Für die seelischen Gesundheit von Ärztinnen und Ärzten ist das Erkennen verschiedener Mechanismen wichtig, die bei ihnen intrapsychisch Ablaufen und auf ihr Verhalten im Gesundheits- und Krankheitsfall eine Wirkung zeigen. So leben Ärztinnen und Ärzte und verhalten sich bewusst gesünder als ihre Patienten. Dieses Verhalten ist vereinbar mit ihrem Wissen über Krankheiten, Behandlung und Prävention und auch mit ihrer möglichen „Vorbildfunktion“ für ihre Patienten. Auf der anderen Seite meiden Ärztinnen und Ärzte im Allgemeinen eine Behandlung durch Kolleginnen und Kollegen, so zeigt sich, dass etwa nur jeder 5. einen Hausarzt hat. Werden Ärzte krank dann gibt es erst eine mehr oder minder längere Selbstbehandlungszeit mit Vermeidung von Konsultation eines Fachkollegen. Wird später der Fachkollege oder die Fachkollegin konsultiert, so wird ein Widerstand in der Annahme und Akzeptanz der Patientenrolle beobachtet. Dieses zeigt sich v.a. zu Beginn der Behandlung oft durch die Versuche die Behandlung mitzubestimmen und zu gestalten oder vereinbarte Behandlungsregel z.B. zu vernachlässigen. Dieses Verhalten weist auf die tiefe Betroffenheit der Ärzte von der Tatsache, selbst krank zu sein und in der anderen, für sie „ungewohnten“, Patientenrolle zu sein und auf Erschütterung des Selbstbildes Arzt zu sein. Möglicherweise hat dieses Verhalten auch Zusammenhang mit Schuld- und Schamgefühlen. Entsprechend muss die Behandlung, insbesondere bei psychischen Krankheiten und insbesondere bei Suchterkrankungen, gestaltet sein. Sie sollte das Wissen und die Kompetenzen, die Ärzte mitbringen, aber auch ihre persönliche Betroffenheit berücksichtigt und diese Elemente in der Behandlung auf Augenhöhe vereinbaren. Die Behandlung sollte, v.a. im Falle von psychischen Krankheiten, neben Ausarbeitung der krankmachenden Elemente auch Resilienz-Aspekte berücksichtigen, um diese im privaten und beruflichen Alltag zu etablieren.