Bei der Angewandten Improvisation werden Prinzipien und Methoden aus dem Improvisationstheater gezielt auf andere Bereiche, hier den therapeutischen Kontext, übertragen. Improvisationstheater ist eine interaktive Theaterform, bei der die Schauspieler gemeinsam spontan aus dem Moment heraus und ohne Absprache Charaktere, Szenen und Geschichten entwickeln. Diese Theaterform bietet zahlreiche Techniken bzw. Übungen, u.a. um die Aufmerksamkeit für das Gegenüber zu stärken, Angebote von InteraktionspartnerInnen zu akzeptieren („Yes and…“-Prinzip) und einen flexiblen Umgang mit Ideen zu entwickeln.
Die Angewandte Improvisation bietet dabei ein großes Potential sowohl für die Arbeit mit PatientInnen als auch für die Reflexion der eigenen therapeutischen Haltung. Ziele der Angewandten Improvisation sind u.a. die Förderung der Wahrnehmungsgenauigkeit für eigene körperliche Haltungen und Impulse und die Impulse der Interaktionspartnerinnen, die Verbesserung der Mentalisierungsfähigkeit bzw. Empathie sowie die Förderung von annäherungsorientiertem (statt vermeidungsorientiertem) Verhalten. Darüber hinaus kann die Angewandte Improvisation spielerisch zur Flexibilisierung des Interaktionsverhaltens (i.S. von Cirkumplexmodellen wie dem Kiesler-Kreis) beitragen und neue positive Erfahrungen der Interaktion und Zusammenarbeit in Gruppen und Teams ermöglichen. Nicht zuletzt werden Spontaneität und Assoziationsfähigkeit trainiert. Auf der Seite der Therapeuten ermöglicht die Angewandte Improvisation zudem die Einübung des Arbeitens mit Brüchen in der therapeutischen Allianz als rupture-repair Prozess.
In dem Workshop werden erste Befunde und aktuelle Projekte zum Einsatz Angewandter Improvisation im klinischen Kontext vorgestellt. Der Fokus des Workshops liegt auf praktischen Übungen, bei denen die Teilnehmer spielerisch die eigene Haltung erleben, reflektieren und mit viel Spaß Neues ausprobieren können.