Bei vielen psychischen Erkrankungen tritt die erste Krankheitsepisode im jungen Erwachsenenalter auf, so dass betroffene Frauen die Familienplanung oftmals noch nicht abgeschlossen haben. Durch die Weiterentwicklung therapeutischer Möglichkeiten und nebenwirkungsärmerer Medikamente hat sich die soziale Prognose für viele erkrankte Frauen verbessert, so dass sie und ihre Partner sich immer häufiger bewusst die Frage stellen, ob und unter welchen Bedingungen sie ein Kind bekommen können. Bei ungeplanten Schwangerschaften unter einer Medikation tritt dagegen häufig die Frage auf, ob durch die verwendete Medikation Risiken für das ungeborene Kind entstanden sind.
Durch die Erfassung und wissenschaftliche Auswertung von Schwangerschaftsverläufen unter Medikation gibt es einen ständigen Wissenszuwachs zu möglichen Auswirkungen von Psychopharmaka auf das ungeborene Kind; im Mittelpunkt des Interesses steht häufig das Risiko für kindliche Fehlbildungen. Allerdings ist der Erfahrungsumfang zu den einzelnen Wirkstoffen recht unterschiedlich und funktionelle Störungen sowie Langzeitauswirkungen sind noch nicht abschließend zu bewerten.
Der zweite Fokus bei der Beratung und Betreuung erkrankter Frauen betrifft die psychische Stabilität während der Schwangerschaft und in der Postpartalzeit. Da speziell bei bipolaren Störungen in den ersten Tagen und Wochen nach der Entbindung eine hohe Rückfallgefahr besteht, muss der postpartalen Rezidivprophylaxe besondere Aufmerksamkeit gelten. Deshalb werden geeignete Maßnahmen des peripartalen Managements vorgestellt.