Früherkennung und Intervention von Psychosen umfassen Diagnostik, Präventions- und Therapiestrategien für Risikopersonen sowie Erst- und Früherkrankte. Der Psychosebegriff umfasst neben der Schizophrenie auch affektive, substanzinduzierte und Psychosen im Rahmen von schweren Persönlichkeitsstörungen. Ziel ist es junge Menschen mit hohem Risiko für schwere chronische psychische Erkrankungen frühzeitig identifizieren und wirksame Behandlungsstrategien etablieren zu können um gesundheitliche und soziale Behinderungen zu verhindern oder zumindest zu minimieren. Bei den bisher etablierten Risikokriterien bestehen zwar relativ niedrige Übergangsraten in Psychosen von unter 40 % (Fusar-Poli et al. 2013), aber auch mit 68% (Lin et al. 2015) hohe Raten an manifesten anderen psychischen Erkrankungen. Dieses Dilemma aufgreifend werden Ergebnisse zum Staging präsentiert, basierend auf klinischen Symptomnetzwerken im Psychosespektrum, sowie zur klinischen Prädiktion des Outcomes bei Psychorisiko aus der PRONIA-Studie. Des weiteren werden Risikokriterien und Assessments für ein breites Risikosyndrom schwerer psychischer Erkrankungen und erste Ergebnisse zu Interventionen bei dieser Population vorgestellt und diskutiert. Außerdem werden Studiendaten zum Einfluss von spezialisierter multimodaler Frühintervention auf das Risiko der Hospitalisierung und auf andere klinische Outcomes über 5 Jahre aus der RAISE- Studie vorgestellt. Aus der PRELAPSE-Studie werden Ergebnisse zur Behandlung von frühen Phasen der Schizophrenie mit langwirksamen Antipsychotika gezeigt. Ebenso werden die Effekte spezialisierter stationärer Komplexbehandlung bei frühen Psychosen über ein bis zwei Jahre präsentiert und Zusammenhänge zwischen Adhärenz, Dauer der unbehandelten Psychose, Substanzkonsum und Funktionsniveau diskutiert.
Digitales Assessment und Interventionen bei jungen Menschen mit breitem Hochrisikosyndrom
Ulrich Reininghaus, Mannheim (Germany)
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Ulrich Reininghaus, Mannheim (Germany)
Die meisten psychischen Störungen treten erstmalig in der Jugend auf und tragen als solche erheblich zur globalen Krankheitslast bei. In den letzten Jahren ist dies besonders offensichtlich für psychotische Störungen geworden, deren Risiko sich bereits in einem früheren Entwicklungsstadium in Form von attenuierten psychotischen Symptomen manifestiert, die nach neuesten Erkenntnissen häufig zusammen mit depressiven, manischen und anderen Symptomen ein breites Hochrisikosyndrom für schwere psychische Erkrankungen bilden. Einer der am meisten - mittels ambulatorischem Assessment - untersuchten psychologischen Mechanismen in der Entstehung von psychotischen und affektiven Symptomen ist eine erhöhte emotionale Stressreaktivität. Die gezielte Veränderung dieses Mechanismus im Jugendalter ist eine vielversprechende indizierte Strategie zur Prävention schwerwiegender psychischer Probleme. Hier bieten die schnellen Fortschritte im Bereich der Digitalisierung eine Möglichkeit, Jugendlichen personalisierte, ambulatorische Interventionen in Echtzeit niederschwellig anzubieten.
Dieser Vortrag wird zum einen die derzeitige Evidenz aus ambulatorischen Studien zur Untersuchung der emotionalen Stressreaktivität überblicksartig zusammenfassen. Zum anderen soll die EMIcompass-Studie vorgestellt werden, deren Ziel es ist, die Wirksamkeit Machbarkeit einer neuen, niederschwelligen, ambulatorischen Intervention zur Verbesserung der emotionalen Resilienz bei hilfesuchenden Jugendlichen zu untersuchen. In einer randomisierten kontrollierten Studie werden Jugendliche mit unspezifischer Symptomatik, breitem Hochrisikosyndrom oder Ersterkrankung im Alter von 14-25 Jahren zufällig zur Experimental- (EMIcompass-Intervention + Standardbehandlung) und Kontrollbedingung (nur Standardbehandlung) zugewiesen. Als primäres Behandlungsergebnis wird die emotionale Stressreaktivität in der Baseline, unmittelbar und 4 Wochen nach der Intervention erhoben.
Effekte von spezialisierter Kombinationsbehandlung bei Early Psychosis: Ergebnisse der FRITZ-Evaluationsstudie
Karolina Leopold, Berlin (Germany)
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Karolina Leopold, Berlin (Germany)
In der Früherkennung und Frühintervention setzt sich zunehmend ein Psychosebegriff durch, der nicht nur Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis, sondern auch affektive, substanzinduzierte und Psychosen im Rahmen von schweren Persönlichkeitsstörungen umfasst. Ziel ist es junge Menschen mit hohem Risiko für schwere chronische psychische Erkrankungen frühzeitig zu identifizieren und durch wirksame Behandlungsstrategien gesundheitliche und soziale Behinderungen zu verhindern oder zumindest zu minimieren. In vielen Ländern wurden s.g. Frühinterventionszentren bereits etabliert und in der Evaluation konnte eine überlegende Wirksamkeit gegenüber der Regelversorgung gezeigt werden (Bird et al. 2010. Br J Psychiatry , Correll et al. 2018. JAMA Psychiatry), dies zeigt sich auch in den aktuellen Leitlinienempfehlungen. Auf Grund der strukturellen Bedingungen in der psychiatrischen Regelversorgung in Deutschland ist die Umsetzung der Empfehlungen für die Frühbehandlung schwierig. Das Frühinterventions- und Therapiezentrum FRITZ am Urban bietet eine leitliniengerechte spezialisierte Kombinationsbehandlung für Patienten mit early psychosis an. Im Rahmen der Evaluationsstudie wurden die Effekte der Intervention auf die Behandlungszufriedenheit und die Einstellung gegenüber Medikamenten prospektiv über 2 Jahre untersucht. Berücksichtigt wurden außerdem Substanzkonsum, Schwere der Symptomatik, Krankheitseinsicht, kognitive Einschränkungen und Lebensqualität. Datenerhebungen zur Dauer der unbehandelten Psychose, Zugangsweg zur Behandlung, Zwangsmaßnahmen, Therapieteilnahme, Wohn- und Arbeitssituation erfolgten ebenso. Es werden die Daten aus der Studie präsentiert und vor dem Hintergrund des aktuellen wissenschaftlichen Diskurses bewertet.