Die Frage, ob psychische Störungen zunehmen, beschäftigt sowohl die Fachwelt als auch die Öffentlichkeit. Die Prävalenzraten psychischer Störungen in der Bevölkerung sind entsprechend den epidemiologischen Studien jedoch recht stabil geblieben. Die altersspezifische Neuerkrankungsrate von Demenzerkrankungen nimmt in den westlichen Industrienationen sogar nachweislich ab. Die wahrgenommenen Entwicklungen sind andere: So haben Arbeitsunfähigkeit und Erwerbsminderung wegen psychischer Störungen zweifellos zugenommen. Gleiches gilt für die Inanspruchnahmen von Versorgungsleistungen. Mehr Menschen kommen in Behandlung. Das Symposium will den verschiedenen Aspekten diese Phänomene in der Lebensspanne nachgehen und stellt neue Daten und Erklärungsmodelle vor. Robert Schlack (RKI Berlin) berichtet aktuelle Ergebnisse zur Häufigkeit psychischer Auffälligkeiten und Störungen aus dem Kinder- und Jugendbereich (KIGGS-Studie). Ulfert Hapke (RKI Berlin) stellt ausgewählte und für Deutschland repräsentative Daten Erwachsener für die Planung von Forschung, Prävention und Versorgung vor. Susanne Röhr (Universität Leipzig) zeigt in ihrem Vortrag, in dem sie Daten aus deutschen Kohortenstudien präsentiert, des die kognitive Leistungsfähigkeit im Alter heute besser ist als sie noch vor Jahrzehnten war. Dirk Richter (Universität Bern) kontrastiert Prävalenzänderungen mit wahrgenommenen Entwicklungen in der Bevölkerung und stellt diese in den Kontext soziologischer Erklärungsmodelle.