Die schnelle Wirksamkeit von Ketamin zur Depressionsbehandlung ruft ein enormes Interesse von Patienten, Grundlagenwissenschaftlern und Klinikern hervor. In kaum einem anderen Feld der Psychiatrie gibt es eine so dynamische Entwicklung im präklinischen und klinischen Bereich, aber auch so viele unrealistische Erwartungen und kommerziellen Wildwuchs. Es ist unbedingt notwendig, Kliniker besser über diese Behandlungsstrategie zu informieren und verlässliche Standards zu entwickeln. Ketamin bietet die Chance, aus der Innovationskrise der Monoaminhypothese herauszukommen und auch die Pathophysiologie der Depression besser zu verstehen. Auch in Deutschland wurden in den letzten Jahren umfangreiche Studien zu Ketamin durchgeführt; in diesem Symposium wird der Stand der Forschung zusammengefasst und die aktuellen Befunde der beteiligten Gruppen präsentiert.
Zunächst fasst Prof. Claus Normann (Freiburg) das aktuelle Wissen zu den Wirkmechanismen von Ketamin in Abgrenzung zu den klassischen Antidepressiva zusammen. Eine besondere Rolle dabei spielt die Beeinflussung der synaptischen Plastizität und des BDNF-Pathways, was er in eigenen Studien zeigen konnte. Prof. Malek Bajbouj (Berlin) geht in seinem Beitrag auf die klinische Studienlage zum Einsatz von Ketamin beim Menschen ein und geht insbesondere darauf ein, welche Patienten von Ketamin profitieren könnten. Im Folgenden spricht Prof. Martin Walter (Tübingen) zu den Nebenwirkungen der Therapie und geht der Frage nach, in wie weit periphere und zentrale Nebenwirkungen antidepressiver Ketamininfusionen prädiktive Marker für die Wirksamkeit der Substanz sein können und zeigt dazu Befunde aus Klinik und Bildgebung. Abschließend geht PD Dr. Maria Gilles (Mannheim) auf die praktische, klinische Anwendung von Ketamin bei depressiven Patienten ein. Sie wird die Indikationen und die mögliche klinische Standardisierung hinsichtlich Protokollen, Aufklärung, Durchführung und Überwachung vorstellen.