Autor:innen:
Gerhard Eschweiler, Tübingen (Germany)
Manuel Czornik, Tübingen (Germany)
Matthias Herrmann, Tübingen (Germany)
Oksana Forkavets, Tübingen (Germany)
Marvin Metzner, Tübingen (Germany)
Christian Mychajliw, Tübingen (Germany)
Friederike Deeken, Potsdam (Germany)
Michael Rapp, Potsdam (Germany)
Lorenz Sutter, Stuttgart (Germany)
Christine Thomas, Stuttgart (Germany)
Die Anzahl elektiver Operationen (auch des Herzens) nimmt bei Menschen >70 J. kontinuierlich zu. Perioperative Komplikationen im Alter stehen in Relation zu präexistenten Kognitionseinbußen und führen letztlich zur Lebensqualitätbeeinträchtigung. Präoperatives kognitives Screening wird in deutschen Kliniken bisher nicht regelhaft durchgeführt. In der PAWELstudie (Innovationsfonds, FKz:01VSF16016) werden prospektiv Risikofaktoren für die postop. Entwicklung von Delir und kognitiver Dysfunktion (POCD) sowie Delirpräventionseffekte untersucht.
Patienten der PAWEL-Multicenterstudie (s. Sanchez et al. Trials. 2019), wurden präoperativ mit MoCA, TMT und Digit Span untersucht. MoCAergebnisse der Kontrollphasen-Patienten (n>700) wurden mithilfe internationaler Normen (Nassradine et al., JAGS 2005) bewertet sowie bei stärkerer Alters- und Bildungswichtung anhand einer Vergleichsstichprobe (Thomann et al. Alz Dis 2018) z-Wert-transformiert. Subscores werden aus den Domänen Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Exekutive und Visuokonstruktion gebildet.
In der Tübinger Substichprobe (N=142, mittl. Alter 77 J.) findet sich ein mittlerer MoCA Score von 23,5 +/- 3,8 P.; 69% der Elektivpatienten weisen ein zumindest leichtes kognitives Defizit auf (cut-off 26 P.). Die Z-Wert-Transformation detektiert dagegen nur bei 33% (z < -1,28, < 10% Perz.) bzw. 27% (z < -1,50) ein kognitives Defizit. Die Gesamtstichprobe (incl. Subscores) wird im Vortrag präsentiert.
Erste Pilotauswertungen belegen einen hohen Anteil kognitiv eingeschränkter Älterer auch bei Elektiveingriffen. Zwei MoCA-Scores werden hinsichtlich ihrer Delirrisiko-Erkennung bewertet, die ja die Voraussetzung für den Einsatz multimodaler Delir-präventiver Maßnahmen ist. Ein valides Screening legt prä-operativ mögliche kognitive Defizite offen und dient so der Outcome-gefährdenden Komplikationsvermeidung. Eine potentielle POCD könnte so auch auf Op.-unabhängige, präexistente Faktoren bezogen werden. Dank an die PAWEL Study Group.