Terroristische Anschläge, Amokläufe und auch andere Unglücksfälle, die einen Massenanfall an Verletzten (MANV) zur Folge haben, stellen Krankenhäuser vor große Herausforderungen. Dabei zählt die Versorgung von Notfällen zu den größten Herausforderungen im Krankenhaus. In den Rettungsstellen wiederum zählt die Versorgung von akut traumatisierten Unfallopfern zu den schwierigsten Aufgaben. Die Trauma-Versorgung konzentrierte sich lange auf die somatische Seite der Versorgung. Die leidvollen Erfahrungen der letzten Jahre mit terroristischen Anschlägen und größeren Unglücksfällen stärkte die Erkenntnis, dass die psychosoziale Seite der Versorgung von Terror- und Unfallopfern für die langfristige Genesung von großer Bedeutung ist. Dabei kann der Umgang des Krankenhauspersonals mit akut traumatisierten Patienten und Angehörigen darüber entscheiden, ob Traumafolgestörungen verhindert werden können. Eine systematische Vorbereitung auf den Umgang mit akut Traumatisierten - Massenanfall an Verletzten (MANV) nach Großschadenereignissen und Katastrophen, der auch die seelischen Folgen eines traumatischen Erlebnisses adressiert, gibt es in deutschen Notaufnahmen aber nur in Einzelfällen. Genau hier setzt das vorgelegte Symposium an. Die erste Referentin wird auf „Psychologische Hilfe in der Katastrophenhilfe“ fokussieren, der zweite Referent wird das Thema „Vorbild oder Sorgenkind? Psychosoziale Notfallversorgung in Krankenhäusern in Deutschland“ beleuchten, während die dritte Referentin über „Wenn die Welt aus einander fällt: Wie lassen sich Traumafolgestörungen verhindern?" präsentieren und die letzte Referentin wird "Psychosoziale Notfall- und Frühversorgung von akut traumatisierten Personen - Ergebnisse einer Pilotstudie mit Experten aus Israel – Praktische Handlungsempfehlungen" vorstellen. Alle Vorträge werden mit dem Plenum diskutiert.
Wenn die Welt auseinanderfällt: Wie lassen sich Traumafolgestörungen verhindern?
Julia Schellong, Dresden (Germany)
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Autor:in:
Julia Schellong, Dresden (Germany)
Hintergrund
Es ist zum nachvollziehbaren und hohen Anspruch in der Akuthilfe geworden, eine passgenaue Intervention gleich nach dem Erleben eines traumatischen Ereignisses zu bieten, um eine Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) zu verhindern.
Methode
Einige Elemente und Methoden der Akuthilfe werden hinsichtlich ihrer Wirksamkeit zur Prävention von Traumafolgestörungen im Spiegel der Literatur und internationaler Guidelines vorgestellt, mit Fokus auf einzelne Methoden wie traumafokusierte kognitiver Verhaltenstherapie (TF-CBT) oder EMDR als Methode der psychotherapeutischen Frühintervention. Auch wird der Rahmen, in dem eine solche Behandlung angeboten werden kann, thematisiert.
Ergebnis
Einige Interventionen, wie Single-Session Psychological Debriefing direkt nach einem Trauma, können derzeit nicht empfohlen werden. Andere Methoden müssen unter unterschiedlichsten Aspekten beleuchtet werden, auch um dem Anspruch “first, do no harm” gerecht zu werden. Ein Schlüsselelement kommt der Identifizierung und Vermittlung derjenigen zu, die Risikofaktoren aufweisen. Um eine schnelle nachgelagerte Versorgung der möglichst im Akutzeitraum identifizierten Personen zu gewährleisten um so chronische Traumafolgestörungen zu mindern, sind gesetzliche Regelungen, die insbesondere die Wartezeiten positiv beeinflussen (OEG, DGUV), hilfreich.
Schlussfolgerung
Während für die Methoden der psychotherapeutischen Frühintervention (< ca. 4 Wochen nach Ereignis) systematischere und stabilere Evidenz zur Prävention von Traumafolgestörungen vorliegt, ist Vergleichbares im vorgelagerte Bereich der psychologischen Akutversorgung aufgrund einer Vielzahl von methodischen Schwierigkeiten noch nicht gegeben. Nach traumatischen Ereignissen ist ressourcenorientierte Akuthilfe oft angemessen, wenn sie dem „first, do no harm“ Prinzip nachkommt, auch wenn bekannt ist, dass die meisten Menschen auch ohne spezifische Intervention keine Traumafolgestörung ausbilden.
Psychosoziale Notfall- und Frühversorgung von akut traumatisierten Personen – Ergebnisse einer Pilotstudie mit Experten aus Israel – praktische Handlungsempfehlungen
Meryam Schouler-Ocak, Berlin (Germany)