Sexueller Missbrauch von Kindern ist ein weit verbreitetes Problem. Am häufigsten findet der sexuelle Missbrauch von Kindern innerhalb von Familien statt. In den letzten Jahren gibt es aber zunehmend Erkenntnisse, dass auch Institutionen wie die Kirchen, Schulen oder Sportvereine Orte sind, an denen Kinder gefährdet sind. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, durch verstärkte Forschung auf diesem Feld und durch die Implementierung von Schutzkonzepten sichere Orte für Kinder zu schaffen. Im Symposium werden Ergebnisse einer in der Öffentlichkeit stark diskutierten Studie zur Einschätzung des Dunkelfeldes bei sexuellem Missbrauch im institutionellen Kontext vorgestellt. Der zweite Vortrag befasst sich mit der Thematik der Prävention und Unterstützung nach sexuellem Missbrauch im Kontext von Schulen. Zwei Vorträge berichten über neue Auswertungen der im Herbst 2018 der Öffentlichkeit vorgestellten MHG-Studie zum Missbrauch in der katholischen Kirche. Dabei wird an Hand der Strafaktenanalyse eine Tätertypologie des klerikalen Missbrauchstäters entwickelt. Der abschließende Vortrag befasst sich mit der Rezeption der MHG-Studienergebnisse und hierdurch initiierte Reformen.
Prävention und Unterstützung nach sexuellem Missbrauch – Schule als Resilienzort
Miriam Rassenhofer, Ulm (Germany)
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Autor:in:
Miriam Rassenhofer, Ulm (Germany)
Einleitung: Verschiedene sogenannte „Missbrauchsskandale“ in Institutionen, wie beispielsweise den Kirchen, Schulen, Internaten und Heimen, aber auch Sportvereinen, brachten das Thema sexuellen Missbrauchs in den öffentlichen Fokus und ermutigten im Verlauf viele Betroffene aus unterschiedlichen Institutionen ihre Erfahrungen zu schildern. Hierbei gibt es Berichte sowohl über Viktimisierungserfahrungen als auch Präventionsmaßnahmen und erlebte Unterstützung. Der Vortrag bezieht sich im Besonderen auf die Schule als wichtigen Ort der Resilienz durch Prävention, Partizipation sowie Unterstützung und Strukturierung im Alltag.
Methode: Es werden Daten aus der fragenbogenbasierten Untersuchung einer bevölkerungsrepräsentativen Stichprobe (n=2.531) zu Präventionsmaßnahmen in der Schule präsentiert. Weiterhin werden Ergebnisse aus der Begleitforschung zum „Hilfetelefon Sexueller Missbrauch“ des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs vorgestellt, wo Betroffene sowie Lehrkräfte über die Thematisierung sexuellen Missbrauchs, Präventions- und Unterstützungsmaßnahmen an Schulen berichten.
Ergebnis: Eltern sehen Schule als einen angemessenen Ort für die Thematisierung sexuellen Missbrauchs an. Betroffene und Lehrkräfte berichten jedoch, dass das Thema selten angesprochen werde. Betroffene schildern den Wunsch nach mehr Unterstützung, Lehrkräfte äußern Überforderung und Unsicherheit mit dem Thema.
Schlussfolgerungen: Die Schule weist großes Potential auf, für (betroffene) Kinder und Jugendliche ein Resilienzort zu sein. Hierfür ist jedoch verstärkte Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte sowie des weiteren pädagogischen Personals zum Thema sexuellen Missbrauchs von Nöten. Eine effiziente, niederschwellige und gut akzeptierte Möglichkeit hierfür stellen E-Learning-Programme dar.
Welche Tätertypologien bei klerikalen Missbrauchstätern lassen sich aus der Strafaktenanalyse der MHG-Studie ableiten?
Dieter Dölling, Heidelberg (Germany)
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Autor:innen:
Dieter Dölling, Heidelberg (Germany)
Barbara Horten, Heidelberg (Germany)
Straftaten in Institutionen sind durch strukturelle und situative Variablen bedingt. Außerdem spielen die Persönlichkeiten und Interaktionen der am Tatgeschehen Beteiligten eine Rolle. Der Vortrag befasst sich mit Klerikern der katholischen Kirche, die des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen beschuldigt wurden. Es wird erörtert, welche Merkmale die Beschuldigten aufweisen, ob bei Ihnen Persönlichkeitsauffälligkeiten festzustellen sind und ob sich bestimmte Tätergruppen beschreiben lassen. Die Analyse beruht auf staatlichen Strafakten, daneben werden auch Personalakten der katholischen Kirche, qualitative Interviews mit beschuldigten Klerikern und eine Literaturauswertung herangezogen. Auf der Grundlage der Befunde werden Überlegungen zur personenbezogenen Prävention des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen in der katholischen Kirche angestellt. Diese Überlegungen betreffen die Auswahl und Ausbildung der Priester sowie ihre Begleitung bei der Amtsausübung. Es wird geprüft, inwieweit diese Überlegungen auch für die Prävention sexueller Missbrauchsdelikte in anderen Institutionen von Bedeutung sein können.
Die MHG-Studie – wie geht es weiter?
Harald Dreßing, Mannheim (Germany)
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Autor:innen:
Harald Dreßing, Mannheim (Germany)
Hans Joachim Salize, Mannheim (Germany)
Die MHG-Studie – wie geht es weiter?
Die im September 2018 der Öffentlichkeit vorgestellte MHG-Studie, die den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen im Verantwortungsbereich der Deutschen Bischofskonferenz untersuchte, hat sowohl in der wissenschaftlichen Community als auch in der Öffentlichkeit große Beachtung gefunden. Über die Rezeption der Studienergebnisse sowie in der Folge durchgeführte weitere Analysen der MHG-Daten wird in dem Vortrag berichtet.