Psychiatrie und Palliativmedizin haben mehr gemeinsam, als man auf den ersten Blick meinen könnte. Beide Fächer gehören zur sprechende Medizin, stützen sich auf biopsychosozia(spirituel)le Modelle und arbeiten multidisziplinär. Auch auf Seite der PatientInnen gibt es keine klare Trennung: Zum einen leiden Menschen am Lebensende (auch) unter psychischen Symptomen wie Angst, Depression oder auch einem Delir. Zum anderen wurde in den letzten Jahren ein palliatives Vorgehen vorgeschlagen für Patienten mit schwersten, nicht-heilbaren psychischen Erkrankungen, wie z.B. Demenzen und Opiatabhängigkeit. Dieses Symposium beleuchtet die Schnittmenge von Psychiatrie und Palliativmedizin an Hand einzelner Krankheitsbilder und versucht aufzuzeigen, wie die beiden Fächer voneinander profitieren und lernen können.
Palliativmedizinische Aspekte der Versorgung von Menschen mit Demenz und Delir
Vjera Holthoff-Detto, Berlin (Germany)
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Autor:innen:
Vjera Holthoff-Detto, Berlin (Germany)
Walter Hewer, Göppingen (Germany)
Die Zunahme hochaltriger und multimorbider Menschen, die an einer Demenz oder an einem Delir erkranken werden, steigt mit der rasanten medizinische Entwicklungen der letzten Jahrzehnte. Vor diesem Hintergrund gewinnen in der Altersmedizin palliative Aspekte am Lebensende von Menschen mit den Diagnosen Demenz und/oder Delir an klinischer und ethischer Bedeutung. Dabei zeigt sich, dass es viele Gemeinsamkeiten zwischen palliativmedizinischen Herangehensweise und Behandlungskonzepten in der Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik gibt und auch Aspekte in der Behandlung, die der jeweiligen besonderen Expertise bedürfen.
Die Palliativversorgung bei Menschen mit Demenz beinhaltet Aspekte, die einer besonderen Beachtung bedürfen: Die Planung der Vorsorge für das Lebensende ist unter besonderer Berücksichtigung der individuellen Wünsche sehr früh im Erkrankungsverlauf erforderlich, da Menschen mit Demenz diese im schweren Demenzstadium am Lebensende nicht mehr vom selber formulieren können. Das ist die gemeinsame Aufgabe des behandelnden Teams gemeinsam mit dem Betroffenen und den ihm nahestehenden Menschen und sollte genau wie die psychosoziale, medikamentöse Behandlung und die rechtliche Vorsorge Teil der Demenzbehandlung sein. Beim Delir kann in vielen Fällen volle Reversibilität erwartet werden. Angesichts der hohen Variabilität der Prognose des Delirs ist es eine Herausforderung, kurative und symptomlindernde Maßnahmen in eine angemessene Balance zu bringen. Die klinisch notwendige interdisziplinäre Zusammenarbeit wird hier vorgestellt und diskutiert.