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Raum:
Saal A8
Topic:
Wissenschaftliches Programm
Topic 05: Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen, F4
Format:
State-of-the-Art-Symposium
Dauer:
90 Minuten
Besonderheiten:
Q&A-Funktion
State of the Art der Pharmakotherapie bei Zwangsstörungen und neue therapeutische Entwicklungen
Ulrich Voderholzer, Prien am Chiemsee (Germany)
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Autor:in:
Ulrich Voderholzer, Prien am Chiemsee (Germany)
Pharmakotherapie ist bei Zwangsstörungen gemäß den deutschen S3-Leitlinien nicht 1. Wahl, sondern soll nur dann empfohlen werden, wenn KVT mit Exposition und Reaktionsmanagement nicht verfügbar ist, abgelehnt wird oder nicht ausreichend Wirkung zeigt. Hintergrund ist, dass KVT mit Exposition deutlich wirksamer ist als Pharmakotherapie und daher prinzipiell Vorrang haben sollte.
Wenn eine Pharmakotherapie verordnet wird, sind SSRI die Medikamente der 1. Wahl, wobei keine Wirksamkeitsunterschiede zwischen den einzelnen Substanzen gezeigt werden konnten, so dass die Auswahl eher nach Präferenz und ggf. Nebenwirkungen erfolgen sollte, bzw. ein mögliches Interaktionspotential berücksichtigt werden sollte. Medikament der zweiten Wahl ist Clomipramin. Bei Therapieresistenz auf SSRI oder Clomipramin können atypische Antipsychotika temporär für einen Zeitraum von 6 Wochen, ggf. auch länger, eingesetzt werden.
In dem Beitrag wird der aktuelle Kenntnisstand zu Akut- und Langzeiteffekten medikamentöser und anderer Therapieverfahren bei Zwangserkrankungen dargestellt. Dabei werden insbesondere auch die Aussagen der S-3-Leitlinie (Hohagen et al. 2014) berücksichtigt.
Zu neuen therapeutischen Entwicklungen bei Zwangsstörungen zählen:
• Hirnstimulationsverfahren: Unterschiedliche Arten von Hirnstimulation werden seit vielen Jahren intensiv beforscht, Bedeutung für die Versorgung von Menschen mit Zwangsstörungen haben sie, von Ausnahmefällen abgesehen, derzeit nicht.
• Alternative Medikamente, die das Glutamat System beeinflussen: Hier liegen weiterhin keine überzeugenden Studien mit positiven Ergebnissen vor.
• Verfahren der Dritten Welle der Verhaltenstherapie: Sie werden in der Praxis breit eingesetzt, ein Nachweis einer überlegenen Wirksamkeit gegenüber klassischer KVT mit Exposition fehlt.
• Weiterentwicklung von Exposition im Sinne einer Intensivierung unter Einbezug inhibitorischen Lernens: Hier besteht Potential für stärkere Wirksamkeit und Anwendung in der Versorgung