Die hohe 12-Monats Prävalenz von Schlafstörungen, die gelegentlich auf über 30% geschätzt wird, aber auch bei konservativer Schätzung sicher über 10% liegt macht differenzierte und gestufte Versorgungskonzepte notwendig, die im wesentlichen im ambulanten Sektor verankert sind.
Im Bereich der nächtlichen Atmungsstörungen werden solche Konzepte seit Jahren erfolgreich angewendet, während sie sich für den Bereich der Ein- und Durchschlafstörungen gerade erst entwickeln. Deshalb möchten DGSM und DGPPN zwei aktuelle Projekte zu gestuften Konzepten der Diagnostik von Ein- und Durchschlafstörungen vorstellen und durch Beiträge zu technischen Fortschritten der Diagnostik und der besonderen Problematik erhöhter Tagesmüdigkeit ergänzen.
Ein innovationsfonds-gefördertes Stepped-Care-Modellprojekt in Deutschland
Kai Spiegelhalder, Freiburg im Breisgau (Germany)
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Kai Spiegelhalder, Freiburg im Breisgau (Germany)
Insomnien gehören zu den häufigsten Erkrankungen, denen Ärzte und psychologische Psychotherapeuten in der Versorgung der Bevölkerung begegnen. Die S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) empfiehlt hierbei die kognitive Verhaltenstherapie für Insomnie (KVT-I) als Behandlungmethode der Wahl. In der Versorgungsrealität werden jedoch sehr häufig Schlafmittel eingesetzt, ohne dass die psychotherapeutische Behandlung empfohlen wurde. Zentrales Ziel des Projekts GET Sleep ist es, die Versorgungsqualität und Versorgungseffizienz für Patienten mit chronischer Insomnie zu verbessern. Dabei wird ein Stepped Care Modell implementiert, in dessen erster Stufe Hausärzte die Patienten diagnostizieren und psychoedukativ behandeln. Führt diese Behandlung nach vier Wochen zu keiner Besserung, wird eine internet- und mobilbasierte KVT-I als zweite Stufe des Modells angeboten. Die internet- und mobilbasierte Behandlung wird dabei im Projekt in drei unterschiedlichen Varianten evaluiert, die sich im Ausmaß des Kontakts der Patienten mit Psychologen unterscheiden, um die wirksamste und kostengünstigste Form zu ermitteln. Die dritte Stufe des Stepped Care Modells beinhaltet eine psychotherapeutische, psychiatrische oder schlafmedizinische Fachbehandlung. Bei positiver Evaluation besteht das Ziel, die neue Versorgungsform in die Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses zur Gestaltung der Versorgung aufzunehmen und in die Regelversorgung zu übernehmen.