Inspiriert durch die Diskussion der Transition in der Psychiatrie entstand 2016 am ZI-Mannheim ein Adoleszentenzentrum, in dem seither ein neues Behandlungskonzept erforscht wird. Einer der angebotenen Behandlungseinheiten beinhaltet eine störungsspezifische PTBS-Therapie bei adoleszenten BPS-Patienten. Ziel des Vortrags von S. Cornelisse wird es sein, einen kurzen Überblick über die Therapie zu geben und Verlaufsdaten zu Suizidalität, Hochrisikoverhalten, Selbstverletzungen und emotionaler Instabilität zu präsentieren. Anhand theoretischer Überlegungen, der Sichtung evidenzbasierter Programme sowie einer Expertenbefragung wurde im Rahmen des Projekts „Netzwerk für Suizidprävention in Dresden“ ein edukatives Suizidpräventionsprogramm für Jugendliche erstellt. Das Programm wird aktuell in einer randomisierten Warte-Kontroll-Studie mit einer repräsentativen Stichprobe Dresdner SchülerInnen (N=950) evaluiert. L. Grosselli stellt die durch die Expertenbefragung sowie die bisherige Evaluation des Programms gewonnen Erkenntnisse zu schulbasierter Suizidprävention vor. A. Bürger wird über einen weiteren Ansatz der Prävention referieren: „covered prevention programs“, welche durch eine Stärkung protektiver Verhaltensweisen, Risikofaktoren abschwächen und dadurch suizidale Gedanken und Verhaltensweisen vermindern, ohne dabei psychische Störungen oder Suizidalität selbst zu thematisieren. Im Rahmen dieser Hypothese wird in Würzburg ein Programm zur Emotionsregulation (PrEmo) entwickelt, welches an 1.200 Schülerinnen und Schülern durch ein dreiarmiges randomisiert kontrolliertes Design auf seine Wirksamkeit hin überprüft werden sollen. Im abschließenden Übersichtsvortrag von U. Lewitzka werden die derzeitigen Forschungserkenntnisse im Bereich neuroendokrinologischer, (epi)genetischer und immunologischer Einflussgrößen dargestellt und die Ergebnisse aus Langzeitstudien einer Hochrisikogruppe von Kindern mit Eltern, die an einer bipolaren Störung leiden, diskutiert.
Suizidprävention in der Schule – das Projekt „Netzwerk für Suizidprävention in Dresden“
Luna Grosselli, Dresden (Germany)
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Autor:in:
Luna Grosselli, Dresden (Germany)
Hintergrund: Suizidprävention im Jugendalter stellt eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung dar. In den letzten Jahren wurden einige edukative Präventionsprogramme erfolgreich im Sinne der Prävention von Suizidgedanken oder -versuchen evaluiert. Außerhalb von Forschungsbemühungen werden diese Programme jedoch zu wenig eingesetzt, u. a. aufgrund aufwendiger Schulungen oder zu umfangreicher Module. Sie werden jedoch dringend benötigt, um einen gesellschaftlichen Diskurs und die Implementation von Suizidpräventionsmaßnahmen und damit eine Verbesserung von Gesundheitskompetenzen zu erreichen.
Methode: Anhand theoretischer Überlegungen, der Sichtung evidenzbasierter Programme sowie einer Expertenbefragung wurde im Rahmen des Projekts „Netzwerk für Suizidprävention in Dresden“ ein edukatives Suizidpräventionsprogramm für Jugendliche erstellt. Das Programm umfasst zwei Blöcke zu je 90 Minuten und beschreibt Merkmale von seelischem Stress, psychischen Beschwerden bis hin zu suizidalen Krisen und fokussiert auf die Initiierung einer Inanspruchnahme verfügbarer Hilfsangebote.
Durchführung: Nach Abstimmung mit dem Landesamt für Schule und Bildung und einer Pilotierung wird das Programm aktuell in einer randomisierten Warte-Kontroll-Studie mit einer repräsentativen Stichprobe 12 bis 18 jähriger Dresdner SchülerInnen (N=950) evaluiert. Bislang wurden n = 207 Schüler erreicht. Zahlreiche Anfragen von Schulen zeigen einen hohen Präventionsbedarf auf, welcher über das Programm hinaus voraussichtlich in Zusammenarbeit mit weiteren Organisationen bedient werden soll.
Ausblick: Im Vortrag berichten wir die Ergebnisse der Expertenbefragung sowie erste ermutigende Erkenntnisse des NeSuD-Präventionsprogrammes vorzustellen sowie zukünftige Herausforderungen in der Vermittlung von Gesundheitskompetenzen zu diskutieren. Die Ergebnisse ermöglichen ein besseres Verständnis der Barrieren, Gelingensfaktoren und bestenfalls Mechanismen von Suizidpräventionsprogrammen im Jugendalter.
PrEmo – ein schulbasiertes universelles Präventionsprogramm zur Verminderung von nicht-suizidaler Selbstverletzung und Suizidalität
Arne Bürger, Würzburg (Germany)
Neurobiologische Befunde bei Suizidalität im Kindes- und Jugendalter
Ute Lewitzka, Dresden (Germany)
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Autor:in:
Ute Lewitzka, Dresden (Germany)
In der Altersgruppe der 15-25 Jährigen stellt der Suizid die zweithäufigste Todesursache weltweit dar. Neuere Daten zeigen eine Zunahme psychiatrischer Notfälle, häufig verbunden mit suizidalen Krisen in verschiedenen europäischen Ländern. Der Einfluss von Medien (inkl. Serien) hat durch die jüngste Arbeit von Niederkrotenthaler et al. 2019 (JAMA) erneut zu Diskussionen geführt und bestätigt die bekannte Tatsache, dass vielfältige (lernpsychologische, psychodynamische u.a.) Faktoren eine Rolle in der Genese suizidalen Verhaltens spielen. Unverändert werden weltweit Anstrengungen unternommen, den Einfluss (neuro)bioloogischer Ursachen zu beforschen, gibt es doch zahlreiche Befunde, die für eine Beteiligung von Neurotransmittern, (Epi)Genetik, Immunologie und weiteren Faktoren sprechen. Der Vortrag gibt einen aktuellen Überblick über die derzeitigen Forschungserkenntnisse aus diesen Bereichen. Hierbei werden insbesondere Ergebnisse von Langzeitstudien in High-Risk Populationen referiert.