In der Behandlung älterer Menschen spielt die Komorbidität von psychischen Erkrankungen und somatischer Multimorbidität eine entscheidende Rolle für die Behandlungsstrategie, das zu erwartende Behandlungsziel und den Behandlungseffekt und erfordert eine interdisziplinäre und multiprofessionelle Zusammenarbeit. Im Vordergrund stehen für den Patienten die Gefährdung seiner Mobilität, seiner Alltagsunabhängigkeit und seiner Selbstbestimmtheit im eigenen Leben. Das Symposium beleuchtete häufige klinische Konstellationen psychischer Erkrankungen und somatischer Multimorbidität, die in der Alterspsychiatrie eine große Rolle spielen: Depression und Funktionseinschränkung, Abhängigkeitserkrankung und äthyltoxische Folgeerscheinungen, Demenzversorgung und Delir und Gebrechlichkeit. Es werden Daten zur komplexen Interaktion zwischen Depression und Funktionseinschränkung präsentiert, die sich auf Ergebnisse großer deutscher Alterskohorten bei Studienteilnehmern über 75 Jahre basieren. Die Teilnehmer wurden längsschnittlich intensiv hinsichtlich Funktion, depressiven Symptomatik und Komorbidität untersucht. In einem weiteren Vortrag werden diese Daten durch aktuelle wissenschaftliche Empfehlungen für den klinischen Alltag ergänzt, wie das Erkennung depressiver Symptome nach einem Schlaganfall, sowie die Diskussion des Stellenwerts und der Wirksamkeit einer gezielten antidepressiven Behandlung, sowie auf die Prognose. Die aktuellen wissenschaftlichen Daten zu den häufigen Abhängigkeitserkrankungen von Benzodiazepinen oder/und Alkohol bei älteren Menschen werden zusammengefasst, sowie die Folgeerkrankungen im kognitiven und in den Organsystemen dargelegt. Bei rechtzeitiger Erkennung einer Abhängigkeitserkrankung sind Folgeschäden oft noch reversibel, das aktuell empfohlene klinische Vorgehen wird präsentiert. Das Innovationsfondsprojekt IdA wird interdisziplinäre Behandlungsstrategien in der stationäre Versorgung für kognitiv beeinträchtigte ältere Patienten m
Depression im Alter und somatische Komorbidität: Was kommt zuerst, die Depression oder die Funktionseinschränkung?
Steffi G. Riedel-Heller, Leipzig (Germany)
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Steffi G. Riedel-Heller, Leipzig (Germany)
Hintergrund: Im höheren Lebensalter Depressionen die häufigste psychische Störung, wobei eine hohe Komorbidität mit körperlichen Erkrankungen und Funktionseinschränkungen besteht. Gemeinhin wird davon ausgegangen, dass diese Funktionseinschränkungen den Boden für ein sich subsequent entwickelnde Depression darstellen. Diese Annahme wird in folgenden Vortrag hinterfragt. Methoden: Auf der Grundlage von einer großen deutschen Alterskohorte, der AgeCoDe-Studie (75+) wurden 3217 Senioren längsschnittlich über 6 Erhebungswellen im Abstand von 1,5 Jahren untersucht und Depressivität und Funktionsniveau erfasst. Die Datenanalyse erfolgte mittels VAR-Modellen. Ergebnisse: Die Resultate zeigten eine robuste Assoziation zwischen initialen Verstärkung depressiver Symptomatik und einer subsequenten Funktionseinschränkung, aber nicht umgekehrt. Die Befunde unterstreichen die Relevanz depressiver Symptomatik im Alter für die körperliche Gesundheit und Funktionsfähigkeit.
Die Bedeutung von Abhängigkeitserkrankungen im Alter
Dirk K. Wolter, Bonn (Germany)
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Dirk K. Wolter, Bonn (Germany)
Suchterkrankungen gehören zu den häufigsten psychischen Störungen. Sie sind wegen ihrer Folgeerkrankungen und der begleitenden sozialen Probleme von großer gesellschaftlicher Bedeutung. Die nachrückenden Alterskohorten zeichnen sich aufgrund veränderter Lebens- und Konsumgewohnheiten, aber auch aufgrund der steigenden Lebenserwartung von Suchtkranken durch eine zunehmende Häufigkeit von Suchtproblemen aller Art aus.
Substanzmissbrauch wird im höheren Lebensalter häufig übersehen, die Symptome bzw. Folgeerkrankungen als Alterskrankheiten fehlgedeutet. Bei bestehender Multimorbidität werden die pathophysiologischen Wechselwirkungen vielfältiger und komplizierter, und komplizierter wird auch die Behandlung, nicht nur in pharmakologischer Hinsicht, sondern auch durch ein häufig mit Suchterkrankungen assoziiertes dysfunktionales Gesundheitsverhalten. Early-Onset-Alkoholismus und Drogenabhängigkeit stellen dabei das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen.
Aus psychiatrischer Sicht sind die Zusammenhänge von Suchterkrankungen mit Depression, Suizidalität und Demenz von großer Bedeutung.
IdA – interdisziplinäre demenzsensible Akutversorgung: Konzeptentwicklung und Umsetzungsplanung
Heidi Müßigbrodt, Hennigsdorf (Germany)
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Heidi Müßigbrodt, Hennigsdorf (Germany)
In diesem Innovationsfondsprojekt wird die stationäre Versorgung kognitiv beeinträchtigter älterer Patienten mit akutem somatischen Behandlungsbedarf an fünf Klinikstandorten in Brandenburg an die spezifischen Erfordernisse dieser Patientengruppe angepasst. Insbesondere sollen Delirien, Stürze, freiheitsbeschränkende Maßnahmen, inadäquate Pharmakotherapie und Notfallverlegungen in die Akutpsychiatrie vermieden, Verweildauern verkürzt und die Wiedereinweisungsrate reduziert werden. Durch speziell geschulte Fachkräfte unter Einbezug der Angehörigen und der ambulanten Versorger wird ein personenzentrierter Maßnahmenplan erarbeitet, welcher u.a. interdisziplinäre Konsile, strukturierte Fallbesprechungen und tagesstrukturierende Angebote einzeln und in der Gruppe durch den Einsatz von Tagesbegleitern beinhaltet und systematisch in das Entlassmanagement einfließt. Im Rahmen dieses Vortrags soll die Konzept- und Projektentwicklung von der Idee bis zur Antragsstellung dargestellt und auf Hindernisse eingegangen werden als Anregung zum fachlichen Austausch.