studie ist die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen orthorektischen Verhaltensweisen, essstörungsspezifischer Psychopathologie, Zwangssymptomen und Gewichtsverlauf bei Patienten mit Anorexia nervosa (AN).METHODIK In die Studie wurden stationäre Patienten zwischen 12 und 18 Jahren eingeschlossen, die ICD-10 Diagnosekriterien einer AN (F50.0) oder atypischen AN (F50.1) erfüllten. Zu Beginn der stationären Behandlung erfolgte eine ausführliche testpsychologische Untersuchung zur Erfassung orthorektischer Verhaltensweisen (Düsseldorfer Orthorexieskala (DOS), Summenscore≥30), essstörungsspezifischer Psychopathologie (Eating Disorder Inventory II (EDI-II), Fragebogen zum Essverhalten (FEV)) und Zwangssymptomen (Obsessive-Compulsive Inventory–Revised (OCI-R)). Die DOS und der OCI-R wurden zum Ende der stationären Behandlung nochmals ausgefüllt. Außerdem wurden BMI und BMI-Altersperzentilen bei stationärer Aufnahme und Entlassung und die stationäre Behandlungsdauer erfasst. ERGEBNISSE Bisher wurden 28 der angestrebten 50 Patienten (Alter in Jahren: M=15.1; SD=1.5; weibliches Geschlecht: 96,4%) eingeschlossen. 13 (46.4%) erfüllten ICD-10 Diagnosekriterien einer AN und 15 (53,6%) die einer atypischen AN. 17 (60.7%) AN-Patienten wiesen orthorektische Verhaltensweisen auf. In diesem Beitrag werden die Ergebnisse zum Zusammenhang zwischen orthorektischen Verhaltensweisen,essstörungsspezifischer Psychopathologie und Zwangssymptomen bei AN-Patienten und zum Einfluss orthorektischer Verhaltensweisen auf den stationären Gewichtsverlauf berichtet.
Orthorektisches Ernährungsverhalten bei stationären Patienten mit psychischen Störungen
Martin Greetfeld, Prien am Chiemsee (Germany)
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Autor:innen:
Martin Greetfeld, Prien am Chiemsee (Germany)
Johannes Heßler-Kaufmann, München (Germany)
Sandra Schlegl, München (Germany)
Ulrich Voderholzer, Prien am Chiemsee (Germany)
Orthorektisches Ernährungsverhalten beschreibt eine extreme Fixierung auf eine vermeintlich gesunde Ernährungsweise mit negativen körperlichen oder psychosozialen Folgen. Ob die „Orthorexia nervosa“ einen eigenen Entitätscharakter innerhalb der Essstörungen hat, wir derzeit noch diskutiert. Phänomenologisch besteht eine besondere Nähe zu Esss- und Zwangsstörungen, aber auch zu Krankheitsängsten. Daten zur Prävalenz orthrektischen Ernährungsverhaltens sind sehr heterogen, insbesondere liegen wenige Daten zu klinischen Populationen vor.
Unter Verwendung unterschiedlicher international publizierter Fragenbogeninstrumente (DOS, ORTO-15, BOT) wurden Daten zur Häufigkeit orthorektischen Ernährungsverhaltens aus einer Stichprobe von konsekutiv stationär aufgenommenen Patienten mit psychischen Erkrankungen (n>473) erhoben. Veränderungen orthorektischen Ernährungsverhaltens während der stationären Behandlung werden für einzelne Diagnosegruppen (affektive Störungen, Zwangsstörungen, Essstörungen) untersucht.
Bei auf Grund depressiver Erkrankungen behandelten Patienten fand sich mit 2% eine mit der Allgemeinbevölkerung vergleichbare Häufigkeit orthorektischen Ernährungsverhaltens. Häufiger war das Phänomen bei Zwangsstörungen (3,4%), mit weiterem deutlichen Abstand gefolgt von Essstörungen (25,5-27,5%) je nach Diagnose. Veränderungen in der Ausprägung orthorektischer Merkmale fanden sich insbesondere bei der Gruppe der Essstörungen.
Kliniker sollten insbesondere im Umgang mit Patienten mit Essstörungen und Zwangsstörungen gezielt nach orthorektischem Ernährungsverhalten explorieren und zu Grunde liegende Einstellungen und Motive in die Therapie einbeziehen.
Zusammenhang zwischen orthorektischen Verhaltensweisen, depressiver Symptomatik und Lebensqualität bei adoleszenten Patienten mit Anorexia nervosa
Johanna-Susanne Spring, Berlin (Germany)
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Autor:innen:
Johanna-Susanne Spring, Berlin (Germany)
Josephine Pintsch, Berlin (Germany)
Sabine Arnold, Berlin (Germany)
Christoph U. Correll, Berlin (Germany)
Charlotte Jaite, Berlin (Germany)
Hintergrund
„Orthorexia nervosa“ (ON) beschreibt die pathologische Fixierung auf eine gesundheitsbewusste Ernährung und geht mit rigiden, subjektiven Ernährungsregeln einher. Dabei steht im Unterschied zur Anorexia nervosa (AN) nicht die Gewichtsabnahme, sondern die Angst vor den Folgen einer „ungesunden“ Ernährung im Vordergrund. Erste Untersuchungen an erwachsenen Probanden zeigen, dass viele Patienten mit Essstörungen auch ein orthorektisches Essverhalten zeigen, es mangelt jedoch an Studien mit AN-Patienten im Jugendalter. Die derzeit laufende Studie soll mögliche Zusammenhänge zwischen orthorektischen Verhaltensweisen, depressiver Symptomatik, Suizidaliät und Lebensqualität bei stationär behandelten Patienten mit AN im Jugendalter evaluieren.
Methodik
Die Stichprobe setzt sich aus stationär behandelten Patienten (12 bis 18 Jahre) mit einer nach ICD-10 diagnostizierten AN (F50.0) oder atypischen AN (F50.1) zusammen. Bei Aufnahme und Entlassung wurden BMI, BMI-Altersperzentilen und die Behandlungsdauer erhoben, zu Beginn erfolgte außerdem eine testpsychologische Untersuchung zur Erfassung orthorektischer Verhaltensweisen (Düsseldorfer Orthorexie Skala (DOS), Cut-Off: Summenscore ≥30), depressiver Symptomatik (Beck-Depressions-Inventar (BDI-II), Suizidalität (Beck-Suizidgedanken-Skala (BSS) und Beck-Hoffnungslosigkeits-Skala (BHS)) und gesundheitsbezogener Lebensqualität (Fragebogen zum Gesundheitszustand (SF-36)). Zu Behandlungsende wurde die DOS nochmals erhoben.
Ergebnisse
Von den angestrebten 50 stationären Patienten konnten bisher 28 (Alter in Jahren: M=15.1, SD=1.5, weibliches Geschlecht: 96,4%) in die Studie eingeschlossen werden. Bei 15 (53,6%) Patienten wurde eine typischen AN (F50.0) und bei 13 (46,4%) Patienten die einer atypischen AN (F50.1) diagnostiziert. 17 (60.7%) Patienten zeigten orthorektisches Essverhalten in der DOS. Erste Ergebnisse zur beschriebenen Fragestellung der Studie werden in diesem Beitrag vorgestellt.
Die Menopause als Vulnerabilitätsfenster für gestörtes Essverhalten – ein neuer methodischer Ansatz
Barbara Mangweth-Matzek, Innsbruck (Austria)
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Autor:innen:
Barbara Mangweth-Matzek, Innsbruck (Austria)
Sophia Vedova, Innsbruck (Austria)
Vanessa Dunst, Innsbruck (Austria)
Martin Daniaux, Innsbruck (Austria)
Georg Kemmler, Innsbruck (Austria)
Claudia Ines Rupp, Innsbruck (Austria)
Objekt: 2013 wurde von unserer Arbeitsgruppe die Menopause als „Vulnerabilitätsfenster für Essstörungen“ beschrieben. Die wenigen Studien die es darauffolgend gab, zeigten kontroversielle Ergebnisse meist aufgrund von methodischen Einschränkungen. Eine weitere Studie soll den Zusammenhang zwischen Essverhalten und Menopause untersuchen. Methode: Bis dato wurden 309 Frauen im Alter zwischen 40-60 Jahren in die noch laufende Studie eingeschlossen, welche an der Brustambulanz (Mammographiekontrolle) rekrutiert wurden. Mittels anonymen Fragebogen wurde Demographie, Gewichtsverlauf, Diät- und Sportverhalten, Essverhalten (EDEQ) inklusive Essstörungssymptome (EDS) nach DSM-5 sowie Menopausestatus und Menopausale Symptomatik erhoben. Ergebnisse: Frauen mit einem hohen Menopausesymptomatikscore unterschieden sich signifikant von jenen mit einem niedrigen Score bezogen auf das Essverhalten sowie in Essstörungssymptome nach DSM-5 (EDEQ und EDS) auch nach Adjustierung für körperliche und psychische Symptome, Alter und BMI. Der Vergleich der unterschiedlichen Menopausestati (Prä-/ Peri-/ Post-/ Künstl.) zeigte keinen Unterschied in den erhobenen Variablen. Diskussion: Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass der Menopausestatus mehr auf die Chronologie des hormonellen Wechsels hinweist und nicht auf Lebensqualität oder Symptomatik. Das heißt Frauen, Menopause ist ein Vulnerabilitätsfenster für Frauen, die unter Menopausesymptomen leiden. Kausale Hintergründe sind unklar.
Sexuelle Stimulationsarten und weibliche Orgasmuszufriedenheit
Madita Hoy, Jena (Germany)
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Autor:innen:
Madita Hoy, Jena (Germany)
Pauline Villwock, Jena (Germany)
Bernhard Strauß, Jena (Germany)
Katja Brenk-Franz, Jena (Germany)
Hintergrund
Häufigeres Orgasmuserleben ist ein wichtiger Faktor für die sexuelle Zufriedenheit (Frederick et al., 2017). Beim Geschlechtsverkehr ohne klitorale Stimulation erleben nur etwa 1/3 der Frauen Orgasmen (Prause et al., 2016). Wird klitorale Stimulation mit einbezogen, wird zuverlässiger ein Orgasmus erreicht (Herbenick, Fu, Arter, Sanders, & Dodge, 2018). Ob die weibliche Orgasmuszufriedenheit von der Stimulationsart abhängt und durch die Einstellung zur Klitorisselbststimulation beeinflusst wird, soll untersucht werden.
Methode
Die Female Orgasm Scale erfasst, wie häufig durch verschiedene Stimulationsarten Orgasmen erreicht werden und die Orgasmuszufriedenheit. Die Skala zur Selbststimulation der Klitoris untersucht die Einstellung dazu, sich beim partnerschaftlichen Sex selbst zu berühren. Diese wurden in einer Online-Befragung mit 412 Teilnehmerinnen erhoben (18-58 Jahre, MW=27,2; SD=8,0). Prädiktoren für die Orgasmuszufriedenheit wurden regressionsanalytisch untersucht.
Ergebnisse/Diskussion
Beim Geschlechtsverkehr ohne klitorale Stimulation kamen nur 11,9% (N=49) der Frauen regelmäßig (>=80% der Fälle) zum Orgasmus. Trotzdem war die Orgasmushäufigkeit durch ausschließlich vaginale Penetration der stärkste Prädiktor für die Orgasmuszufriedenheit. Ein weiterer Prädiktor dafür war auch die Orgasmushäufigkeit durch Stimulation der Klitoris durch die Hand des Partners. Keinen signifikanten Einfluss auf die Orgasmuszufriedenheit hatten weitere Stimulationsarten (Oralsex, Selbststimulation, Geschlechtsverkehr mit zusätzlicher Klitorisstimulation) sowie die Einstellung zur Klitorisselbststimulation.
Schlussfolgerung
Obwohl die Unterscheidung zwischen klitoralem und vaginalem Orgasmus als wissenschaftlich überholt gilt, scheint diese Sichtweise noch immer die Sexualität vieler Frauen zu beeinflussen. Psychoedukation und Reduktion von sexuellen Mythen, können demnach einen wichtigen Beitrag zur Steigerung der sexuellen Zufriedenheit leisten.
Sexuelle Responsivität bei Frauen mit unterschiedlichen Geschlechtshormonspiegeln
Ann-Christin S. Kimmig, Tübingen (Germany)
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Autor:innen:
Ann-Christin S. Kimmig, Tübingen (Germany)
Inger Sundström Poromaa, Uppsala (Sweden)
Sara Brucker, Tübingen (Germany)
Birgit Derntl, Tübingen (Germany)
Orale Kontrazeptiva (OK) werden von Millionen Frauen weltweit jeden Tag eingenommen. Erste Studien weisen auf Veränderungen des sexuellen Verlangens und Erregung durch OK-Einnahme hin. Ob OK-Einnahme auch sexuelle Appetenz und damit einhergehend Annäherungs-Vermeidungsverhalten beeinflusst ist bislang jedoch unbekannt.
Um den Einfluss endogener vs. synthetischer Geschlechtshormone auf sexuelle Appetenz zu untersuchen, wird der AAT im Verhalten mit drei Gruppen an Frauen: natürlich menstruierende Frauen während der 1) Menses (n = 19) sowie der 2) Ovulation (n = 17) und 3) Frauen, die OKs schon seit mindestens 12 Monaten einnehmen (n = 22). Annäherungs-Vermeidungstendenzen wurden mit einem neu-entwickelten ‚Approach-Avoidance Task‘ (AAT) erfasst.
Lediglich Frauen während ihrer Menses bewerten Männer in einem erotischen Paarbild signifikant sexuell anziehender, als Männer, die auf einem erotischen Bild alleine abgebildet sind. Jedoch gaben beide natürlich zirkulierende Gruppen an, dass sie sich eher einem Mann aus den erotischen Paarbildern sexuell annähern würden. Gemessene implizite Annäherungstendenzen weisen darauf hin, dass Frauen während Ovulation eher Annäherungsverhalten zeigen, wohingegen Frauen während der Menses Vermeidungstendenzen zeigten. Bei Frauen mit OK Einnahme gab es keinerlei messbare implizite Tendenzen.
Das Erstellen eines erotischen AAT’s speziell für heterosexuelle Frauen erlaubt es erstmals den Einfluss endogener vs. synthetischer Geschlechtshormone auf sexuelle Appetenz und Annäherungs- /Vermeidungsverhalten zu untersuchen. Diese erste Studie weist daraufhin, dass Pärchenbilder generell potenter sind als Männer alleine abgebildet um in Frauen mit unterschiedlichen Hormonspiegeln sexuelle Erregung zu induzieren. Da sexuelle Dysfunktion in vielen verschiedenen (psychiatrischen) Krankheitsbildern auftritt, könnte dieses neu entwickelte Verfahren in Zukunft helfen, diesen Aspekt von sexueller Dysfunktion genauer zu untersuchen.
Teil- und vollstationäre Behandlung der Anorexia nervosa: Vergleich der Behandlungsformen anhand von Daten aus der Routineversorgung
Martin Greetfeld, Prien am Chiemsee (Germany)
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Autor:innen:
Martin Greetfeld, Prien am Chiemsee (Germany)
Sandra Schlegl, München (Germany)
Ulrich Voderholzer, Prien am Chiemsee (Germany)
Sowohl tagesklinische als auch vollstationäre Klinikaufenthalte sind bei der Behandlung der Anorexia nervosa wirksame Optionen. In den aktuellen Leitlinien sind für beide Behandlungsformen differenzielle Indikationen beschrieben, die sich einerseits an Schweregrad, somatischer oder psychiatrischer Gefährdung orientieren, andererseits aber auch an besonderen Bedürfnissen hinsichtlich sozialer Integration.
Die Wirksamkeit voll- und teilstationärer Behandlung wurde anhand von Routinedaten aus einer auf Essstörungen spezialisierten Klinik untersucht. Es wurden voll- (n=382) und teilstationäre (n=41) Patienten hinsichtlich des Aufnahmegewichts, der Gewichtszunahme bis zur Entlassung und soziodemographischer Daten miteinander verglichen.
In beiden Behandlungssettings kam es zu einer signifikanten Gewichtszunahme. Die mittlere Gewichtszunahme war bei vollstationär behandelten Patientinnen (Aufnahme: BMI 15,4 kg/m²; Entlassung: BMI 17,8 kg/m²) größer als bei den teilstationär behandelten Patientinnen (Aufnahme: BMI 17,2 kg/m²; Entlassung: BMI 18,1 kg/m²), erstere hatten allerdings – auch aufgrund der Aufnahmekriterien der Tagesklinik - das geringere Ausgangsgewicht und wurden signifikant länger behandelt (81 vs. 48 Tage). Die Gewichtszunahme pro Woche war bei den teilstationär behandelten Patienten (336 g/Woche) signifikant geringer als bei den vollstationär behandelten (540 g/Woche). Dieser Befund fand sich auch für eine Subgruppe beider Behandlungssettings mit gematchtem Aufnahme-BMI. Es fanden sich keine Unterschiede der voll- und teilstationär behandelten Patientinnen hinsichtlich der Lebenssituation.
Sowohl teil- als auch vollstationäre Behandlungsoptionen der AN sind wirksam. In der Praxis werden in Tageskliniken weniger stark untergewichtige Patienten behandelt. Unklar bleibt, ob schwerer erkrankte Patienten auch im teilstationären Setting gut profitieren können. Die bisherige Datenlage ist hier vielversprechend (vgl. ANDI-Studie, Herpertz-Dahlmann B et al. 2014).