Seit 01.01.2018 können Psychiatrische Fachkrankenhäuser sowie Allgemeinkrankenhäuser mit psychiatrischen Fachabteilung die stationsäquivalente Behandlung (StäB) anbieten. Mittlerweile haben einige Einrichtungen das Angebot umgesetzt und Erfahrungen mit insgesamt rund 1000 Patient*innen gesammelt. In diesem Symposium wird ein Überblick über den Umsetzungsstand in Deutschland gegeben und die Umsetzung in der Praxis beispielhaft vorgestellt.
Dabei zeigt sich, wie heterogen die Ausgestaltung der Angebote ist. Die verschiedenen Krankenhausstrukturen in den einzelnen Bundesländern, unterschiedliche regionale Rahmenbedingungen, die verschiedenen Milieus (z.B. städtisch versus ländlich) und schließlich auch die Organisationsstruktur der Einrichtungen stellen ganz unterschiedliche Anforderungen an die Verantwortlichen, die StäB einführen.
Einige große Zentren bieten StäB mittlerweile seit mehr als einem Jahr an und können somit bereits von ihren Erfahrungen berichten. Darüber hinaus werden erste Forschungsprojekte geplant, um die Wirksamkeit und die Prozesse zu evaluieren. Welche Fragestellungen diskutiert werden und wie eine entsprechende Methodik aussehen könnte, ist ebenfalls Thema dieses Symposiums. Erste Ergebnisse aus den Routinedaten ermöglichen außerdem eine detailliertere Beschreibung der Zielgruppe, die bislang in StäB behandelt wurde.
Umsetzungsstand der stationsäquivalenten Behandlung in Deutschland
Gerhard Längle, Zwiefalten (Germany)
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Autor:in:
Gerhard Längle, Zwiefalten (Germany)
Einführung:
Immer mehr Einrichtungen, verteilt auf das gesamte Bundesgebiet, haben die seit 2018 leistbare stationsäquivalente Behandlung (StäB) inzwischen in ihr Behandlungsangebot integriert. Bundesweit herrscht großes Interesse an einem partizipativen Austausch von Praxiserfahrungen und erste Publikationen sind verfügbar.
Methode:
Dieser Beitrag soll einen Überblick über den aktuellen Umsetzungsstand in Deutschland geben. Ebenso werden wichtige aktuelle gesetzliche Änderungen sowie die unterschiedlichen existierenden Finanzierungsstrukturen im Bundesgebiet thematisiert.
Ergebnis:
StäB wird bislang in neun Bundesländern angeboten und immer mehr Kliniken erkennen das große Potential darin. Das bundesweite Netzwerk StäB wurde im April 2019 nun offiziell in eine AG des Referats Gemeindepsychiatrie der DGPPN umgewidmet. Auch die Südwürttembergische StäB-Tagung wurde in diesem Jahr zum ersten Mal um eine Nordostdeutsche StäB-Tagung mit parallelisiertem Programm ergänzt. Mittlerweile konnten zudem zahlreiche Pflegesatzabschlüsse für StäB erzielt werden. Während die Zentren im Süden Deutschlands hierbei an Modellen einer anteilig leistungsabhängigen Vergütung festhalten, etablierten sich im Norden Modelle mit der Orientierung an pauschalierten Tagessätzen. Das in StäB repräsentierte Diagnosespektrum sowie die Krankheitsschwere der Behandelten erweitert sich kontinuierlich. Auch die Größe sowie die multiprofessionelle Zusammensetzung der Behandlungsteams nimmt stetig zu. Aktuelle gesetzliche Änderungen, wie der Ausschluss der Verordnung von häuslicher Krankenpflege in StäB durch einen Beschluss des G-BA, stellt alle Beteiligten bundesweit stets vor neue Herausforderungen.
Zusammenfassung:
Konkrete Entwicklungen der Versorgung in StäB sind regional sehr verschieden und auch Unternehmens- und Standortabhängig. Eine allgemeine Bewertung der Behandlungsform erfordert daher intensiven Austausch und begründet zudem einen hohen Bedarf an begleitender Versorgungsforschun
StäB im ländlichen Milieu
Sylvia Claus, Klingenmünster (Germany)
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Autor:in:
Sylvia Claus, Klingenmünster (Germany)
Die Stationsäquivalente Behandlung (StäB) stellt eine gesetzlich geforderte neue Behandlungsform dar, bei der psychisch kranke Menschen in der akuten Krankheitsphase durch ein multiprofessionelles Team im häuslichen Umfeld aufsuchend behandelt werden. Gerade im ländlichen Raum stellt die Erreichbarkeit der Patienten eine große Herausforderung dar: Fahrtrouten mit über 120 km sind im Versorgungsgebiet des Pfalzklinikums eher die Regel als die Ausnahme. Dies bedarf nicht nur komplexer Absprachen im Behandlungsteam, sondern ist auch mit einem enormen Organisationsaufwand im Hinblick auf Routenplanung, Terminierung, Vertretungsregelung usw. verbunden. Die Teams müssen vor diesem Hintergrund entsprechend ausgestattet sein, um die spezifischen Anforderungen an Logistik, Kommunikation, medizinisches (Notfall)Management und psychosoziale Behandlungsaspekte im häuslichen Umfeld der Betroffenen gut bewältigen zu können. In den vergangenen 18 Monaten konnte gezeigt werden, dass dieser Aufwand für eine bedarfsgerechte patientenorientierte Behandlung im Lebensumfeld gerade deshalb indiziert ist, weil die Mehrzahl der in StäB behandelten Patienten davor durch ein stationäres Behandlungsangebot nicht erreicht werden konnte. Durch das hohe Engagement der Mitarbeiter ist es gelungen, bei Patienten, Angehörigen und sozialen Netzwerkpartnern eine durchweg positive Resonanz für die Durchführung der Stationsäquivalenten Behandlung auch im ländlichen Raum zu erzielen.
StäB im städtischen Milieu
Peter Brieger, Haar (Germany)
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Peter Brieger, Haar (Germany)
Im kbo-Isar-Amper-Klinikum München gibt es seit Oktober 2018 eine StäB-Abteilung mit 20 Plätzen. Diese nimmt sowohl direkt über die Zentrale Aufnahme wie auch "ausleitend" über die Stationen auf. Inzwischen sind weit über 100 Patientinnen und Patienten dort behandelt. Entsprechende Daten zu den Patienten wie auch die Erfahrungen aus diesen Behandlungen werden quantitativ und qualitativ dargestellt. Insbesondere werden auch Probleme und Chancen der Umsetzung von StäB in einem großstädtischen Raum präsentiert und die Direktzuweisung wird der "ausleitenden" verglichen.
Evidenz für Home Treatment und Evaluationsstrategien für StäB
Andreas Bechdolf, Berlin (Germany)
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Andreas Bechdolf, Berlin (Germany)
Home Treatment (HT, Akutbehandlung im häuslichen Umfeld) sowie mittel- und langfristige aufsuchende Behandlung (Assertive Community Treatment, ACT) werden von den aktuellen DGPPN und NICE-Leitlinien mit dem höchsten Evidenzgrad für die klinische Behandlung von Patienten mit schweren psychiatrischen Störungen empfohlen. Seit Ende 2018 ist Home Treatment als stationsäquivalente Behandlung (StäB) im deutschen GKV-System möglich. Im vorliegenden Beitrag wird die internationale Evidenz, sowie die Evidenz für HT und ACT im deutschsprachigen Raum dargestellt sowie das Studiendesign einer gerade vom Innovationsfond der Krankenkassen geförderten multizentrischen Studie „Aufsuchende Krisenbehandlung mit teambasierter und integrierter Versorgung (AKtiV-Studie)“ vorgestellt .