Autor:innen:
Kathleen Boström, Köln (Germany)
Thomas Montag, Köln (Germany)
Leonie Gehrke, Köln (Germany)
Carolin Rosendahl, Köln (Germany)
Gerrit Frerich, Köln (Germany)
Vanessa Romotzky, Köln (Germany)
Raymond Voltz, Köln (Germany)
Kerstin Kremeike, Köln (Germany)
Hintergrund: Palliativpatienten (PP) entwickeln im Verlauf ihrer Erkrankung nicht selten Todeswünsche (TW). Viele Versorgende (VG) berichten Unsicherheit im Umgang damit. Ein Gesprächsleitfaden, entwickelt mit Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (Förderkennzeichen 01GY1706), soll dieser Unsicherheit begegnen. Für eine verbesserte Kommunikation über TW ist auch wichtig, wie PP diese Wünsche konkret formulieren und kommunizieren.
Methode: VG wurden in einer Schulung zum Umgang mit TW gebeten, TW-Formulierungen von PP aus ihrer bisherigen Berufspraxis zu nennen und in folgenden Gesprächen mit PP zu dokumentieren. Die zusammengetragenen Formulierungen wurden qualitativ-inhaltsanalytisch ausgewertet.
Ergebnisse: Es liegen 118 TW-Formulierungen von 69 VG aus 8 Schulungen und 32 geführten Gesprächen vor, die sich im Ausdruck besonders durch ihre Direktheit unterscheiden:
• 20% (n=24) direkte Kommunikation („Ehe ich hier in den Windeln liege, bringe ich mich um.“)
• 80% (n=94) indirekte Kommunikation („Der Alte soll mich doch endlich zu sich holen!“), z.B. Verwendung von Metaphern (n=49), Umschreibung von Tötungshandlungen/Wunsch nach assistiertem Suizid (n=19), Bezug auf Dritte, z.B. bereits verstorbene Partner (n=20), Formulierung von TW als Lebensüberdruss (n=16), Formulierung von TW als Frustrationsbekundungen (n=19)
Diskussion: Die Analyse zeigt, welche Äußerungen VG als TW interpretieren. Dabei bleiben die nonverbale Kommunikationsebene oder unausgesprochene TW unberücksichtigt. Das Aufgreifen verwendeter Formulierungen kann das Gespräch öffnen und helfen zu verstehen, ob ein TW vorliegt. Fragen dazu können an den direkten oder indirekten Kommunikationsstil der PP angepasst werden.
Schlussfolgerung: Eine Übersicht über Äußerungsformen von TW kann VG Orientierung im Umgang damit bieten. Auch lassen sich Ansatzpunkte für eigene Formulierungen proaktiven Ansprechens möglicher TW aufzeigen, sodass PP sprachlich angemessen begegnet werden kann.