Dieses Symposium wird neue Erkenntnisse aus verschiedenen Bereichen der Schizophrenieforschung vorstellen, die dabei helfen die komplexen Wirkmechanismen von Antipsychotika besser zu verstehen und gleichzeitig Implikationen für die Antipsychotika-Therapien aufzeigen. Im Fokus stehen dabei mögliche Veränderungen der Hirnfunktion die durch Antipsychotika modeliiert werden sowie Strategien zur Therapieprädiktion und Behandlungen in Risikosituationen wie der Peripartalzeit.
Nina Kraguljac aus Birmingham (USA) präsentiert neue Ergebnisse von Diffusions-Tensor Bildgebungsstudien in unbehandelten Patienten mit Erstpsychosen im Vergleich zu Kontrollprobanden und Veränderungen nach Therapie mit Risperidon. Darüber hinaus wird der Einfluss von Integrität der weißen Substanz in nicht-medizierten Patienten auf den anschließenden Behandlungseffekt untersucht.
Sebastian Walther aus Bern wird über Bewegungsstörungen bei Psychosepatienten berichten und die komplexen Interaktionen zwischen spontanen und Antipsychotika-assoziierten Bewegungsstörungen beleuchten. Veränderungen der Bewegungen und des motorischen Systems treten bereits im Prodromalstadium auf und müssen daher frühzeitig mituntersucht werden, um die Behandlung optimal anzupassen.
Daniel Müller aus Toronto (Kanada) wird neueste Studien und Empfehlungen zum Einsatz von pharmakogenetischen Markern für die Steuerung der Antipsychotika-Therapie vorstellen. Während die durch genetische Untersuchungen messbare CYP2D6-Aktivität maßgeblich die Serumspiegel von verschiedenen Antipyschotika beeinflußt, legen ersten genomweite Untersuchungen durch Analysen der Polygenic Risk Scores einen Einfluss auf das Therapieansprechen nahe.
Sarah Kittel-Schneider aus Frankfurt wird schließlich aktuelle Daten zu Antipsychotikatherapie in Schwangerschaft und Stillzeit zusammenfassen und Empfehlungen zum peripartalen Management bei Patientinnen mit Psychoseerkrankungen in der Zeit um die Geburt geben.
Antipsychotika und das motorische System bei Psychosen
Sebastian Walther, Bern (Switzerland)
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Autor:in:
Sebastian Walther, Bern (Switzerland)
Seit ihrer Einführung stehen Antipsychotika im Verdacht, motorische Symptome bei Erkrankungen des Schizophreniespektrums auszulösen, zum Beispiel Parkinsonismus oder abnorme unwillkürliche Bewegungen (Dyskinesien). Gleichzeitig steigt die Prävalenz motorischer Symptome mit dem Alter, der Erkrankungsdauer und der Exposition zu Antipsychotika. Demgegenüber stehen jedoch Befunde, die ebensolche motorische Symptome bei unbehandelten Ersterkrankten, im Prodromalzustand oder bei nie-behandelten chronisch Kranken beschreiben. Die wenigen Untersuchungen vor und nach Beginn einer antipsychotischen Pharmakotherapie zeichnen ein komplexes Bild, wonach durch die Medikation Symptome verschlechtert oder verbessert werden, oder aber unverändert persistieren. Befunde aus der funktionellen und strukturellen Hirnbildgebung mit Fokus auf das motorische System zeigen ähnliche Veränderungen bei Menschen im psychotischen Prodrom, bei unbehandelten Ersterkrankten und bei chronisch Erkrankten. Daher scheint auf der neuronalen Ebene das motorische System bereits vor Ausbruch der offensichtlichen Krankheitszeichen stark verändert zu sein. Im weiteren Verlauf der Erkankung und unter antipsychotischer Medikation wurden zusätzlich strukturelle Veränderungen im motorischen System entdeckt. Die Ätiologie dieser Veränderungen bleibt weiterhin offen. Psychiaterinnen und Psychiater sollten in jedem Fall motorische Symptome ernst nehmen, vor Beginn der Behandlung spezifisch erfassen und im Verlauf weiter monitorisieren. Die Kombination aus klinischer Beobachtung und Nutzung elektronischer Hilfsmittel wird wahrscheinlich in Zukunft helfen, die Behandlung der Betroffenen optimal zu gestalten.
Empfehlungen zur Antipsychotika-Therapie in der Peripartalzeit
Sarah Kittel-Schneider, Frankfurt am Main (Germany)
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Sarah Kittel-Schneider, Frankfurt am Main (Germany)
Durch die moderne antipsychotische Behandlung, sowohl psychopharmakologisch als auch psychotherapeutisch, sind die Verläufe auch schwerer psychischer Erkrankungen heutzutage besser zu beeinflussen und auch daher möchten immer mehr Frauen mit schizophrenen Psychosen, schizoaffektiven Störungen und auch bipolar-affektiven Störungen sich ihren Kinderwunsch erfüllen. Zudem werden auch Patientinnen im gebärfähigen Alter mit therapieresisten oder ängstlich-gefärbten depressiven Störungen vermehrt augmentativ mit Substanzen aus der Klasse der Antipsychotika behandelt. Was das teratogene Risiko der Antipsychotika angeht, gibt es mittlerweile sehr gute Evidenz, dass die meisten Substanzen unbedenklich sind. Allerdings gibt es Hinweise auf vermehrte Anpassungsstörungen bei den Neugeborenen, wenn Antipsychotika im letzten Trimenon gegeben wurden und auch transiente Entwicklungsverzögerungen in den ersten 36 Lebensmonaten werden berichtet. Die Datenlage zu Stillzeit und Antipsychotika ist deutlich spärlicher, aber auch hier scheinen eine Reihe von Medikamenten ohne Gefährdung der gestillten Kindereinsetzbar zu sein. Das postpartale Rückfallrisiko von Patientinnen mit Psychoseerkankungen bei Absetzen der Medikation währned der Schwangerschaft ist deutlich erhöht im Vergleich zur Beibehaltung der Medikation. Daher sollte stets eine individuelle Nutzen-Risiko-Betrachtung erfolgen bezüglich der Medikation in Schwabgerschaft und Stillzeit bei schizophrenen Psychosen. Unabhängig von der Medikation haben Frauen mit diesen Erkrankungen vermehrt Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen und auch vermehrt Schwierigkeiten in der Bindung und Versorgung der Kinder, weswegen eine engmaschige multiprofessionelle Begleitung in der Peripartalzeit bei diesen Frauen besonders wichtig ist.