Autor:in:
Elisabeth Schramm, Freiburg im Breisgau (Germany)
Bei der Dysthymia handelt es sich um eine chronische depressive Verstimmung, die nicht schwer genug ist, um die Kriterien einer rezidivierenden depressiven Störung zu erfüllen. Obwohl in vielen Fällen beeinträchtigender als eine Depressive Episode, wird eine dysthyme Störung in der Primär-, aber auch psychiatrischen Versorgung häufig nicht erkannt, es sei denn, es hat sich eine Depressive Episode aufgesetzt (Double Depression). Der Begriff der Dysthymia wurde von Robert L. Spitzer in den späten 1970ern in DSM-III eingeführt, um damit den Ausdruck „depressive Persönlichkeit“ zu ersetzen, und war von Anfang an Gegenstand heftiger Kontroversen. Bis heute durchliefen die Konzeptualisierung und Begrifflichkeiten für chronische Depressionen mehrfache Änderungen, werden uneinheitlich in der Klassifikation nach DSM und ICD verwendet und führten zu Herausforderungen im Verständnis der Literatur sowie in der Forschung. Weitere Begriffe, die synonym für das Krankheitsbild verwendet werden, sind neurotische Depression, chronische Depression, minore Depression, subklinische Depression, therapieresistente Depression oder persistierende depressive Störung. Einigkeit besteht darin, dass sich chronische Depressionsformen von nicht-chronischen in vielerlei Hinsicht unterscheiden. Die Behandlung dysthymer Störungen ist weitaus weniger untersucht als von nicht-chronischen Depressionsformen. Auf der Grundlage weniger, älterer, und methodisch schwacher Studien zeigte sich eine Pharmakotherapie einer psychotherapeutischen Behandlung der Dysthymia akut überlegen und der Kombination beider Verfahren als ebenbürtig. Über die langfristige Wirkung ist wenig bekannt.
Neuere Behandlungskonzepte fokussieren auf die spezifischen Charakteristika chronischer Depressionen im Vergleich zu nicht-chronischen Depressionen, wie beispielsweise erhöhte Komorbidität, frühe Traumatisierungen. ausgeprägteres Vermeidungsverhalten, submissiv-feindseliger interpersoneller Stil, geringere soziale Unterstützung, stärkere Leistungsbeeinträchtigung, ausgeprägtere Suizidalität. Mehr hochqualitative und Dismantling-Studien werden benötigt, um effektivere Behandlungsmodule zu entwickeln, die auch die Lebensqualität und den langfristigen Verlauf positiv beeinflussen.