Die Epidemiologie und Erkennung psychischer Komorbiditäten, z.B. von Suchterkrankungen, in der somatischen Versorgung, war in den letzten Jahren vielfach Thema von Präventionsprogrammen und diverser Publikationen.
Das vorliegende Symposium, möchte nun den Fokus auf die Versorgung somatischer Komorbiditäten bei Menschen mit psychischen Störungen legen. Besonders Betroffene mit komplexer Symptomatik und hohem Hilfebedarf sind häufig nicht in der Lage dies ausreichend selbst zu organisieren. Teils lehnen sie die Behandlung auch ab oder somatische Behandler sehen sich außer Stande diese schwierigen Patienten ausreichend zu begleiten.
Das DGPPN-Referat Gemeindepsychiatrie hat sich daher im Aktionsplan der DGPPN zur Umsetzung der UN-BRK dem Artikel 25, der Teilhabe und Zugang im Gesundheitsbereich beschreibt, angenommen und gemeinsam mit dem Referat für Psychische Störungen in der hausärztlichen Versorgung dieses Symposium konzipiert.
Die vier Vorträge geben einen Überblick über die Epidemiologie somatischer Komorbiditäten bei Menschen mit psychischen Störungen, die Möglichkeiten diese (Mit-)zubehandeln, die Notwendigkeit der Vernetzung und eines berufsgruppenübergreifenden Monitorings leitender Symptome, z.B. ein metabolisches Syndrom betreffend.
Welchen Wert messen Ärzte in psychiatrischen Institutsambulanzen der Behandlung somatischer Komorbiditäten bei? Ergebnisse einer Erhebung in Südwürttemberg
Raoul Borbé, Ravensburg (Germany)
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Autor:in:
Raoul Borbé, Ravensburg (Germany)
Ziel der Studie
Die somatische Grundversorgung ist primär Aufgabe des Allgemein-/Hausärztlichen Sektors. Menschen mit psychischen Störungen, insbesondere die mit komplexem Hilfebedarf, nehmen dessen Leistungen bei somatischen Beschwerden seltener wahr. Sie stellen aber die Kernklientel Psychiatrischer Institutsambulanzen (PIA) dar, denen daher möglicherweise auch eine Aufgabe in der somatischen Versorgung dieser Patientengruppe zufällt. Der Stellenwert Psychiatrischer Institutsambulanzen in der somatischen Grundversorgung sollte daher untersucht werden.
Methodik
Ärztinnen und Ärzte in Psychiatrischen Institutsambulanzen des ZfP Südwürttemberg wurden hinsichtlich ihrer Einstellung bezüglich der Bedeutung somatischer Komorbiditäten, der somatischen Mitbehandlung und dem Verschreibungsverhalten von somatischen Medikamenten befragt. Ergänzend wurden Daten der PIA-BADO ausgewertet hinsichtlich der Behandlung durch Hausärzte sowie der dokumentierten somatischen Nebendiagnosen.
Ergebnisse
72% aller Patienten gaben an, einen Hausarzt zu haben. Seitens der PIA-Ärzte wurde besonders bei den Patienten, die nicht hausärztliche versorgt waren, eine hohe eigene Verantwortung bei der Mitbehandlung somatischer Erkrankungen gesehen. Die Häufigkeit und die Art somatischer Nebendiagnosen unterschieden sich zwischen allgemeinpsychiatrischen, gerontopsychiatrischen und abhängigkeitskranken Patienten teils deutlich.
Schlussfolgerung
Die Ergebnisse zeigen, dass Psychiatrische Institutsambulanzen in der Erkennung und Mitbehandlung somatischer Erkrankungen eine wichtige Rolle spielen. Diese ist abhängig von der psychischen Störung und der Art der somatischen Erkrankung aber auch von der Form der PIA-Finanzierung.
Abgesagt - Integrierte Versorgungskonzepte zur besseren somatischen Versorgung von Menschen mit psychischen Störungen