Aktuelle Entwicklungen im Gesundheitswesen, bspw. angestrebte Veränderungen im Rahmen der pflegerischen Berufsausbildung, die Zunahme chronischer Erkrankungen oder die Entwicklung und Implementierung neuer Versorgungs- und Betreuungskonzepte stellen die Akteure im Gesundheitswesen, vor allem im Bereich der Pflegefachberufe, immer wieder vor neue Herausforderungen. Ein mit dieser Thematik eng verbundenes Phänomen ist die Schaffung unterschiedlicher berufsfachschulischer sowie hochschulischer Ausbildungsangebote im Bereich Pflege und Betreuung, welche folglich ein (zum Teil schwer zu überblickendes) Bild an pflegebezogenen Berufs- und Studienabschlüssen, Weiterbildungen und den dadurch erworbenen Kompetenzen mit sich bringt.
Auf Grund dieser Entwicklungen und den damit verbundenen Herausforderungen ist die Pflegepraxis zunehmend damit konfrontiert, Ideen und Konzepte zu entwickelt, um die Integration dieser vielfältigen Kompetenzen in den Alltag zu ermöglichen. Erschwert wird diese Integration insbesondere durch die in Deutschland überwiegend vorherrschende Praxis, keine Differenzierung der Pflege hinsichtlich unterschiedlicher Kompetenzen und daran gekoppelter Tätigkeiten vorzunehmen.
Vor diesem Hintergrund werden im Rahmen des Symposiums unterschiedliche, mit der Thematik in Verbindung stehende Perspektiven präsentiert und diskutiert. Nachdem zunächst die Hintergründe und erste Ergebnisse in der Entwicklung eines Qualifikations- und Kompetenzrahmens der psychiatrischen Pflege vorgestellt werden, wird in einem anschließenden Vortrag eine Verbleibstudie vorgestellt, in welcher mögliche Veränderungen des Aufgabenprofils nach absolviertem Bachelor-Studium sowie die mögliche Umsetzung der Studieninhalte in die Pflegepraxis untersucht wurden. Abschließend werden die Ergebnisse einer evaluativen Untersuchung zum Einsatz von akademisch ausgebildeten Pflegekräften und Assistenzkräften in forensisch-psychiatrischen Einrichtungen des LWL-Maßregelvollzugs vorgestellt.
Qualifikationen und Tätigkeitsprofile von Pflegenden in der Psychiatrie: (Weiter-)Entwicklung und Diskussion eines heuristischen Qualifikations- und Kompetenzrahmens der Pflege im stationären psychiatrischen Kontext
Stefan Scheydt, Mannheim (Germany)
Details anzeigen
Autor:in:
Stefan Scheydt, Mannheim (Germany)
Eine zukunftsfähige psychiatrische Versorgung kann auf erweiterte Tätigkeitsprofile der Psychiatrischen Pflege nicht verzichten. Gleichzeitig wird der Pflegeberuf nur mit mehr Kompetenzen und Befugnissen attraktiver und international anschlussfähig. Dafür müssen die Qualifikationsprofile und Tätigkeitsfelder innerhalb der Berufsgruppe stärker differenziert werden, wofür konkrete Empfehlungen zu entwickeln sind. Auch wenn schon einige, zum Teil explizite, Bestrebungen zu beobachten sind, einen modernen Qualifikations- und Kompetenzrahmen der Pflege zu erarbeiten (vgl. Fachhochschule Bielefeld & Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung, 2011; Robert-Bosch-Stiftung, 2018), so behandeln und beschreiben diese Rahmenmodelle die Inhalte der allgemeinen Gesundheits- und Krankenpflege und nicht die spezifischen Inhalte der Pflege von Menschen mit psychischen Erkrankungen, die spezielle Kompetenzanforderungen an die jeweiligen Akteure stellt. Aus diesem Grund wurde mittels Synthese vorhandener pflegerischer Qualifikations-, Laufbahn und Karrieremodelle sowie entsprechender Konzepte ein erstes heuristisches Rahmenmodell der pflegerischen Expertise im psychiatrischen Versorgungskontext erarbeitet. Dieses Rahmenmodell beschreibt neben den notwendigen Rollen der pflegerischen Akteure auf Grundlage des Europäischen Qualifikationsrahmens (EQR) die exemplarischen Aufgaben und Tätigkeiten sowie die hierzu notwendigen Qualifikationen (Grades) und Kompetenzen (Skills im Sinne von "Wissen und Können"). Das Rahmenmodell kann als Diskussionsgrundlage zur Konzeptualisierung und Etablierung eines pflegerischen Skill- und Grade-Mix in der psychiatrischen Versorgungspraxis angesehen werden.
Die Rolle der akademisch ausgebildeten Pflegefachpersonen in psychiatrischen Versorgungskontexten – eine Verbleibstudie der BA-Absolventen des Studiengangs Psychiatrische Pflege/Psychische Gesundheit an der Fachhochschule der Diakonie
Jacqueline Rixe, Bielefeld (Germany)