In der Diskussion über die Entwicklung der psychiatrischen Versorgung spielen die Begriffe Autonomie, Teilhabe und Lebensweltbezug eine zentrale Rolle. Die UN-Behindertenrechtskonvention hat hierzu wichtige Impulse gegeben, die u.a. in die Neufas-sung des Bundesteilhabegesetzes eingeflossen sind: „Sonderwelten“ sollen künftig mög-lichst vermieden werden. Ambulante, integrierte und im Sozialraum verankerte Angebote erhalten ein stärkeres Gewicht. Im Akutbereich sieht das neue PsychVVG erstmals die Mög-lichkeit einer stationsäquivalenten Behandlung in Anlehnung an das sog. „Home Treatment“ vor. Diese Entwicklung ist nachdrücklich zu begrüßen. Dennoch wird auch in Zukunft die voll-stationäre Behandlung als einer von vielen Bausteinen der psychiatrischen Versorgung nicht vollständig verzichtbar sein. Der Workshop beschäftigt sich mit der Frage, wie ein stationä-res Milieu zeitgemäß so zu gestalten ist, dass auch hier ein möglichst hoher Grad an (Patienten-)Autonomie, Partizipation und Lebensweltbezug gewährleistet ist. Entsprechende Konzepte können nur im Austausch aller Beteiligten entwickelt werden, d.h. berufsgruppen-übergreifend und trialogisch. Deshalb fließen in die vier Impulsvorträge die ärztliche, pflegerische, Patienten- und Angehörigenperspektive ein.
Strukturen und Haltungen auf dem Prüfstand: Wie lassen sich (mehr) Autonomie, Teilhabe und Lebensweltbezug in der Akutpsychiatrie erreichen?
Lieselotte Mahler, Berlin (Germany)
Was brauchen die Patienten? Anforderungen an eine humane stationäre Psychiatrie
Elke Prestin, Bielefeld (Germany)
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Autor:in:
Elke Prestin, Bielefeld (Germany)
Trotz der aktuellen, unbedingt begrüßenswerten Initiativen zur Stärkung der ambulanten psychosozialen Versorgung werden zumindest in absehbarer Zeit weiterhin auch stationäre Behandlungen in psychiatrischen Krankenhäusern stattfinden. In akuten Krisen- und Gefährdungssituationen können die besonderen Rahmenbedingungen einer Klinik hilfreich sein. Zugleich besteht aber die Gefahr, dass Patientinnen und Patienten im Rahmen einer stationären Behandlung belastende, kränkende und womöglich traumatisierende Erfahrungen machen.
Der Vortrag soll das Erleben der stationären Abläufe und Strukturen aus der Betroffenenperspektive beschreiben und aufzeigen, wie eine humane Psychiatrie gestaltet sein müsste. Im Mittelpunkt steht dabei das Spannungsfeld von Selbstbestimmtheit und Unterstützungsbedarf. Aus der Diskussion ethischer Grundfragen lässt sich die Forderung nach konsequenter Personenorientierung ableiten. Die Strukturen der Psychiatrie sind an die psychisch erkrankten Menschen und ihre Bedarfe anzupassen, statt – wie bislang oft noch – die Menschen in die vorgegebenen Strukturen einzupressen.