Raum:
Saal New York 2
Topic:
Wissenschaftliches Programm
Topic 02: Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, Verhaltenssüchte, F1
Topic 08: Störungen mit enger Beziehung zum Kindes- und Jugendalter, F7–9
Topic 29: Psychiatrie und Gesellschaft
Format:
Symposium
Dauer:
90 Minuten
Die geplante Aufnahme der „Gaming Disorder“ als Diagnose in die ICD-11 wird durchaus kontrovers diskutiert. Gleichzeitig ist der abhängige Gebrauch der “neuen“ Medien ein gesellschaftlich omnipräsentes, aber bislang in Fachkreisen wenig beachtetes Randthema. So auch in den zurückliegenden Jahren im Rahmen dieses Kongresses. Ein Umstand, den wir mit ausgewiesenen Experten auf diesem Gebiet ändern wollen. Zu wichtig erscheint uns der Stellenwert der Diagnose in Kenntnis des tagtäglich von unterschiedlichen Quellen an uns heran getragenen enormen Therapie- und Aufklärungsbedarfs. Nicht nur in Hinblick auf die Entwicklung psychiatrischer Komorbiditäten Betroffener, sowie der chronischen Gefährdung von Kindern, Jugendlichen und junger Erwachsener durch Schulabstinenz und Brüchen im Lebensweg: die Aufnahme der Diagnose „Gaming Disorder“ bietet bei durchaus angeratener Skepsis gewaltige Möglichkeiten. Diese würden wir gerne interessierten KollegInnen vorstellen und untereinander diskutieren.
Überblick Störungsbild, Therapieansätze (Daniel Illy): Umfassender Überblick über die Symptomatik der Gaming Disorder, u.a. die Symptome nach DSM-V und Unterschiede zur ICD-11, Diagnostik und praktische Therapieansätze. Auch Themen wie der Kulturanspruch der sogenannten „Serious Games”, das Phänomen der „Let’s plays”, „E-Sports”, die Gefahr von „Free2Play“ und „YouTube” werden beleuchtet.
Die Psychotherapie von Internetbezogenen Störungen - eine Wirksamkeitsüberprüfung (Klaus Wölfling): Ergebnisse zur Wirksamkeit und Effektivität einer ambulanten Intervention (Uniklinik Mainz) sowie über die Stabilität der erreichten Behandlungserfolge nach 6 Monaten (10x höhere Wahrscheinlichkeit abstinent zu sein als die Wartekontrollgruppe).
Ambulante Beratung, Angehörige (Lisa Kehler): Verzweifelt stehen Angehörige Fortnite & Co. gegenüber. Interventionsstrategien, Beratungsinhalte und Medienerziehung werden vorgestellt.
Offene Diskussion Pro/Contra ICD-11 Aufnahme mit TeilnehmerInnen.
Überblick Störungsbild, Therapieansätze
Daniel Illy, Berlin (Germany)
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Autor:in:
Daniel Illy, Berlin (Germany)
Symptomatik der Gaming Disorder.
Symptome nach DSM-5 (9 Abhängigkeitskriterien)
Unterschiede zu ICD-11
Diagnostik (Vorstellung CSAS)
Therapieansätze (Vorstellung eines teilabstinenzorientieren Ansatzes mit Jugendlichen)
Begleitende Themen wie YouTube, Free2Play, Streaming.
Stellenwert der Medienkompetenz von Bezugspersonen
Möglichkeiten der gamingspezifischen Psychotherapie am Beispiel eine sozialphobischen Patienten.
Die Psychotherapie von internetbezogenen Störungen – eine Wirksamkeitsüberprüfung
Klaus Wölfling, Mainz (Germany)
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Autor:in:
Klaus Wölfling, Mainz (Germany)
Ergebnisse zur Wirksamkeit und Effektivität einer ambulanten Intervention (Uniklinik Mainz), 6-Monats-Katamnese. GCP in einer multizentrischen Studie.
Ambulante Beratung, Arbeit mit Angehörigen
Lisa Kehler, Berlin (Germany)
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Autor:in:
Lisa Kehler, Berlin (Germany)
Die Sorge, über das Computerspielen und den Medienkonsum der Kinder treibt viele Eltern in die Beratungsstellen. Verzweifelt und oftmals völlig hilflos stehen sie Fortnite & Co. gegenüber. Themen sind nicht nur die alltäglichen Konflikte rund um das Computerspielen, welche den Familienalltag bestimmen, sondern auch die im Raum stehende Frage: “Ist das noch normal?”. Sowohl Eltern als auch die Kinder leiden unter dem enormen Druck, alle Beteiligten fühlen sich missverstanden und wenig akzeptiert. Beide Parteien stehen scheinbar wie verbitterte Kontrahenten einander gegenüber. Ich möchte den essentiellen Therapiebaustein Elternarbeit vorstellen. Zentral ist dabei die Erarbeitung einer „Haltung“ der Eltern. Mit verschiedenen Methoden erarbeiten wir Informationen zum Spiel (Ressource und/oder Risiko) und bringen Eltern und Kinder dazu, einander wieder zu „verstehen“ anstatt gegeneinander zu kämpfen. Die für Eltern und Kinder herausfordernde Phase der Pubertät zeigt sich als Risikofaktor für die Entwicklung einer Internet Gaming Disorder. Eine verlässliche Bindung und eine wertschätzende und konsequente Beziehung zu den Eltern sind essentielle protektive Faktoren… Eltern brauchen mehr als nur Zeitangaben, die beide Parteien zum Teil in den Wahnsinn treiben. Wir stärken Eltern wieder in Beziehung zu gehen, um dann mit den Kindern Vereinbarungen zu verhandeln und durchzusetzen.