Aufgrund häufiger Krisen mit Selbstverletzungen, Suizidversuchen, Hochrisikoverhalten sowie multipler Komorbidität finden sich viele Patienten mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) in stationärer, psychiatrischer Behandlung. Da unspezifische Therapieangebote auf allgemeinpsychiatrischen Stationen dysfunktionale Verhaltensmuster und Grundannahmen bei BPS verstärken und die Anzahl der Wiederaufnahmen erhöhen können (Jerschke et al. 1998, Bohus 2007), empfehlen die S2 Leitlinien die Dialektische Behaviorale Therapie (DBT) als Therapie der Wahl für BPS (Evidenzgrad Stufe Ia). Für eine DBT-Therapie sollten Patienten ein Commitment für die Behandlung sowie ein hinreichendes Durchhaltevermögen aufweisen. Bei schwer kranken Borderline-Patienten in der Akutpsychiatrie fehlen diese Voraussetzungen jedoch meist. So kommt es zu einer rezidivierenden und oftmals hochfrequenten Inanspruchnahme von Notaufnahmen, allgemeinpsychiatrischen und anderen Stationen wegen der og. Krisen oder Komorbidität, ohne den Weg in eine effektive, ambulante DBT gefunden zu haben. Zur Behebung des aufgezeigten strukturellen Mangels wurde das multiprofessionelle Behandlungssetting einer DBT-zertifizierten Spezialstation um Module ergänzt, die eine Anwendung des DBT-Programms auch bei akuten bzw. schwer gestörten Patienten möglich machen. Im Workshop wird dieses Behandlungskonzept von geschulten Mitarbeitern (Arzt, Psychologe, Pflege) theoretisch und praktisch vorgestellt. Es umfasst 1) das DBT-Programm, 2) eine Krisen-Intervention auf DBT-Basis für akut bzw. notfallmäßig aufgenommene Borderline-Patienten sowie 3) eine akutpsychiatrisch-diagnostisch- stabilisierende Regelbehandlung mit modifizierten DBT-Elementen. Neben den Standard-Bausteinen der DBT wird der Umgang mit BPS-Akutpatienten ohne Commitment, ‚Dos und Don’ts‘ bei BPS-Krisen, Selbstschädigungen, Suizidalität und anderen dysfunktionalen Verhaltensmustern demonstriert. Anhand von Kasuistiken werden die Behandlungen einer Borderline-Patientin mit stationärer DBT und einer schwerkranken komorbiden, zunächst nicht-DBT-fähigen Patientin dargestellt. Dabei wird veranschaulicht, wie selbst bei schwer gestörten, komorbiden Borderlinepatienten im og. Setting eine DBT-Behandlung mit guten Behandlungsergebnissen möglich ist.
Zielgruppe:
Ärzte, Psychologen, Pflegepersonal, zumindest Grundkenntnisse in DBT sind vorteilhaft, aber nicht zwingend
Methode:
Handout, Präsentation, Demonstrationen, Übungen, Rollenspiele, Klinische Fälle, Diskussion