Die aufsuchende Behandlung von Menschen mit psychischen Störungen geschieht weitestgehend in einer 1:1 Situation. Der Therapeut oder Behandler ist in der Gastrolle und damit nicht in der angestammten Rolle, die ein Beruf oft mit sich bringt, bzw. die vor allem in institutionalisierten Settings, z.B. Krankenhäusern, aufrecht erhalten werden. Stattdessen erfüllt man neben der Gastrolle vielfältige andere, u.a. die des Beraters (z.B. psychoedukativ), des Helfers (sozialpraktisches Training), des Vermittlers (systemisches Arbeiten) oder des Zuhörers (supportive Psychotherapie). Diese Rollen erfüllt man meist unabhängig vom ursprünglichen Beruf, da in der aufsuchenden Tätigkeit der schnelle Rückgriff auf andere Berufsgruppen selten möglich ist.
Durch die Stationsäquivalente Behandlung (StäB) verändern sich Rollenzuschreibungen und Arbeitsplatzbeschreibungen auch in der institutionalisierten Psychiatrie deutlich. Was eben im Krankenhaus noch galt, kann draußen kontraproduktiv oder dysfunktional gerade auch für den Betroffenen sein. Hier kann der Arzt zum Einkaufshelfer und Beikoch werden, wenn es die Situation erfordert. Auch wenn dies sicher die Ausnahme sein wird, gehören vermeintlich berufsferne Tätigkeiten oder Delegationen an andere Berufsgruppen zum Alltag in der aufsuchenden Patientenversorgung.
Das Diskussionsforum soll Chancen und Risiken dieser Entwicklung aus der Sicht der verschiedenen Berufsgruppen und insbesondere der Betroffenen beleuchten. Auch vor dem Hintergrund eines zunehmenden Mangels an Arbeitskräften bei verschiedenen Berufsgruppen.