Psychiatrische Professionelle sind im klinischen Alltag häufig mit ethischen Fragen konfrontiert, jedoch in der Regel nicht spezifisch darin ausgebildet, diese systematisch zu analysieren und zu beantworten. Das interdisziplinäre Symposium verfolgt vor diesem Hintergrund das Ziel, Medizinethik und Psychiatrie stärker zusammenzubringen, um die ethische Entscheidungsfindung in der psychiatrischen Praxis zu verbessern. In den Vorträgen werden hierzu unterschiedliche ethische Fragestellungen aus den Bereichen Allgemeinpsychiatrie, Psychotherapie und Forensische Psychiatrie vorgestellt, normativ analysiert und mit den Teilnehmenden diskutiert.
Fixierung zur Durchführung einer Chemotherapie bei einem an Krebs erkrankten Patienten mit geistiger Behinderung – ethisch vertretbar oder nicht?
Jakov Gather, Bochum (Germany)
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Autor:innen:
Jakov Gather, Bochum (Germany)
Knut Hoffmann, Bochum (Germany)
Es wird der Fall eines erwachsenen Patienten mit einer in Folge eines frühkindlichen Hirnschadens bestehenden schweren geistigen Behinderung vorgestellt. Der Patient erleidet einen bösartigen Hoden-Tumor, der zunächst operiert wird. Im Verlauf stellt sich die Frage nach einer kurativen Chemotherapie bei mittlerweile eingetretener Metastasierung.
Die sichere Durchführung der Chemotherapie kann nach Einschätzung des Behandlungsteams aufgrund der Bewegungsunruhe des Patienten nur in Fixierung durchgeführt werden. Ob eine solche Maßnahme ethisch gerechtfertigt ist oder alternativ ein primär palliativer Behandlungsansatz unter Verzicht auf eine kurative Chemotherapie verfolgt werden soll, wird innerhalb des Behandlungsteams und unter den Angehörigen diskutiert.
Ziel des Vortrags ist, die für die Bewertung dieses Falls relevanten ethischen Aspekte zu identifizieren und systematisch zu analysieren. Abschließend wird eine ethisch begründete Empfehlung formuliert, die mit den Teilnehmer*innen des Symposiums diskutiert werden soll.
Krank, gefährlich und eingesperrt: ethische Fragen in der Forensischen Psychiatrie
Christian Prüter-Schwarte, Köln (Germany)
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Autor:in:
Christian Prüter-Schwarte, Köln (Germany)
In der forensischen Psychiatrie ergeben sich für alle Berufsgruppen ethische Fragen in allen Phasen der Behandlung. Vor allem die Ausübung von mittelbarem und unmittelbarem Zwang, in der Konfrontation mit schwerwiegenden Delikten der Patienten, mit Gewalt und Übergriffen aber auch im Doppelmandat der Sicherung und Behandlung. Im einzelnen sind Ärztinnen und Ärzte mit folgenden ethisch relevanten Themen konfrontiert: Therapie nicht nur im Interesse des Patienten sondern der Sicherheit der Gesellschaft, die Übernahme von Sicherungsaufgaben wenn Therapien verweigert werden oder ohne Effekt bleiben, die eingeschränkte Verschwiegenheit gegenüber der Justiz. Der Vortrag will sich mit möglichen Antworten auf die Frage wie man diese Tätigkeit ethisch verantwortbar ausüben kann beschäftigen.