Nach heutigem Wissen können biologische, lebensgeschichtliche und soziale Faktoren zur Entstehung von psychischen Krankheiten beitragen, wobei es häufig Kombinationen aus diesen Faktoren sind, die zum Entstehen einer Krankheit führen. Jede eindimensionale oder monokausale Theorienbildung muss daher als überholt gelten. Im klinischen Alltag ist weder die alleinige Beeinflussung biologischer, noch psychologischer oder sozialer Faktoren für die Behandlung ausreichend. Sozialpsychiatrie, biologische Psychiatrie und psychotherapeutische Psychiatrie haben daher in der klinischen Arbeit, in der Forschung und in der Lehre einen unverzichtbare Aufgabe, ohne die eine umfassende Behandlung und Betreuung psychisch Kranker nicht gelingen kann.
Psychosomatik wird in den meisten Ländern der Welt als integraler Bestand der Psychiatrie gesehen. Körperliche und psychische Erkrankungen treten gehäuft gemeinsam auf, weshalb im klinisch-psychiatrischen Alltag nicht auf die Behandlung somatischer Erkrankungen und umgekehrt im klinischen Alltag somatischer Fachgebiete nicht auf die Behandlung psychischer Krankheiten vergessen werden darf. Die Tatsache, dass biologische, lebensgeschichtliche und soziale Faktoren zur Entstehung von Krankheiten beitragen können, gilt selbstverständlich auch für alle Erkrankungen im Kontext somatischer Komorbidität. Psychosomatik als Teil des Fachgebietes Psychiatrie ist unseres Erachtens ein gutes Beispiel eines gesamtheitlichen Zusammenspiels von Sozialpsychiatrie, biologischer Psychiatrie und psychotherapeutischer Psychiatrie in Kooperation mit somatischer Medizin.