Raum:
Saal A1
Topic:
Wissenschaftliches Programm
Topic 01: Neurokognitive Erkrankungen, organische psychische Störungen, Demenz, F0
Topic 19: Früherkennung, Prävention und Gesundheitsförderung
Format:
Symposium
Dauer:
90 Minuten
Besonderheiten:
Q&A-Funktion
Das therapeutische Potential bei chronisch neurodegenerativen Demenzerkrankungen gilt bislang als nicht ausgeschöpft, weil eine präklinische Diagnostik bislang nicht etabliert werden konnte und frühe Erkrankungsstadien nicht erkannt werden. Eine systematische, von Biomarkern getragene Risikoabschätzung scheint analog zur Tumormedizin der konsequente nächste Schritt der nun durch die klinische Forschung vorangetrieben wird. Dieses Symposium berichtet auf dem Hintergrund gescheiterter Behandlungsstudien bei fortgeschrittener Neurodegeneration, von den Fortschritten in der Diagnostik und Behandlungsansätzen von Demenzerkrankungen im Frühstadium.
Neue Rekrutierungsstrategien für große Präventionsstudien
Jens Wiltfang, Göttingen (Germany)
Details anzeigen
Autor:in:
Jens Wiltfang, Göttingen (Germany)
International besteht ein dringender Bedarf für erste präventive Behandlungsansätze der Alzheimer Demenz. Gerade weil die Grundlagen-orientierte Forschung an transgenen Tiermodellen der Alzheimer Demenz bisher noch keinen Wirkstoff für eine präventive Behandlung der Alzheimer Demenz identifizieren und klinisch erfolgreich testen konnte, bekommen klinische Studien zur Evaluation bereits mit anderer Indikation zugelassener Wirkstoffe („Repurposing) und den ggf. kombinierten Einsatz nicht-pharmakologischer präventiver Behandlungsansätze (u.a. Körperliche Aktivität, Diät, Nicht-invasive Neurostimulation) eine immer größere Relevanz. Für entsprechende Präventionsstudien, die in präklinischen oder prodromalen Stadien der Alzheimer Demenz ansetzen, wie beispielsweise die subjektive kognitive Beeinträchtigung oder die leichte kognitive Beeinträchtigung, werden aber multizentrische Studien mit großen Fallzahlen und vergleichsweise langer Interventionsdauer benötigt. Um Patienten mit präklinischer Alzheimer Demenz zuverlässig zu rekrutieren, sind bisher die Liquor-gestützte Demenzdiagnostik und/oder Amyloid-PET erforderlich. Diese Verfahren sind aber entweder invasiv (Liquor) oder kostenintensiv( Amyloid PET). Zwischenzeitlich zeichnet sich aber ab, dass durch neue Ansätze einer Blut-basierten Frühdiagnostik der Alzheimer Demenz Patienten schon im Stadium des Screening kostengünstig und minimal invasiv mit ausreichender Zuverlässigkeit identifiziert werden können. Dadurch könnte schon jetzt der „Screening Failure“, etwa 70 – 80 %, signifikant reduziert werden, wodurch unnötige invasive und/oder kostenintensive Diagnostik eingespart werden kann. Ein entsprechend optimiertes klinisches Studiendesign würde die Durchführbarkeit großer internationaler Präventionsstudien bei Alzheimer Demenz nachhaltig verbessern.
Der Vortrag wird einen Überblick über die aktuellen zur Verfügung stehenden Ansätze der Blut-basierten Frühdiagnostik der Alzheimer Demenz geben.
Stand der interventionellen Präventionsstudien im Überblick
Oliver Peters, Berlin (Germany)
Details anzeigen
Autor:in:
Oliver Peters, Berlin (Germany)
Auf der Suche nach krankheitsmodifizierenden Medikamenten für die ursächliche Behandlung der Alzheimer Erkrankung hat die klinische Forschung eine Reihe von Rückschlägen einstecken müssen. In Ermangelung von Erfolgen in den symptomatischen Krankheitsstadien drängt sich die Schlussfolgerung auf, dass nur eine sehr frühe Intervention im Sinne einer sekundären Prävention, wirksam sein kann. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die gegenwärtig laufenden Studien, die diesen Ansatz verfolgen.
Möglichkeiten der nicht-pharmakologischen Prävention von Demenzen
Johannes Kornhuber, Erlangen (Germany)
Details anzeigen
Autor:in:
Johannes Kornhuber, Erlangen (Germany)
In den letzten Dekaden wurde eine Reihe modifizierbarer Risikofaktoren und schützender Faktoren identifiziert, die mit der Entwicklung der Kognition bzw. einer Demenz assoziiert sind. Derzeit laufen prospektive Interventionsstudien, die klären sollen, ob die Veränderung der identifizierten Risikofaktoren tatsächlich die Kognition und Demenzentwicklung günstig beeinflusst. Die Ergebnisse einiger Studien sind teilweise vorhanden; die Resultate anderer Studien müssen noch abgewartet werden. Die bislang vorliegenden Ergebnisse sind ermutigend und zeigen, dass Lebensstil-Intervention günstige Effekte haben können; insbesondere multimodale Interventionen, die auf Ernährung, körperliche Aktivität, kognitives Training, soziale Aktivität und Optimierung kardiovaskulärer Risikofaktoren abzielen. Aufgrund der bislang verwendeten heterogenen Methodik können die Effektstärken der einzelnen Interventionen schlecht verglichen werden. Auch ist noch nicht klar, welche Zielpopulation am besten profitiert, in welchem Lebensalter die Intervention beginnen sollte und welche Intervention bzw. Kombination von Interventionen am besten wirken. Die Ergebnisse der bislang vorliegenden Präventionsstudien zeigen Effekte bei älteren Risikopatienten und einer relativ kurzen Interventionsdauer von einigen Jahren. Daher besteht die Hoffnung auf deutlich größere Effekte, wenn die Intervention schon im mittleren Lebensalter beginnt und damit nicht nur wenige Jahre, sondern Dekaden lang einwirkt. Da Lebensstil-Interventionen nicht gefährlich sind, und dazu auch noch günstige Effekte gegen kardiovaskuläre Erkrankungen haben, werden sie allen Personen ab dem mittleren Lebensalter empfohlen.