Für psychisch kranke Frauen und für behandelnde Ärzte ist ein konkreter
Kinderwunsch ebenso wie eine Schwangerschaft während der Behandlung mit
Psychopharmaka eine besondere Herausforderung. Sorgen und Befürchtungen
kreisen häufig um teratogene und fetotoxische Einflüsse auf das Kind sowie um
mögliche Krankheitsrezidive während der Schwangerschaft oder postpartal.
Insbesondere wenn Absetzversuche anamnestisch zu Rezidiven geführt haben und
eine Schwangerschaft ohne Medikamente nicht möglich erscheint, suchen
Patientinnen Rat, erhalten aber oftmals unklare oder sich widersprechende
Informationen. Ein abruptes Absetzen oder Umstellen der Medikation im Fall einer
ungeplanten Schwangerschaft verunsichert die betroffenen Patientinnen oft ebenfalls
und führt nicht selten zu einer psychischen Destabilisierung. Insgesamt ist eine
engmaschige psychiatrische Betreuung der Patientinnen während und nach der
Schwangerschaft notwendig, um sie bei den anstehenden Entscheidungen zu
beraten und Krisen frühzeitig entgegenwirken zu können. Da in der Postpartalzeit die
Gefahr psychischer Störungen höher ist als in der Schwangerschaft, muss der
Rezidivprophylaxe beim peripartalen Management besonders viel Aufmerksamkeit
gewidmet werden.
Im Workshop werden die Prinzipien der Nutzen-Risiko-Abwägung für die Gabe von
Psychopharmaka und Beratungsstrategien für die Praxis vorgestellt sowie
Möglichkeiten der Rezidivprophylaxe im Rahmen des peripartalen Managements. Die
Risiken von Teratogenität und Fetotoxizität für einzelne Substanzen werden
diskutiert. Exemplarische Kasuistiken ergänzen die Darstellung der peripartalen
Betreuung.
Erfahrungshintergrund: Valenka Dorsch ist Co-Autorin verschiedener Publikationen
zum Thema, u.a. „Psychopharmakotherapie in Schwangerschaft und Stillzeit“
(Rohde, Dorsch, Schaefer, Neuauflage 2016) und „Psychisch krank und schwanger –
geht das? Ein Ratgeber zu Kinderwunsch, Schwangerschaft, Stillzeit und
Psychopharmaka“ (2015). Marlies Onken ist Mitarbeiterin des Pharmakovigilanz und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie der Charité und beschäftigt sich
wissenschaftlich vor allem mit der Arzneimittelsicherheit von Psychopharmaka in
Schwangerschaft und Stillzeit.