Raum:
Saal A1
Topic:
Besondere Veranstaltung
Topic 02: Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, Verhaltenssüchte, F1
English programme
Format:
Präsidentensymposium
Dauer:
90 Minuten
Besonderheiten:
Q&A-Funktion
Reduzierter Alkoholkonsum als Therapieziel für Alkoholabhängige: neue Daten zu einer alten Kontroverse
Karl Mann, Mannheim (Germany)
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Autor:in:
Karl Mann, Mannheim (Germany)
Nur etwa 10-15% der Behandlungsbedürftigen Alkoholabhängigen tritt eine spezifische Therapie an. Die Mehrzahl der Betroffenen gibt an, die geforderte vollständige Alkoholabstinenz nicht akzeptieren zu können. Schaden minimierende Ansätze wie das „kontrollierte Trinken“ konnten sich bisher nicht durchsetzen.
Vor diesem Hintergrund führte die European Medicines Agency eine valide Reduktion des Alkoholkonsums als Kriterium für die Zulassung neuer Therapien ein (EMA, 2010). Die heftige Kritik an diesem Schritt führte zu einer Reihe neuer Studien, so dass inzwischen eine empirische Basis für die Neubewertung der Therapieziele für Alkoholabhängige vorliegt.
Der Autor war an einer Reihe von Primärstudien und Sekundäranalysen zu dem Thema beteiligt. Sowohl große epidemiologische Untersuchungen (NESARC) wie auch diverse klinische Studien (zB COMBINE) zeigen, dass reduziertes Trinken über längere Zeiträume möglich ist (Selbstaussagen durch Biomarker bestätigt) und positive Veränderungen nach sich zieht (Abnahme von Morbidität und Mortalität, Ängstlichkeit und Depressivität, Verbesserung der Lebensqualität, Senkung des Blutdrucks etc).
Vergleicht man die von der EMA (und WHO) definierten Erfolgsmaße (Reduktion der Trinkmengen) mit der Abstinenz, dann ergeben sich signifikant höhere Effektstärken. Ein Ergebnis welches zur Motivierung von Patienten, Angehörigen und behandelnden Ärzten genutzt werden kann und bei konsequenter Umsetzung zu einer deutlichen Verringerung der oben genannten Behandlungslücke führen sollte.