Was Evaluationen wirklich leisten (können)
Janine Utz, Erlangen (Germany)
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Autor:innen:
Janine Utz, Erlangen (Germany)
Johannes Kornhuber, Erlangen (Germany)
Philipp Spitzer, Erlangen (Germany)
Die studentische Evaluation ist maßgebliche Qualitätssicherung der Lehre. Jedoch ist unklar, welche Rückschlüsse Evaluationsergebnisse auf den Lernerfolg zulassen.
Verglichen wurden daher Evaluation und Eigeneinschätzung des Lernerfolgs von Medizinstudierenden nach einem Praktikum in der Psychiatrie mit deren Prüfungsleistungen in einer praktischen Prüfung (OSCE).
Es konnte kein Zusammenhang von objektivem Prüfungsergebnis mit subjektiv erlebtem Wissensgewinn gefunden werden. Der Spaß an der Veranstaltung war mäßig mit dem Prüfungserfolg korreliert.
Eine Evaluation scheint daher gut geeignet zu sein den „Wohlfühlfaktor“ zu beurteilen, nicht jedoch das eigentliche Ziel einer Lehrveranstaltung, den Lernerfolg.
Wissenschaften der Psyche und Film – Trend, notwendige Beziehung oder Liaison dangereuse?
Isolde Eckle, Zürich (Switzerland)
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Autor:innen:
Isolde Eckle, Zürich (Switzerland)
Johannes Binotto, Luzern (Switzerland)
Iannis Zachariadis, Kilchberg (Switzerland)
Seit mehr als zehn Jahren führen wir an Psychiatrischen Kliniken in der obligatorischen Weiterbildung Kurse durch, die
psychiatrische Konzepte anhand aktueller und historischer Filmbeispiele zur Diskussion stellen.
Die Arbeit der Assistenzärzte soll unterstützt werden durch kritisches Hinterfragen der Standards psychiatrischer Diagnostik;
die Arbeit mit Patienten soll unterstützt werden durch kulturwissenschaftliche Erkennisse; neuere Fragestellungen, wie Identitätskonstrukte, -Konflikte und -Politik werden erarbeitet.
Psychoanalyse und Film sind zur gleichen Zeit entstanden. So ergeben sich zwingend Bezugspunkte, die fruchtbar gemacht werden können für das Arbeiten mit Patienten und die Forschung im Feld der Psychowissenschaften.
Kritisch sollen Ansätze hinterfragt werden, die auf bosses Illustrieren ausgerichtet sind (zu jeder Diagnose Filmbeispiele)
oder Gruppenarbeit mit Patienten im Kinosaal stattfinden lassen.
Im Fokus der Arbeit mit angehenden Psychiatern steht die Einordnung der psychiatrischen Konzepte in die politisch/soziale und kulturelle Landschaft mit ihren gegenwärtigen Konflikten - oder:
die Landschaften der Seele im Rahmen und vor dem Hintergrund unserer Gegenwartskonflikte betrachten.
„Schallwellen“ im Schützengraben. Eine württembergische Anstaltszeitung schreibt Zeitgeschichte zwischen Psychiatrie und Alltagswelt (1897-1936)
Uta Kanis-Seyfried, Ravensburg (Germany)
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Autor:in:
Uta Kanis-Seyfried, Ravensburg (Germany)
Die Anstaltszeitung „Schallwellen“ der Königlichen Heil- und Pflegeanstalt Schussenried schrieb eine publizistische Erfolgsgeschichte, die erst mit der Gleichschaltung der Presse durch die Nationalsozialisten 1936 endete. Der medizinhistorischen und sozialwissenschaftlichen Forschung liegt hier ein Zeitzeugnis vor, das politische, gesellschaftliche, wirtschaftliche und soziale Ereignisse und Prozesse diskutiert, kommentiert und widerspiegelt. Die im Schnittpunkt von Psychiatrie-, Kultur- und Sozialgeschichte angelegte Studie fokussiert v.a. epochale Wendezeiten (Erster Weltkrieg, Weimarer Republik, Nationalsozialismus).
Fragestellung: Zeitgenössische Darstellungsformen, Themen und Inhalte, didaktisch-methodologische Vorgehensweisen, Verknüpfungen von Mikrogeschichte und Makrogeschichte.
Ziel: Interpretation der Anstaltszeitung als Zeitdokument, Medium der Korrelation von subjektiver Geschichte mit objektiven Daten/Ereignissen, Teil institutioneller Kultur und Vermittlerin von Anstaltsentwicklung und Psychiatriegeschichte.
Methoden: Quantitative/qualitative Methoden empirischer Sozial- und Kulturwissenschaften, medizinhistorische Fragestellungen, formale/semantische/inhaltliche Textanalyse, Biografik, epochale Schwerpunkte.
Ergebnisse: Beschreibung und Interpretation zeitgenössischer journalistischer Darstellung von Psychiatrie,- Alltags- und Politikgeschichte.
1897-1914/15: Helden- und Denkmalkult, Kinder- und Jugenderziehung, Frauenemanzipation, Kriegsbegeisterung, „Liebesgabe“ im Schützengraben
1916-1920: Gedenkkultur, Anstaltsalltag
1920-1936: Unterhaltung, Nationalsozialismus
1897-1936: Entwicklungsgeschichte Anstalt und Psychiatrie
Diskussion/Schlussfolgerung: Die Anstaltszeitung ist Teil einer institutionellen Kultur und einzigartiges Zeitzeugnis. Mittels verschiedener Forschungsmethoden entsteht das authentische, facettenreiche Bild von historischem Anstaltsalltag, regionaler Struktur und Gesellschaft unter wechselhaften Rahmenbedingungen.
Mental Health Literacy und ihr Einfluss auf Stigmatisierung psychischer Störungen in der Allgemeinbevölkerung
Carolin Doll, Düsseldorf (Germany)
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Autor:innen:
Carolin Doll, Düsseldorf (Germany)
Chantal Michel, Bern (Switzerland)
Benno G. Schimmelmann, Bern (Switzerland)
Frauke Schultze-Lutter, Düsseldorf (Germany)
Trotz zunehmendem Wissen in der Allgemeinbevölkerung über psychische Erkrankungen erfahren viele psychisch Erkrankte Stigmatisierungen. Basierend auf der intuitiven Annahme, dass mehr Wissen über eine psychische Erkrankung zu einer positiveren Meinung gegenüber psychisch Erkrankten führt, wurden Anti-Stigmatisierungskampagnen durchgeführt. Es zeigte sich, dass sich die Mental Health Literacy (MHL) wie z.B. Behandlungsempfehlungen und der Wunsch nach sozialer Distanz sich bei unterschiedlichen Störungsbildern unterscheidet. Ziel der vorliegenden Studie war es daher, prädiktive Faktoren von Stigma im Zusammenhang mit MHL zu untersuchen.
Im Rahmen der Bern Epidemiological At-Risk Telefonstudie füllten 1527 Teilnehmer aus der Allgemeinbevölkerung (16-40 J.) einen Fragebogen über MHL und Einstellungen gegenüber psychischen Erkrankungen aus. Es gab zwei Versionen, die sich in den eingangs diagnostisch nicht spezifizierten Fallvignetten unterschieden, indem entweder eine Psychose (n=784) oder Depression (n=742) beschrieben wurde.
Je weniger alternative Behandlungsmöglichkeiten empfohlen wurden, desto stärker war der Wunsch nach sozialer Distanz. Es konnte ein Zusammenhang von Wunsch nach sozialer Distanz mit Alter und Hilfesuchverhalten gefunden werden. Außerdem hatte die Art der Fallvignette einen Effekt. Zudem konnte eine Interaktion zwischen der Behandlungsempfehlung von professioneller Hilfe und der richtigen Erkennung von der jeweiligen beschriebenen Störung in der Fallvignette nachgewiesen werden. Die Differenzierung der verschiedenen Vignetten-Gruppen ergab unterschiedliche Einflussfaktoren auf Wunsch nach sozialer Distanz.
In Einklang mit vorangegangenen Studien, konnte gezeigt werden, dass die Psychose Fallvignette mit einem stärkeren Wunsch nach sozialer Distanz einhergeht. Des Weiteren sprechen die gefundenen störungsspezifischen Einflussfaktoren in Hinblick auf Stigma für die Verwendung von störungsspezifisch ausgerichteten Maßnahmen zur Reduktion von Stigma.
Aggressionen von Patienten in der Psychiatrie – Entwicklungen über 10 Jahre in einem großen gemeinnützigen Klinikum
Erik Wolf, Wasserburg am Inn (Germany)
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Autor:innen:
Erik Wolf, Wasserburg am Inn (Germany)
Kerstin Sander, Wasserburg am Inn (Germany)
Julia Diemer, Wasserburg am Inn (Germany)
Peter Zwanzger, Wasserburg am Inn (Germany)
Einleitung:
Aggressives Verhalten (AV) gegen andere Menschen, Gegenstände, Institutionen, aber auch gegen die eigene Person ist nicht nur ein Thema in der Gesellschaft, sondern auch in der modernen patientenorientierten Psychiatrie. Aktuelle Diskussionen über geschlossene Unterbringungen und Zwangsmaßnahmen, sowie eine veränderte Gesetzeslage, u. a. Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz, verpflichten psychiatrische Kliniken, sich intensiv mit der Thematik auseinanderzusetzen.
Methode:
Seit 2007 wurde am kbo-Inn-Salzach-Klinikum gemeinnützige GmbH AV gegen Personal und Mitpatienten aufgezeichnet und deskriptiv ausgewertet. Der standardisierte Erfassungsbogen liefert neben den patientenbezogenen Daten die möglichen Auslöser für Aggressives Verhalten, die Aggressionsart (Aggressions- und Tätlichkeitsfaktor), das Aggressionsziel, die Folgen der Aggression und die ergriffenen Gegenmaßnahmen. Wesentliche Ziele der Untersuchung waren zum einen das direkte Abbilden von Veränderungen der Häufigkeit und der Art des AV in Relation zur Gesamtzahl der Patienten, zum anderen das indirekte Abbilden der Effekte des 2006 eingeführten Deeskalationsmanagements.
Ergebnisse/ Diskussion:
In der Präsentation werden die Ergebnisse aus den Jahren 2009 bis 2018 dargestellt. Besonderes Augenmerk galt dabei den Patientencharakteristika, den unterschiedlichen Altersgruppen (< 65 Jahre und ≥ 65 Jahre), der Geschlechterverteilung bei AV, der Aggressionsarten und der Reaktion des Personals auf AV.
Schlussfolgerung:
In unserer psychiatrischen Vollversorgungsklinik nahm die Zahl der Patienten mit dokumentiertem AV von 2009 bis 2018 kontinuierlich zu. Aggressives Verhalten von Patienten ist psychiatrischer Alltag. Die Zunahme verbaler Deeskalation als Gegenmaßnahme zum Beenden von aggressivem Verhalten war ein positiver Effekt, zur Prävention von AV sind weitere Maßnahmen notwendig.
Kritische PatientInnen in der Psychiatrie
Stefanie Weber, Salzburg (Austria)
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Autor:innen:
Stefanie Weber, Salzburg (Austria)
Wolfgang Aichhorn, Salzburg (Austria)
Kritische PatientInnen in der Psychiatrie
Hintergrund
In der Akutpsychiatrie werden PatientInnen aufgrund der Exazerbation ihrer psychischen Erkrankungsbilder aufgenommen, was an sich eine massive Stressbelastung darstellt. Oftmals ist es notwendig, PatientInnen zu Beginn der Behandlung zu sedieren und zu fixieren, um den Erregungszustand zu behandeln und die akute Selbst- und Fremdgefährdung abzuwenden. Die Reaktion auf die Behandlung und Fixierung kann jedoch erneut eine zusätzliche Stressbelastung mit allen vegetativen Folgen sein.
Psychiatrische PatientInnen sind generell weniger alert gegenüber Körpersignalen und haben ein erhöhtes Risiko für somatische Vorerkrankungen z.B. für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Somatische, potentiell lebensbedrohliche Zustände bei fixierten und sedierten PatientInnen werden so oft nicht oder zu spät erkannt.
Aus diesem Grund wurde an der Universitätsklinik ein Überwachungs- und Behandlungspfad für diese Hochrisikopatientinnen entwickelt mit dem Ziel potentiell lebensgefährdende Komplikationen zu verhindern.
Diskussion
In einer fachübergreifenden Gruppe, bestehend aus Pflege und Ärztinnen, wurde diskutiert wie diese kritische PatientInnengruppe standardisiert überwacht und diagnostisch abgeklärt werden kann. Aus dieser Diskussion entstand ein Konzept mit einem Leitfaden zur Überwachung und Abklärung sowie einer Behandlung.
Zuerst wurde die Gruppe der kritischen PatientInnen definiert, die eine solche besondere Fürsorge bedarf. Wir schlossen liegende PatientInnen, z.B. aufgrund Somnolenz, Katatonie, Sedierung, und fixierte PatientInnen ein.
Im Anschluss haben wir die verschiedenen Behandlungspfade erarbeitet.
Schlussfolgerung
Liegende und sedierte PatientInnen zählen zu den kritischen und zu überwachenden PatientInnen in der Psychiatrie.
Mit diesem Behandlungspfad wird die Patientensicherheit dieser Hochrisikogruppe deutlich erhöht und hilft auch den Behandlungsteams nachvollziehbare, gut dokumentierte Entscheidungen zu treffen.
Wunder gibt es immer wieder… Zur Typologie des Verschwörungsdenkens
Birgit Braun, Regensburg (Germany)
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Autor:innen:
Birgit Braun, Regensburg (Germany)
Thomas Loew, Regensburg (Germany)
Einführung: Verschwörungsdenken hat aktuell wieder „Hochkonjunktur“, da es ein einfaches demagogisches Erklärungsmuster für soziopolitische Ambivalenzen liefert.
Methoden: Literatur- und Archiv-Studium zur Schaffung eines historischen Bewusstseins für relevante Verschwörungstheorien.
Ergebnisse/Diskussion: Reale Verschwörungen mit Protagonisten wie Brutus (85-42 v. Chr.) oder Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907-1944) sind abzugrenzen von irrealen verschwörerischen Konstruktionen, die beanspruchen, weltumfassende „Wahrheiten“ ans Licht zu befördern. Irreale, konstruierte Komplotte sind von ungeheuerer Wirkungsmacht, weil empirisch nicht nachprüfbar. Hierzu sei verwiesen auf den Konnersreuther Kreis um Therese Neumann (1898-1962) und auf die „Schlaraffia“ - aus der Perspektive des Schlaraffen und einstigen Direktors der Heil-und Pfleganstalt Erlangen Wilhelm Einsle (1887-1961). Die facettenreichen Funktionalitäten der Verschwörungstheorien im Sinne des Erklärungsangebotes, der Identitätsstiftung sowie der Legitimations- und Manipulationspotenz spielen eine wichtige Rolle für ihre Akzeptanz bei weiten Teilen der Bevölkerung. Epochen großer zeitgeschichtlicher Umwälzungen mit Erschütterung bisheriger Glaubenssätze – historische Phasen also, in denen die Menschen nach einem Wunder „dürsten“ – prädisponieren für die Etablierung von Verschwörungsdenken. Auch psychische Krisen als individuelle „Umsturzsituationen“ lassen den jeweils Betroffenen wunderaffiner und somit „anfällig“ für irreale Verschwörungskonstrukte werden.
Schlussfolgerung: Um die „Komplott-Konjunktur“ einzudämmen, sollten aktuelle Ängste, Unsicherheiten und Orientierungslosigkeiten der Bevölkerung ernst genommen werden. Ein vermehrter Einsatz von mental health-assoziierten Präventionsprogrammen kann durch Restrukturierung bestehender innerer Unordnung und Hilfestellung bei der individuellen Sinnsuche einer Wunder-„Hörigkeit“ entgegenwirken und somit die „Opfer“ von Verschwörungsdenken reduzieren.
Analyse möglicher Ursachen hoher psychiatrischer Chronifizierungstendenzen in einem migrantisch geprägten Patientenkollektiv in Berlin
Daniel Ketteler, Berlin (Germany)
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Autor:innen:
Daniel Ketteler, Berlin (Germany)
Holger Nieberg, Berlin (Germany)
Amadea Brockhausen, Berlin (Germany)
Einleitung: Auffällig ist in Bezug auf bisher untersuchte Kohorten mit psychiatrischen Erkrankungen und Migrationshintergrund eine insgesamt verminderte Inanspruchnahme psychotherapeutischer Leistungen (Reich de Paredes, Nater-Mewes, 2017). Klinisch imponierten zudem eine erhöhte Chronifizierungstendenz mit wenig Selbst-wirksamkeitserfahrungen und, erschwerend, gesteigerte Barrieren im Zugang zu psychotherapeutischen Maßnahmen
Methode: In einer randomisierten Pilotstudie wurden sozio-psychiatrische Charakte-ristika einer Gruppe von Patient*innen (n=71, 18 Männer und 53 Frauen) erhoben, die in einem Versorgungszentrum mit hohem, v.a. türkisch geprägten Migrationsanteil sozialpsychiatrisch behandelt wurden. Hierzu nutzten wir einen von uns entwickelten Fremdbeurteilungsbogen mit insgesamt 87 Items.
Ergebnisse: Erste Auswertungen zeigten, dass vor allem die Klient*innen mit geringen Sprachkenntnissen (n=26, 5 Männer und 21 Frauen) eine gesteigerte Chronifizierungstendenz aufwiesen und insgesamt weniger Psychotherapie in Anspruch nahmen. Auffallend war zudem ein Zusammenhang von nicht statt gehabter Psychotherapie und Chronifizierung.
Diskussion: In der von uns untersuchten, migrantisch geprägten Gruppe hatten zum Erhebungszeitpunkt 57,1% der Klient*innen einen Zugang zu Psychotherapie (und 42,9% in der Nichtmigrantengruppe). Dies und die Erfahrung von „No-Exit“-Situationen (soziale Probleme mit familiären Beziehungskonflikten, lange Krankheitsdauer, staatlicher Alimentierung sowie Gewalterfahrungen hat womöglich, die Häufigkeitsverteilungen legen das nahe, einen Anteil an der beschriebenen, komple-xen, vorwiegend depressiv-somatoformen Chronifizierung der Klient*innen. Während sich in der Gruppe der Nichtmigranten die Symptomlast im CGI-I (Improvement-Scale) deutlich besserte (nur noch 20% CGI-I auf Level 3 und 10% Level 4), verharrten in Bezug auf die Therapiefortschritte der Migrantengruppe 35,3% auf CGI-I Level 3 bzw. 51,5% sogar auf Level 4).
Analyse der Offenlegungsdatenbank „Euros für Ärzte“ und Befragung von ÄrztInnen zu ihren Erfahrungen mit der Offenlegung von Zuwendungen durch pharmazeutische Unternehmen
Marlene Stoll, Mainz (Germany)
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Autor:innen:
Marlene Stoll, Mainz (Germany)
Lara Hubenschmid, Mainz (Germany)
Klaus Lieb, Mainz (Germany)
Einführung
Ziel dieser Studie war 1.) die Analyse der deutschen Offenlegungsdatenbank “Euros für Ärzte” mit den darin enthaltenen Offenlegungen von Zuwendungen durch pharmazeutische Unternehmen an Gesundheitsdienstleistende in den Jahren 2016 und 2017 sowie 2.) die Untersuchung der Erfahrungen von ÄrztInnen mit Offenlegungen in dieser Datenbank. Im Speziellen wurden Unterschiede zwischen jenen Gesundheitsdienstleistenden, die nur in einem Jahr offengelegt hatten, und jenen, die in beiden Jahren offengelegt hatten, untersucht.
Methode
Deskriptive Analyse der Datenbank als Kohortenstudie der Gesundheitsdienstleistenden in den Jahren 2016 und 2017; Schriftliche Befragung von ÄrztInnen mit mindestens einem Eintrag in der Datenbank.
Die Datenbank enthält 29.815 Einträge; jeder Eintrag beschreibt die Summe an Zuwendungen, die der/die Gesundheitsdienstleistende entschieden hat, offenzulegen.
Für die Befragung wurden 750 ÄrztInnen (randomisiert ausgewählt; stratifiziert nach Offenlegungsverhalten) kontaktiert. Daten von 234 Ärztinnen konnten analysiert werden.
Ergebnisse
Von allen 29.815 Personen in der Datenbank legten 13.523 (45%) nur im Jahr 2016 offen; 9.321 (31%) legten nur 2017 offen und 6.321 (23%) legten in beiden Jahren offen. Die mittleren offengelegten Summen (Mediane) pro Person pro Jahr betragen jeweils 1.096€ (492€); 1.140 € (387€); und 2.252€ (832€). Dies deutet auf eine stark linkssteile Verteilung hin.
Die meisten der ÄrztInnen (80-95%) berichten keine bis wenige Reaktionen bezüglich der Offenlegungen. 39% stimmten zu, dass durch die Offenlegungen in der Öffentlichkeit ein falscher Eindruck entsteht. Prädiktoren für das Entscheidungsverhalten für / gegen eine Offenlegung 2017 werden in einem spezifischen Regressionsmodell untersucht.
Konklusion
Die Analyse der Datenbank zeigt ein verzerrtes Bild der finanziellen Zuwendungen im medizinischen Bereich zeichnen. Offenlegungen scheinen kaum Diskussion von Ärztinnen mit PatientInnen angestoßen zu haben.