Raum:
Saal Paris 1
Topic:
Wissenschaftliches Programm
Topic 10: Gerontopsychiatrie
Topic 10: Gerontopsychiatrie
Topic 04: Affektive Störungen, F3
Topic 01: Neurokognitive Erkrankungen, organische psychische Störungen, Demenz, F0
Format:
Symposium
Dauer:
90 Minuten
Besonderheiten:
Q&A-Funktion
Die Komorbidität von Depression und Demenz ist im Alter eine sowohl differentialdiagnostische als auch therapeutische Herausforderung. Das Symposium widmet sich diesem Thema auf der Ebene aktueller Studien zu Diagnostik, Versorgung und Therapie und stellt hier innovative wissenschaftliche Befunde zur Effektivität und Validität unterschiedlicher Ansätze vor. Zunächst berichten Thyrian und Esser Ergebnisse zur Morbidität in der alternden Bevölkerung vor und zeigen weiterhin Verlaufsdaten bei Demenz und komorbider Depression aus der Delphi Studie in Mecklenburg-Vorpommern. Peters zeigt neueste Befunde zur biomarkergestützten Differentialdiagnostik zwischen Demenz und Depression und diskutiert deren Validität und Anwendbarkeit. Die Effektivität eines kurzzeitigen aufsuchenden psychotherapeutischen Angebots bei Pflegebedürftigen Patienten mit Depression durch gerontologisch qualifizierte Psychologische Psychotherapeuten im Behandlungsteam mit Hausärzten und Pflegenden berichtet Kessler. Schließlich stellt Regen neuere neurobiologisch fundierte Therapieverfahren bei Demenzpatienten mit komorbider Depression vor. Die erhobenen Befunde werden im Hinblick auf drängende weiterführende Fragen der klinischen Demenzforschung und zur Versorgungspraxis diskutiert.
Biomarker-gestützte Differentialdiagnostik zwischen Demenz und Depression bei kognitiven Defiziten
Oliver Peters, Berlin (Germany)
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Autor:in:
Oliver Peters, Berlin (Germany)
Depressionen können, ebenso wie Demenzen, kognitive Störungen bedingen. Die Charakteristik der durch eine neuropsychologische Untersuchung sich offenbarenden Defizite können, selbst bei Anwendung umfangreicher und damit zeitaufwendiger Testbatterien, sehr ähneln. Hinzukommt, dass insbesondere die chronisch neurodegenerative Demenz vom Alzheimer Typ in frühen Stadien häufig mit einer affektiven Störung vergesellschaftet ist. Bei der ätiologischen Zuordnung von kognitiven Störungen als Basis für eine bestmögliche Therapie kann die Biomarkerdiagnostik sehr hilfreiche Dienste leisten. Durch die Automatisierung der Analytik und damit einhergehende gestiegene Validität hat die Bestimmung von Proteinen im Liquor, insbesondere von A-beta und Tau, einen zunehmenden Stellenwert. Die Chancen und Risiken der Methodik, insbesondere bei grenzwertigen Befunden, wird im Rahmen dieses Beitrages erörtert.
Psychotherapeutische Versorgung älterer Menschen mit Depression – negative Altersbilder von Behandlern als zentrale Barriere?
Eva-Marie Kessler, Berlin (Germany)
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Autor:in:
Eva-Marie Kessler, Berlin (Germany)
Ziel: Major Depression ist nach Demenz die häufigste psychische Erkrankung im Alter. Trotz entsprechender Leitlinienempfehlungen durch Fachgesellschaften befinden sich allerdings weniger als fünf Prozent der älteren Menschen mit diagnostizierter Depression in Deutschland in ambulanter psychotherapeutischer Behandlung. In dem Beitrag wird untersucht, inwiefern negative Altersbilder seitens von Behandlern zu der schlechten Versorgungslage beitragen. Vorgestellt werden unter anderem die Ergebnisse einer experimentellen Studie, in der untersucht wurde, inwiefern das Alter eines Patienten mit depressiven Symptomen die Einstellung von Psychotherapeuten gegenüber einer Behandlung beeinflusst.
Methode: Eine Stichprobe von Psychotherapeuten am Ende ihrer Therapieausbildung (N = 124) beantwortete Fragen bezüglich einer naturalistischen Fallvignette, in welcher es um einen Patienten mit Depression und Todeswünschen ging. Im Rahmen eines experimentellen Designs wurde der Patient entweder als 86 Jahre (Bedingung ‚Alter Patient‘) oder als 52 Jahre (Bedingung ‚mittelalter Patient‘) beschrieben.
Ergebnisse: Die Studienteilnehmer schätzten die Symptome des depressiven Patienten in beiden Bedingungen als gleichermaßen krankheitswertig ein. Allerdings erzeugte die Bedingung ‚Alter Patient‘ bei den Studienteilnehmern vergleichsweise mehr negative Gefühle, eine geringere Behandlungsbereitschaft, weniger Kompetenzerleben und eine geringere Therapieerfolgserwartung.
Diskussion: Negative Altersbilder von Behandlern, zusammen mit einer defizitären gerontopsychologischen Ausbildung, sind potentielle Barrieren in der psychotherapeutischen Versorgung älterer Menschen mit Depression. Die Ergebnisse der experimentellen Studie werden zu den vorläufigen Resultaten des laufenden Innovationsfonds-Projektes "PSY-CARE - Depression bei zuhause lebenden Pflegebedürftigen - Kurzzeitpsychotherapie im Behandlungsteam mit Hausärzten und Pflegenden" in Beziehung gesetzt.