Die Konfrontation mit existentiellen Fragen, Werten und Einstellungen hat vor dem Hintergrund unterschiedlicher soziokultureller Traditionen zu einem Einzug dieser Themen in die psychotherapeutische Praxis geführt. Eine zunehmend kultur-, religions- und migrationssensible Psychotherapie prägt den therapeutischen Alltag in Deutschland. Dieser vom Referat „Spiritualität und Religiosität in der Psychiatrie“ organisierte Workshop möchte existentielle Themen exemplarisch an Abschied, Trauer, Schuld und Einsamkeit, aber auch Hoffnung als besonderer Ressource in Bezug zu Psychiatrie und Psychotherapie aus literarisch-philosophischer, künstlerischer, religiöser (Islam, Judentum, Christentum, Buddhismus, Hinduismus, chinesische Religionen) sowie einer konfessionslos-atheistischen Perspektive vorstellen und gemeinsam mit den TeilnehmerInnen und ihren jeweiligen weltanschaulichen Hintergründen diskutieren. Die klinischen Erfahrungen der TherapeutInnen wie die existentiellen Schicksalsschläge von KlientInnen treffen hier aufeinander und wollen gewürdigt werden. Das Gespräch kann sich an folgenden 3 Leitfragen orientieren:
1. Wie beeinflusst die eigene religiöse Grundeinstellung den Umgang mit existentiellen Themen im spezifischen Kontakt des therapeutischen Settings?
2. Welche Hilfen bieten kulturell-religiöse Traditionen speziell für Geflüchtete im gruppentherapeutischen Behandlungssetting?
3. Welche Probleme können aus der Interaktion zwischen Therapeut und Klient bei unterschiedlichem weltanschaulichem Hintergrund im Gruppenprozess entstehen? Wie können jene professionell bewältigt werden?
Aufgrund der Ergebnisse religionswissenschaftlicher Forschung können Gemeinsamkeiten, Unterschiede, Impulse und Perspektiven für die therapeutische Praxis u.a. unter den oben genannten 3 Leitfragen zur Sprache kommen. Die Referenten gehen davon aus, dass Wissen über den weltanschaulichen Hintergrund des Klienten die Kompetenz im Umgang mit diesen Themen im Rahmen der Psychotherapie gewinnbringend verbessern kann. Der Workshop möchte zudem den Dialog der TeilnehmerInnen bis hin zur Selbstreflexion über die eigene Wertorientierung, auch in religiös-kultureller Hinsicht anregen und als individuelle Ressource nutzbar machen. Werden Wissenswertes und Fallstricke im kultur- und religionssensiblen gruppentherapeutischen Umgang u.a. mit Geflüchteten in den Fokus gerückt, so kann eine Art „erweiterte Feldkompetenz“ für alltägliches therapeutisches Handeln speziell im Umgang mit existentiellen Themen in einer zunehmend globalisierten Welt mit diversen Weltanschauungen entstehen.