Dem Oxytocin-System wird große Bedeutung für die Äthiopathogenese und Behandlungsansätze verschiedenster psychischer Erkrankungen zugeschrieben. Gleichzeitig besteht weiterhin Forschungsbedarf, was die zugrundeliegenden Mechanismen und die Beeinflussung von sozialer Interaktion angeht. In diesem Symposion werden neueste, grundlagenwissenschaftliche Erkenntnisse des Oxytocin-Systems und seine pharmakologische Beeinflussung bei gesunden Kontrollpersonen präsentiert sowie Befunde bei unterschiedlichen Gruppen von Personen mit psychischen Erkrankungen, um die Relevanz des Oxytocin-Systems für die psychische Gesundheit und Krankheit zu illustrieren.
Rene Hurlemann referiert im ersten Vortrag High-Field Imaging Befunde, die zeigen, dass die anxiolytischen Effekte von Oxytocin beim Mann Dosis-abhängig sind, durch autistische Züge moderiert werden und sich in der centromedialen Amygdala abbilden, die u.a. mit dem präfrontalen Kortex bei der Regulation von Furchtverhalten kommuniziert. Dirk Scheele stellt eine Imaging-basierte Dosis-Wirkungsstudie vor, die zeigt, dass bei Frauen unabhängig von der Oxytocin-Dosis eine Hochregulation der Amygdala in Reaktion auf Furchtgesichter erfolgt, dass sich aber im Trauma-Modell auch sekundär anxiolytische Wirkungen nachweisen lassen. Frank Padberg beleuchtet die Relevanz von Oxytocin für die soziale Interaktion und insbesondere den Einsatz im Rahmen von psychotherapeutischen Interventionen bei chronischer Depression. Laura Albantakis stellt abschliessend Ergebnisse der Oxytocin-Studie des Max-Planck-Institutes für Psychiatrie vor, in der die Responsivität des Oxytocin-Systems bei Erwachsenen mit hochfunktionalem Autismus untersucht wurde und in Beziehung gesetzt wurde mit neurogenetischen und behavioralen Markern der sozialen Interaktionsfähigkeit.