Das Thema Stalking ist in der Allgemeinpsychiatrie und der Forensischen Psychiatrie mittlerweile fest verankert. Diagnostik und Therapie von Stalkingopfern sowie die Begutachtung und Risikoeinschätzung von Stalkern sind wichtige Themen geworden. Der einschlägige Straftatbestand wurde erst kürzlich deutlich überarbeitet. In diesem Symposium werden Ergebnisse einer aktuellen Bevölkerungsstudie zur Prävalenz von Stalking in Deutschland vorgestellt. Die Studie nutzte das gleiche Instrumentarium, das schon bei der ersten Stalkingstudie in Deutschland im Jahre 2005 verwendet wurde, so dass Aussagen darüber getroffen werden können, ob sich die Prävalenz in den letzten 15 Jahren verändert hat und welche Rolle den sozialen Medien dabei zukommt. In weiteren Vorträgen werden Erkenntnisse zu Stalking und Bedrohungsmanagement in unseren Nachbarländern Schweiz und Österreich präsentiert.
Bedeutung von Stalking für Allgemeinpsychiatrie und die Forensische Psychiatrie
Harald Dreßing, Mannheim (Germany)
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Autor:in:
Harald Dreßing, Mannheim (Germany)
Bedeutung von Stalking für Allgemeinpsychiatrie und die Forensische Psychiatrie
Stalking bezeichnet ein Verhaltensmuster, das darin besteht, dass der Stalker eine andere Person belästigt, verfolgt, bedroht, unter Umständen auch körperlich attackiert und in seltenen Fällen sogar tötet. Stalking ist mit einer Lebenszeitprävalenz von fast 12 % ein häufiges Phänomen. Für die Psychiatrie ergeben sich im Zusammenhang mit Stalking insbesondere die folgenden Aufgaben: 1. Diagnostik und Klassifikation von Stalkingfällen. 2. Risikoeinschätzung von Stalkingfällen. 3. Beratung und Behandlung von Stalkingopfern. 4 Behandlung und Begutachtung von Stalkern. Für diese Bereiche werden aktuelle Erkenntnisse und Handlungsanleitungen vorgestellt.
Stalking und Bedrohungsmanagement
Angela Guldimann, Zürich (Switzerland)
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Autor:in:
Angela Guldimann, Zürich (Switzerland)
Stalking-Fälle sind oft komplex. Eine fehlende interdisziplinäre Zusammenarbeit erschwert das Management dieser Fälle zusätzlich. Im Vortrag wird die Fachstelle Forensic Assessment & Risk Management (FFA) vorgestellt. Sie ist Teil des Kantonalen Bedrohungsmanagements (KBM) im Kanton Zürich und an der Psychiatrischen Universitätsklinik angegliedert. Die Fachstelle verfügt über zwei Arbeitsplätze bei den Zürcher Polizei Korps. Sie unterstützt die polizeilichen Sachbearbeiter mit forensisch-psychologischem Wissen bei der Risikoeinschätzung, Gefährderansprachen und im Fallmanagement von unterschiedlichen Bedrohungslagen. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit wird erläutert und an einem Stalking-Fallbeispiel illustriert.
Ausmaß und Auswirkungen von Stalking in Deutschland — eine Replikationsstudie
Christine Kühner, Mannheim (Germany)
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Autor:innen:
Christine Kühner, Mannheim (Germany)
Peter Gass, Mannheim (Germany)
Harald Dreßing, Mannheim (Germany)
Studien zum Ausmaß und zu gesundheitlichen Auswirkungen von Stalking auf Opfer beschränken sich hauptsächlich auf die Untersuchung von Inanspruchnahme-Populationen. Im Jahr 2003 führten wir die erste epidemiologische Studie zu Häufigkeit und Auswirkungen von Stalking in der Bevölkerung durch, deren Ergebnisse auch bei der Gesetzgebung zum § 238 StGB eine wichtige Rolle gespielt haben. Im Jahr 2018 haben wir mit denselben Instrumenten und in einer vergleichbaren Bevölkerungsstichprobe eine Wiederholungserhebung durchgeführt, die Aufschluss darüber gibt, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede sich bezüglich der Prävalenz von Stalking, Opfer/Tätermerkmalen und den psychischen Belastungen der Opfer im Vergleich zur ersten Erhebungswelle zeigen. Im vorliegenden Beitrag werden die zentralen Ergebnisse der jetzigen Erhebung (Gemeindestichprobe: N=444) vorgestellt und die aktuellen Ergebnisse mit denen der Vorgängerstudie (Gemeindestichprobe: N=675) verglichen. Wir fanden nahezu identische Lebenszeitprävalenzraten (2003: 11.6%, 2018: 10.8%) und Zusammenhänge mit demographischen Merkmalen (deutliche Überrepräsentativität von Frauen in der Opferstichprobe, Ex-Partner Stalking als Hauptproblem) sowie eine vergleichbare, gegenüber Nichtbetroffenen deutlich erhöhte Einschränkung der psychischen Gesundheit (WHO-5, PHQ-D). Damit zeigt sich, dass es sich beim Thema Stalking nach wie vor um ein gesellschaftlich relevantes Problem handelt und ein hoher Beratungs- und Informationsbedarf für die Betroffenen existiert.