In der Psychiatrie der Uniklinik Köln wurde 2014 das Gezeitenmodell von Poppy Buchanan – Barker und Phil Barker eingeführt. In der Tagesklinik, auf allen offenen und teilweise auch auf den geschlossenen Stationen fungiert das Modell seitdem als Basis für die Arbeit der Be-zugspflege. So wurde die Qualität der pflegerischen Betreuung/Behandlung verbessert und die Recovery Orientierung in der Haltung der Pflegenden gestärkt.
In DGPPN Workshops der vergangenen Jahre wurde das Modell vorgestellt: Die vier Be-standteile (Wertegrundlage, Metapher, Gezeitengruppe, Assessment), die praktische An-wendung und die Evaluation aus Sicht der Pflegenden waren die Schwerpunkte der jeweili-gen Veranstaltungen. Die systematische Evaluation aus der Sicht der Nutzer fehlt aber bis-lang.
Besser als quantitative Skalen können offene Fragen ermitteln, welche Aspekte der Behandlung bei Patienten zur Zufriedenheit oder Unzufriedenheit führen. So werden relevante In-formationen gewonnen, damit die Behandler in einem bestimmten Kontext wirkungsvoll handeln können (Priebe u. Migliatta, World Psychiatry 18:1, Feb. 2019).
Im Rahmen der Pilotphase der Einführung der „stationsäquivalenten Behandlung“ in der Uni-klinik Köln wird jetzt eine solche, auf offenen Fragen basierende Untersuchung durchgeführt. Ziel dieser qualitativen explorativen Studie ist, die Bedürfnisse und Prioritäten der Nut-zer, sowie die Wirkfaktoren der Zuhausebehandlung genauer kennen zu lernen. Da die Pflege den weit überwiegenden Teil der Kontaktzeiten im häuslichen Umfeld leistet, wird die Untersuchung auch Aufschluss darüber geben, wie die Patienten innen die praktische Arbeit mit dem Gezeitenmodell erleben.
Neben den Ergebnissen der Untersuchung wird anhand von zwei Fallbeispielen die Wirkung des Modells aufgezeigt. Exemplarisch wird deutlich, wie sich die Selbstwirksamkeitserwartung Schritt für Schritt gesteigert hat. Abschließend wird diskutiert, ob und in wie weit sich wirksame Anteile des Modells in pflegerische Arbeit integrieren lassen, ohne das Modell in seiner Gesamtheit einzuführen.