Autor:innen:
Theresa Lichtenstein, Köln (Germany)
Marlene Rosen, Köln (Germany)
Nora Penzel, Köln (Germany)
Michael Gruen, Köln (Germany)
Stephan Ruhrmann, Köln (Germany)
Frauke Schultze-Lutter, Düsseldorf (Germany)
Kai Vogeley, Köln (Germany)
Joseph Kambeitz, Köln (Germany)
Einleitung: Kindheitstraumata spielen nicht nur eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von psychischen Erkrankungen, sie scheinen auch Verbindungen zu einem schlechten funktionellen Outcome zu haben. Bislang wurde jedoch nie das individuelle Risiko eines schlechten funktionellen Outcomes anhand von Kindheitstraumata vorhergesagt.
Methoden: Klinische Daten von 314 hilfesuchenden Personen (Alter: M=32.2 ±5.6; Geschlecht: 66.9% männlich), ohne vorherige psychiatrische Diagnose, die sich im Kölner Früherkennungs- und Therapiezentrum für psychische Erkrankungen (FETZ) in den Jahren 2009 bis 2013 vorgestellt hatten, wurden retrospektiv analysiert. Im Rahmen einer Support Vector Machine (SVM) basierten multivariaten Musteranalyse wurde überprüft, ob anhand des Musters von Kindheitstraumata (erfasst durch die Trauma And Distress Scale (TADS)) ein hohes vs. ein niedriges Outcome (erfasst mit dem Global Assessment of Functioning (GAF), der Social and Occupational Functioning Assessment Scale (SOFAS) sowie dem Schulabschluss) prädiziert werden kann. Darüber hinaus wurden die SVM-basierten Analysen einer herkömmlichen logistischen Regression gegenübergestellt.
Ergebnisse: Es konnte gezeigt werden, dass die hilfesuchenden Personen gut anhand ihrem TADS Muster hinsichtlich ihres funktionalen Outcomes unterschieden werden konnten. Den höchsten prädiktiven Wert besaßen Items aus den Subskalen „Abhängigkeit“ und „Emotionale Vernachlässigung“. Ferner ergaben die SVM basierten Analysen bessere Ergebnisse als die der logistischen Regression.
Diskussion: Die Erfassung von kindlichen Trauma Erfahrungen sollte ein fester Bestandteil der Diagnostik in Früherkennungszentren für psychische Erkrankungen werden, um Leute zu identifizieren, die eine besondere Unterstützung und Überwachung benötigen. Ferner sollte der Prävention von Kindheitstraumata eine vermehrte Bedeutung zugemessen werden.