Wenn Menschen sich begegnen, dann geht es um die Resonanz zwischen den Beteiligten. Denn wenn etwas zwischen helfenden und unterstützungsbedürftigen Menschen ins Schwingen kommt, dann sind Begleitungsprozesse gelungen. In der Psychiatrie-Forschung von Morgen muss es darum gehen, die entscheidenden Momenten in der interkulturellen Begegnung aufzuspüren, in denen Beziehung gelungen ist. Unter anderem denken die Vortragenden über den Resonanz-Begriff Hartmut Rosas nach, nähern sich Phänomenen, die in der Begleitung immer wieder auftauchen. Mit Erfahrungen aus der Praxis und Ergebnissen aus der Forschung wird überlegt, wie aus einer Entfremdungserfahrung mit der eigenen Seele Verortungen in der Fremde werden können. Aus der Verletzlichkeit des Einzelnen sind Erfahrungen des Starkwerdens zu unterstützen.
Resonanzraum Krankenpflegeschule – wie interkulturelles Lernen in der Pflege durch pädagogische Resonanz gelingen kann
Gerhard Schossmaier, Wien (Austria)
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Gerhard Schossmaier, Wien (Austria)
„Um Lösungen für unsere Probleme zu finden, müssen wir das Denkniveau verlassen, das wir beim Schaffen der Probleme innehatten.“ (Albert Einstein)
In der Pflegeausbildung müssen wir aufhören, die Auszubildenden mit tradiertem, teilweise „totem“ Wissen über Krankheiten und Diagnosen vollzustopfen. Vielmehr ist es erforderlich, die stille und meist leidvolle Anpassung an das hierarchische Gesundheitssystem durch eine selbstverantwortliche, konstruktiv-kritische Haltung zu ersetzen. Ein wesentlicher Aspekt dabei scheint, die komplexen sozialen Momente unterschiedlich sozialisierter Menschen erlebbar zu machen und die dabei entstehenden Emotionen im Unterricht zu nutzen. Hartmut Rosa bezeichnet es als „Knistern im Klassenzimmer“. Damit ist gemeint, dass sogenannte Resonanzbeziehungen entstehen müssen, um nachhaltig lernen zu können. Resonanz meint, dass Lehrpersonen und Lernende gemeinsam emotionale Berührung erfahren und gemeinsam in Schwingung kommen (Rosa & Endres, 2016, S. 18). Auf Basis dieser Beziehungserfahrungen des Einzelnen mit der Umwelt kann eine Anverwandlung geschehen. Das bedeutet, sich den Lernstoff bzw. den Weltausschnitt so einzuverleiben, dass sich das Selbst dabei verwandelt (Rosa & Endres, 2016, S. 124). Dadurch können Menschen heimatverbunden und gleichzeitig weltoffen werden. Anverwandlung ist demnach das, was wir beim Lernen in der Pflege als „Veränderung der Haltung“ wahrnehmen. Um die Begriffe Resonanzraum und Anverwandlung praxisnah erlebbar zu machen, wird als exemplarisches Beispiel von einer Unterrichtssequenz aus dem curricularen Themenfeld „Kommunikation und Beziehungsgestaltung“ berichtet.
In der Gruppe der Lernenden sind Frauen und Männer aus 13 Nationen, unterschiedlichen Alters sowie unterschiedlicher Vorbildung und sozialer Hintergründe. Das Ziel in diesem Unterricht ist es, dass sich die Auszubildenden das Weltbild der gewaltfreien Kommunikation von Marshall Rosenberg anverwandeln und die Haltung einer Bedürfnisorientierung in