Das Thema des Symposiums soll die Selbstwirksamkeitslosigkeit, sowie das von den AutorInnen angenommene gegenseitige Phänomen der Reflexivität, sein. Da das Phänomen der Selbstwirksamkeitslosigkeit im deutschsprachigen Raum noch nicht explizit definiert bzw. beschrieben ist, soll die Exploration in Bezug auf dieses Phänomen eine Innovation in der Forschung darstellen und wird als Hauptthematik des Symposiums angesehen. Um das Phänomen zu beschreiben wird anfangs ein Bezug zum Begriff Selbstwirksamkeit, der in der Forschung beschrieben wurde (Bandura, etc.) erstellt.
Selbstwirksamkeit bedeutet, dass das eigene Handeln und eigene Überzeugungen an dem Ausmaß der Wirkung auf Andere und auf eigene Bedeutsamkeit in der community ausgerichtet werden. Dadurch wird ein Platz in der Geschichte und der als eigen empfundenen und definierten Philosophie wiedergefunden. Sobald die Wirksamkeit durch das Agieren und durch den Einfluss auf andere empfunden werden kann, werden weitere Strategien und weitere Wirksamkeitsfelder erschaffen, um den Zustand zu erhalten und zu erweitern. Daraus entwickelt sich die Einstellung, dass die eigene Wirksamkeit, sprich Bedeutsamkeit, durch das Verhalten anderer definiert ist. Bleibt diese Wirkung aus, entwickelt sich ein komplexes Syndrom, das als die Selbstwirksamkeitslosigkeit beschrieben werden kann. Die Selbstwirksamkeitslosigkeit kann durch mehrere Symptome zu einem Syndrom zusammen gefügt und beschrieben werden (Zemann, 2017).
Eine Möglichkeit, dem Selbstwirksamkeitslosigkeitsyndrom entgegen zu wirken sehen die AutorInnen in der Entwicklung der selbst- und fremdreflexiven Haltung. Diese Entwicklung soll anhand eines Projektes, das in der Ausbildung zur psychiatrischen Pflege durchgeführt und analysiert wurde, dargestellt werden (Zemann, 2016).
Selbstwirksamkeit und deren Losigkeit werden anhand von Beispielen aus der Arbeit der psychiatrischen Pflege (intramural, extramural und in der Pflegepädagogik) dargestellt.
Selbstwirksamkeit und Selbstwirksamkeitslosigkeit
Ewa Zemann, Wien (Austria)
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Autor:in:
Ewa Zemann, Wien (Austria)
Der Begriff der Selbstwirksamkeit wurde in den 70-er Jahren von Bandura (1977) geprägt und wird stark mit dem Begriff der Selbstwirksamkeitserwartung in Verbindung gesetzt oder sogar synonym verwendet. In diesem Symposium wird Selbstwirksamkeit als die Fähigkeit verstanden, Entscheidungen selbst zu treffen und diese als wirksam zu erleben. Das Thema des Vortrages „Selbstwirksamkeitslosigkeit“ beschäftigt sich mit Entstehung und Folgen der nicht vorhandenen oder verlorenen Fähigkeit, Selbstwirksamkeit zu erleben. Die Gründe für Selbstwirksamkeitslosigkeit können mannigfaltig sein und liegen sowohl in der Entwicklung eines Menschen, wie auch in derer Sozialisation und Persönlichkeit. Die auf Selbstwirksamkeitslosigkeit deutende Aussagen wie: „ ich schaffe es nicht, ich kann es nicht, das ist sinnlos“ und weitere beeinflussen persönliche Einstellungen und Handlungen im privaten Leben, vor allem aber im beruflichen Kontext. Das Resultat ist die wertende und auf Misserfolg gerichtete Interaktion mit sich selbst und mit den Anderen. In den sozialen und Gesundheitsberufen wie Pflege, soziale Arbeit, Psychotherapie und Pädagogik kann das Vorhandensein der Selbstwirksamkeitslosigkeit die Beziehungsgestaltung zu Klienten und Klientinnen soweit negativ beeinflussen, dass es zur Resignation, Stagnation und Aufgabe der selbstbestimmenden Funktionen kommt. Beispiele aus der Praxis sollen an dieser Stelle das Verständnis der Wirkung von Selbstwirksamkeitslosigkeit auf die Beziehungsgestaltung der genannten Berufe verdeutlichen. Als eine Intervention, um die Beziehungen aufrecht zu erhalten und im Sinne der Klienten und Klientinnen weiter arbeiten zu können, wird die Stärkung der Selbst- und Fremdreflexionsfunktion gesehen.
Selbstwirksamkeit und Selbstwirksamkeitslosigkeit im extramuralen gerontopsychiatrischen Bereich
Elisabeth Plank, Wien (Austria)
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Autor:in:
Elisabeth Plank, Wien (Austria)
Selbstwirksamkeit und Selbstwirksamkeitslosigkeit im extramuralen gerontopsychiatrischen Bereich
Der extramurale gerontopsychiatrischer Bereich umfasst Beratung, Diagnostik und Betreuung von älteren Menschen und deren Angehörigen. Psychiatrisch Pflegende gehören dem multiprofessionellen Team an. Der folgende Beitrag wird die Tätigkeitsbereiche anhand der ausgewählten Fallbeispiele erläutern und in den Kontext der Selbstwirksamkeit und Selbstwirksamkeitslosigkeit stellen. Dabei werden diese Begriffe aus der Sicht der Pflegenden und aus der Sicht der Klienten und Klientinnen, sowie deren Angehörigen, exemplarisch dargestellt.
Beispiel für Selbstwirksamkeitslosigkeit: Selbstwirksamkeit der Angehörigen wird oft durch die Symptomatik der Erkrankung der Betroffenen negativ beeinträchtigt und kann bei Personen, die aufgrund der emotionalen Beteiligung eine reduzierte Reflexionsfähigkeit besitzen, zu ungewollten bzw. unerwarteten Handlungen führen, die die Beziehungsgestaltung negativ beeinflussen. Gründe dafür können sein: unerfüllte Erwartungen, Rollenverschiebung, Schuldgefühle, Unwissenheit, Abwehrmechanismen, Angst und weitere. Beobachtbar werden z.B. Forderungen an Betroffene wie: „Das hast du mich von 100mal gefragt!“, Du musst es selber machen!“ und emotional geladene Interpretationen und Beschuldigungen: „Du machst es mir zur Fleiß! „Er/sie ist stur.“ Betroffene können darauf mit Aggression, Rückzug oder Flucht reagieren, besonders wenn sie sich aufgrund der Vorwürfe nicht verstanden fühlen. Pflegerische Beratungsgespräche und gemeinsame Auseinandersetzung mit der Problematik können zur Entlastung der Angehörigen und der Betroffenen beisteuern und zur besseren Verständigung im familiären Gefüge führen. Bleiben diese unterstützende Handlungen aus, verstärkt sich bei Angehörigen das Gefühl der Selbstwirksamkeitslosigkeit und kann auch das ähnliche, ätiologisch anders verortete, Gefühl bei Betroffenen auslösen. Ressourcenorientierte Pflege versc
Achtsamkeit als Grundlage der Selbstwirksamkeit
Gerlinde Zöchling, Wien (Austria)
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Autor:in:
Gerlinde Zöchling, Wien (Austria)
In vielen Gesundheits- und Sozialberufen, wie auch im Pflegbereich, machen Auszubildende bzw. Studenten die Erfahrungen, dass sie sich sehr viel Fachwissen aneignen, um dieses in der richtigen Situation und an den Bedürfnissen des Klienten bzw. Klientinnen angepasst anwenden zu können. Speziell dieses Lehren von Sozialkompetenz ist untrennbar mit der Frage verbunden, wie Lehrpersonen die mitfühlende Präsenz in diversen Augenblicken mit diversen Handlungsebenen sensibilisieren können. Im Laufe der letzten Jahre hat sich Achtsamkeitstraining zu einem Zentralbegriff pädagogischer Innovation entwickelt. Bei diesem Training geht es um mindestens drei voneinander unabhängiger Komponenten. Erstens die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit bewusst zu steuern und den Geist soweit stabil zu halten und fokussieren zu können, das wahrnehmen, was jetzt in diesem Augenblick geschieht, in uns selbst und um uns herum. Die zweite Komponenten von Achtsamkeit ist eine Grundhaltung, ein Ethos, durch wir mit unserm vollen, auf Verbundenheit angelegten Menschsein präsent sind in unserem Leben. Ein drittes eher technisches Kennzeichen von Achtsamkeit ist unser genetisches Potenzial, über welches wir verfügen und Teil unseres kulturellen Erbes ist und trainierbar ist. Aktuell zeigen wissenschaftliche Forschungsbefunde, dass mittels Achtsamkeitsübungen die physische und psychische Gesundheit, die geistige Leistungsfähigkeit und die emotionale Selbstregulation verbessert werde kann. Diese drei Wirkungsbereiche sind somit auch wichtige Inhalte des „Lernens fürs Leben“. Durch Achtsamkeitstraining können wir somit einen Beitrag zur Resilienz für „Selbstwirksamkeitslosigkeit leisten, indem wir nicht nur Schulleistungen und Schulatmosphäre verbessern, sondern auch die Aussicht auf ein persönlich befriedendes Leben, auf „Well- Being“ erhöhen. Das Training fördert pädagogische Grundhaltung wie Wohlwollen, Geduld und Mitgefühl, Verbundenheit und authentischen Kontakt mit Verantwortungsbereitschaft.
Durch Selbstempathie selbstwirksam werden
Gerhard Schossmaier, Wien (Austria)
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Autor:in:
Gerhard Schossmaier, Wien (Austria)
In der Psychiatrie kommen Betreuungspersonen durch die tägliche Konfrontation mit Menschen, die oft rational nicht nachvollziehbar reagieren, an die Grenzen der emotionalen Belastbarkeit. Eine deutliche Diskrepanz zwischen der Erwartung, die gelernten therapeutischen Interventionen zum Wohle der Patientinnen und Patienten anzuwenden und den praktischen Umsetzungsmöglichkeiten führen oftmals zu Frustration und Enttäuschung. Wird die Diskrepanz immer wieder erlebt, führt das über kurz oder lang zu einer Reduktion der der Selbstwirksamkeitserwartung im Beruf. Diese zeigt sich einerseits in unreflektierten Urteilsbildungen über andere Personen (z.B. „Borderliner spalten das Team“, „Sie nehmen die Therapie nicht ernst“ usw.) oder als Beschämung der eigenen Person (z.B. „Ich schaffe das sowieso nicht“, „Ich bin zu blöd dafür“ usw.).
Die reduzierte Selbstwirksamkeit verhindert den wichtigsten Aspekt der psychiatrischen Pflege, das Gestalten von vertrauensvollen, therapeutischen Beziehungen. Selbstwirksamkeitslose Pflegende sind nicht in der Lage angemessen Hoffnung auszustrahlen, die in der Beziehungsarbeit notwendig wäre. Die Umsetzung von Konzepten wie Recovery, motivierende Gesprächsführung usw. gelingt nur Pflegenden die eine hohe Selbstwirksamkeitsüberzeugung aufweisen.
Ein möglicher Weg aus der Selbstwirksamkeitslosigkeit ist das Üben von Selbstempathie, die Rosenberg in seinem Modell der gewaltfreien Kommunikation beschreibt.
„Die bedeutenste Anwendung der GFK liegt vermutlich in der Entwicklung der Selbsteinfühlung“ (Rosenberg, 2007, S 149)
Im Vortrag wird, neben einer kurzen Vorstellung des GFK-Modells und der Schritte der Selbstempathie auch eine möglich praktische Umsetzung, wie sie an der Schule für psychiatrische Gesundheits- und Krankenpflege am Otto Wagner Spital in Wien implementiert wurde, gezeigt.