Transdiagnostische Funktionsbeeinträchtigungen als Targets von Psychotherapie bei Persönlichkeitsstörungen
Sabine C. Herpertz, Heidelberg (Germany)
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Autor:in:
Sabine C. Herpertz, Heidelberg (Germany)
Ein Weg in Richtung psychotherapeutischer Angebote jenseits von immer kritischer betrachteten nosologischen Krankheitsentitäten sind transdiagnostische Psychotherapien. Beispielsweise zielt das für die Emotionalen Störungen formulierte Unified Protocol for the Transdiagnostic Treatment of Emotional Disorders auf gemeinsame Merkmale der negativen Affektivität bzw. des Neurotizismus bei Angststörungen, Zwangsstörungen und Depressionen. Weitere transdiagnostische Psychotherapiemethoden im Sinne von Common Elements Treatment Approaches beziehen sich auf trauma-assoziierte psychische Störungen. Mit der Entwicklung der RDoC-Klassifikation psychischer Erkrankungen wurde ein zweiter Weg des psychotherapeutischen Zugangs gebahnt, der jenseits aller nosologischen Bezüge psychologische und biologische Funktionsstörungen zum Target psychotherapeutischer Interventionen macht. Spezifische RDoC Ansätze, die interessante Bezüge zu Persönlichkeitsstörungen zeigen, sind beispielsweise solche zur Emotionsregulation und zu sozial-kognitiven Funktionen. Die Weiterentwicklung einer funktionsorientierten Psychotherapie könnte sich bei Patienten mit Persönlichkeitsstörungen vorzugweise auf zentrale Funktionsdomänen des Selbst und der interpersonellen Interaktion beziehen und einen interessanten Therapieansatz in Hinblick auf die zu erwartende dimensionale Klassifikation von Persönlichkeitsstörungen im ICD-11 bieten. Sie bedeutet nicht das Erlernen neuer Therapieprogramme, vielmehr die geeignete Auswahl von Behandlungsmodulen, die auf evidenzbasierte Interventionen zurückgreifen, wie sie sich in den großen Psychotherapieschulen finden.
Vom Umgang mit Persönlichkeitsstörungen in der Gruppenpsychotherapie: transdiagnostische Befunde, Konzepte und Perspektiven
Peter Fiedler, Heidelberg (Germany)
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Peter Fiedler, Heidelberg (Germany)
Insbesondere bei den schweren Persönlichkeitsstörungen wie bei der Dissozialen oder Borderline-Persönlichkeitsstörung herrscht sich unter Therapeuten nicht selten eine Ambivalenz gegenüber den zu erwartenden Erfolgsaussichten. Insbesondere die häufige Gleichsetzung der Dissozialen Persönlichkeitsstörung mit gewohnheitsmäßiger Kriminalität hat dazu geführt, dass nach wie vor ein therapeutischer Pessimismus vertreten wird, dies insbesondere dann, wenn Menschen mit dieser Persönlichkeitsstörung an Therapiegruppen teilnehmen. Inzwischen finden sich jedoch zunehmend Hinweise, dass sich Menschen mit schwerer Persönlichkeitsstörung (einschließlich dissozialer Persönlichkeiten) durchaus erfolgreich nicht nur in der Einzeltherapie, sondern auch in Therapiegruppen behandeln lassen. Metaanalysen zeigen, dass erfolgreiche Behandlungsprogramme thematisch nach Therapieschwerpunkten modularisiert und damit hoch strukturiert sind. Weiter ließ sich wiederholt ein Therapieoptimismus der Therapeuten als zusätzlicher Wirkfaktor nachweisen, der zugleich erhebliche positive Wirkungen auf eine günstige Therapeut-Patienten-Beziehung impliziert. Im Vortrag werden die wichtigsten Forschungsergebnisse der vergangenen Jahre zu den Eigenarten und Besonderheiten einer erfolgreichen Gruppenbehandlung zusammengefasst und diskutiert.