Wann kann und warum sollte man Antidepressiva (AD)und Antipsychotika (AP) überhaupt absetzen? Was passiert nach dem Absetzen und warum? Zu diesen Fragen existiert ein eklatanter Mangel an Wissen. Für ihre Beantwortung sind drei Aspekte relevant, die bis jetzt wenig Aufmerksamkeit in Klinik und Forschung erfahren haben. Erstens ist der Nutzen einer Rückfallprophylaxe über viele Jahre empirisch nur schwach belegt. Zweitens kann es nach Reduktion oder dem Absetzen von Antidepressiva zu Entzugssymptomen kommen, deren Verlauf kaum bekannt ist und die mit einem Rezidiv verwechselt werden können. Drittes gibt es Vermutungen, dass die langfristige Gabe von AD oder AP die Wahrscheinlichkeit erhöhen könnte, einen Rückfall zu erleiden.
Häufige Gründe für das Absetzen von AD und AP sind eine vollständige Besserung, eine ausbleibende Wirkung, nicht tolerabale (vorhandene oder potentielle) Nebenwirkungen, die Verfügbarkeit anderer, ähnlich wirksamerer, aber nebenwirkungsärmerer Therapien sowie der Wunsch vieler Patienten dauerhaft medikamentenfrei zu leben. In diesem Workshop wird das Wissen rund um das Thema Absetzen von AD und AP systematisch dargestellt und diskutiert. Dazu zählen u.a. die Belege für die Indikation zu Langzeittherapien, die Interpretation von Absetzstudien, das Wissen über Absetzphänomene und die Vorstellung einer neuen Klassifikation über Entzugssyndrome von Antidepressiva. Zudem soll die Studienlage bezüglich der oben umrissenen Themenbereiche zu den diesbezüglichen Inhalten der S3-Leitlinien der Behandlung depressiver Erkrankungen sowie der Schizophrenie in Beziehung gesetzt werden. Abschließend werden wir Vorschläge für das klinische Vorgehen rund um das Thema Absetzen machen.