Raum:
Saal A1
Topic:
Wissenschaftliches Programm
Topic 04: Affektive Störungen, F3
Topic 13: Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie
Topic 19: Früherkennung, Prävention und Gesundheitsförderung
Format:
Symposium
Dauer:
90 Minuten
Besonderheiten:
Q&A-Funktion
Während Schwangerschaft und die Nachgeburtsphase oft mit vielen positiven Emotionen einhergeht, bedeutet sie auch einen drastischen Wandel im Leben der Frau und späteren Mutter sowie ihrer Umgebung. Während die hormonellen Veränderungen sehr gut bekannt sind, sind die Effekte der Schwangerschaft auf Stimmung, soziale Kognition und auch das Gehirn weniger gut untersucht. Besondere klinische Relevanz kommen diesen Veränderungen aber in Hinsicht auf psychische Erkrankungen, allen voran der post-partum Depression, zu. Aktuelle Schätzungen gehen von einer Prävalenz von 10-20% aus, wobei anzunehmen ist, dass die Zahlen höher sind. Bisherige Studien lieferten schon Hinweise auf soziale und biologische Risikofaktoren, dennoch ist die Ätiopathogenese dieser Erkrankung nicht verstanden. Besondere Relevanz haben die Erkrankungen während Schwangerschaft und post-partum aber, weil sie nicht nur die Frau/Mutter sondern auch das (ungeborene) Kind betreffen.
Im Rahmen dieses Symposiums möchten wir einen vielschichtigen Einblick in dieses Thema liefern und das neugegründete Netzwerk Post-partum Stimmungsstörung vorstellen. Startend mit einem Überblick über die Effekte der Schwangerschaft auf Stimmung, Kognition und Gehirnstruktur als auch –funktion (Derntl), wollen wir im zweiten Vortrag auf die klinische Versorgung und Behandlung von psychischen Erkrankungen in und nach der Schwangerschaft eingehen (Walter). Diese einführenden Vorträge dienen als Grundlage für zwei Berichte aktueller Forschung zu post-partum Depression. Hier werden einerseits erste Ergebnisse einer umfangreichen Studie (n=400) zur Prädiktion post-partaler Depression vorgestellt (Chechko) bzw. andererseits die zugrundeliegenden neurochemischen Mechanismen dieser schwerwiegenden Erkrankung und mögliche Präventionsstrategien präsentiert (Sacher).
Prädiktion von postpartaler Depression: ein longitudinaler Ansatz
Natalya Chechko, Aachen (Germany)
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Autor:in:
Natalya Chechko, Aachen (Germany)
Postpartale Depressionen (PPD) betreffen bis zu 13% neuer Mütter. Frühdiagnosen und maßgeschneiderte Interventionen reduzieren das Risiko einer PPD und ermöglichen einer großen Mehrheit der Patienten eine vollständige Genesung. Für die Früherkennung ist es sehr wichtig, potenzielle demographische und klinische Biomarker zu identifizieren.
Am Universitätsklinikum Aachen (Deutschland) haben wir 309 Mütter (Durchschnittsalter: 31,6 Jahre, Spanne: 19 - 46 Jahre) rekrutiert. Der Beobachtungszeitraum begann 2 bis 5 Tage nach der Geburt für eine Gesamtdauer von 12 Wochen und umfasste eine Sammlung von demographischen, klinischen und selbstberichteten Stimmungs- und Stressbewertungsskalen auf Wochen- bzw. Tagesbasis. Nach 8 bis 12 Wochen wurden bei 28 Frauen PPD und bei 33 Frauen eine Anpassungsstörung (AD) diagnostiziert. Die restlichen 248 Frauen wurden als gesunde Kontrollen (HC) eingestuft.
Die Analyse der Stimmungs- und Stressskalen zeigte, dass die Diagnosegruppen aufgrund ihrer Stimmungs- und Stressmuster über einen Zeitraum von 12 Wochen (p < 0,001) signifikant unterschiedlich waren. Durch die Einbeziehung von Stimmungs- und Stimmungs-Stress-Differenzwerten differenzierten maschinelle Lernanalysen mittels logistischer Regression gesunde Kontrollen von Frauen mit PPD mit einer maximalen mittleren Genauigkeit von 0,92 (HC: 0,92, PPD: 0,92). Ebenso ergaben die Analysen eine maximale mittlere Genauigkeit von 0,82 (HC: 0,83, AD: 0,78) für die Differenzierung von gesunden Kontrollen von Frauen mit AD. Die maximale mittlere Genauigkeit zur Unterscheidung von Frauen mit PPD von Frauen mit AD betrug 0,92 (AD: 0,92, PPD: 0,92).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Kombinationen von demographischen, klinischen, Stimmungs- und Stressmustern eine genaue Unterscheidung zwischen den diagnostischen Gruppen ermöglichten, was auf ihr Potenzial als diagnostische Biomarker für PPD hinweist.