Psychiatrie braucht zusätzliche und andere Zugangswege zur Psychotherapie als die Richtlinien-Behandlung im Rahmen des Gutachterverfahrens. Die psychiatrische Kurz-Psychotherapie PKP wurde zu diesem Zweck entwickelt. Systematische und kontinuierliche Behandlung des Patienten im 20-Minuten-Setting der Sprechstunde oder Klinikvisite findet mithilfe von Sprechstundenkarten statt. Eine erste kontrollierte Studie verglich die Therapiegruppe mit einer Wartelistengruppe mit depressiven Erkrankungen mit sehr guter Feldstärke. Eine zweite Studie verglich PKP mit 24 Sitzungen mit einer Langzeitbehandlung im Umfang von 45 Sitzungen. Beide Therapien erbrachten gleich gute Ergebnisse. In einem großen psychiatrischen Krankenhaus wird PKP als störungsspezifische Gruppentherapie der Depression eingesetzt. Die neuen Ergebnisse mit über 1000 Patienten zeigen ebenfalls auf stabile Weise die Wirksamkeit dieses alternativen psychotherapeutischen Vorgehens in der Psychiatrie. Außerdem wird darüber berichtet, wie PKP in der Behandlung des chronischen Alkoholismus, bei Angst-und Zwangsstörungen und bei chronischem Schmerz eingesetzt wir.
Jenseits der Richtlinien-Psychotherapie kann Psychiatrische Kurz-Psychotherapie im 20-Minuten-Setting von Sprechstunde und Klinikvisite eine wirksame Behandlung von Depression, Angst, Zwang, Alkoholismus und chronischem Schmerz sein
Serge Sulz, München (Germany)
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Serge Sulz, München (Germany)
Nicht das 15-minütige psychiatrische Sprechstunden-Gespräch und nicht die 50-minütige Psychotherapie-Sitzung nach den Psychotherapie-Richtlinien sind die Vorgehensweiser der Psychiatrischen Kurz-Psychotherapie PKP. 25 Minuten strukturierte evidenzbasierte Therapie-Intervention störungsspezifisch kommt sowohl in der Praxis als auch auf Station zum Einsatz. Als Hilfsmittel stehen Sprechstunden- bzw. Therapiekarten zur Verfügung, die von Patienten gern verwendet werden. Basierend auf einem einfach zu vermittelnden Störungskonzept gehen wir mit dem Patienten strategisch gegen seine Vermeidungstendenzen vor und fördern seine Kompetenz sowohl im Umgang mit dem Symptom als auch seine Fertigkeiten im Umgang mit Gefühlen und zwischenmenschlichen Beziehungen. Zwei Studien ergaben signifikante Wirksamkeit bei Depression. Mittlerweile gibt es PKP auch bei Angst- und Zwangsstörungen, bei Alkoholismus und bei chronischem Schmerz. Die Kombination von Psychoedukation und Exposition führt die Therapie konsequent zum Ziel.
Literatur: Sulz S. K. D. (2017b). Gute Verhaltenstherapie lernen und beherrschen - Band 1: Verhaltenstherapie-Wissen: So gelangen Sie zu einem tiefen Verständnis des Menschen und seiner Symptome. München: CIP-Medien-Reihe im Psychosozialverlag.
Sulz S. K. D. (2017c). Gute Verhaltenstherapie lernen und beherrschen - Band 2: Verhaltenstherapie-Praxis: Alles was Sie für eine gute Therapie brauchen. München: CIP-Medien-Reihe im Psychosozial-Verlag.
Stationäre Gruppentherapie der Depression nach dem PKP-Konzept: neue Daten von über 1000 Patienten
Christian Algermissen, Braunschweig (Germany)
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Christian Algermissen, Braunschweig (Germany)
Die durchschnittliche Behandlungsdauer von stationären psychiatrischen Patienten mit affektiven Störungen bzw. der Diagnose einer (unipolaren) Depression wird mit etwa 35 Tagen angegeben (Statistisches Bundesamt, 2017). Diese Rahmenbedingungen machen es erforderlich, den Therapieprozess unmittelbar zielorientiert und effizient zu gestalten.
Die Psychiatrische Kurz-Psychotherapie (PKP) ist eine Kurzform der Strategisch-Behavioralen Therapie (Sulz et al., 2011). Etablierte kognitive Behandlungstechniken und wesentliche Aspekte anderer Psychotherapiemethoden sind in diese Therapieform integriert (Sulz & Hauke, 2009). Als neuartige Therapietechnik nutzt die Psychiatrische Kurz-Psychotherapie insbesondere Kurzinterventionen zum Aufbau einer Behandlungsstrategie und ist besonders geeignet, einen Therapiefortschritt während des begrenzten stationären Behandlungszeitraums herzustellen.
Die Inhalte der PKP können als kombiniertes gruppen- und einzeltherapeutisches Behandlungskonzept in allgemeinpsychiatrisch und psychotherapeutisch orientierten Stationen einer Versorgungsklinik implementiert werden. Der modulare Aufbau der PKP-Depressionsgruppe (Modul 1-4, je 3 x 75 Minuten) erlaubt den stetigen Einschluss neuer Patienten in das vierwöchige Gruppenkonzept. Parallel und in Fortsetzung zur Gruppentherapie unterstützen Einzeltherapien den personalisierten Therapieprozess. Die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Evaluation (n = 1196) in der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Klinikum Braunschweig erlaubt eine positive Bilanz. Das stationäre, gruppenzentrierte PKP-Behandlungskonzept ist effektiv (mittlere Effektstärken im Prä/Post-Test von BDI-II, Mini-SCL, CGI-Skala), ressourcenschonend und erfährt eine hohe Akzeptanz bei Patienten und Therapeuten. In Kooperation mit einer Psychiatrischen Institutsambulanz oder niedergelassenen Fachärzten sind sektorenübergreifende Behandlungspfade umsetzbar.
Psychiatrische Kurz-Psychotherapie (24 Stunden) in der Ambulanz: eine kontrollierte Studie
Thomas Kaufmayer, München (Germany)
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Thomas Kaufmayer, München (Germany)
UNTERSUCHUNG: Eine aktuelle Herausforderung besteht darin, Menschen, die unter Depressionen leiden, effektive und nachhaltige Ansätze zur psychotherapeutischen Behandlung verfügbar zu machen. Effiziente und kurze Therapieansätze sind eine Möglichkeit, zur Verminderung von Wartezeiten und zu einer deckenden Versorgung beizutragen. Mit der Psychiatrischen Kurz-Psychotherapie (PKP) wird ein Therapieverfahren untersucht, das durch den Einsatz von Therapie- bzw. Sprechstundenkarten zur Durchrührung von evidenzbasierten Interventionen als eine kompakte Kurztherapieform dient.
METHODIK: Es wurde in einer naturalistischen Studie eine Experimentalgruppe (n = 105) zu mehreren Zeitpunkten, vor, während und nach der Durchführung einer PKP auf therapeutisch wichtige Veränderungen untersucht und mit einer unbehandelten Kontrollgruppe (n = 87) verglichen. Die Probanden der Experimentalgruppe erhielten eine auf sechs Monate angelegte Akuttherapie mit 24 wöchentlichen Sitzungen, auf die eine sechsmonatige Erhaltungstherapie mit monatlichen Sitzungen folgte. Nach weiteren sechs Monaten ohne Intervention fand eine Katamnesemessung statt.
ERGEBNISSE: Relevante therapeutische Variablen unterlagen zu einem überwiegenden Teil bereits in der sechsmonatigen Akuttherapiephase signifikanten Verbesserungen, die sich bis zur Katamnesemessung stabil zeigten. Depressivität, Angst, dysfunktionale Einstellungen und das Gefühl von emotionaler Überflutung verringerten sich. Das allgemeine Funktionsniveau der Patienten und die Akzeptanz von Emotionen stiegen, die Überlebensregel nach Sulz flexibilisierte und das emotionale Erleben verbesserte sich.
Insgesamt hatten sich bis zur Katamneseuntersuchung 39.5 % der Probanden bezüglich der Gesamtsymptomatik verbessert und 37,2 % der Probanden klinisch bedeutsam verbessert.
Stichworte: Psychiatrische Kurz-Psychotherapie, PKP, Depression, Psychotherapieforschung, SBT, Exposition, Wirksamkeit
Psychiatrische Kurz-Psychotherapie zeigt im Vergleich mit Langzeittherapie gleich gute Erfolge: eine kontrollierte Studie
Manuel Peters, München (Germany)
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Autor:in:
Manuel Peters, München (Germany)
Zweck der Studie: Viele Patienten mit Depression bekommen im ambulanten psychiatrischen Setting nicht die psychotherapeutische Behandlung, die sie bräuchten. Einer der Gründe dafür ist Zeitmangel. Die Psychiatrische Kurz-Psychotherapie (PKP) stellt daher effiziente, evidenzbasierte Interventionen auf Sprechstundenkarten bereit, die den zeitlichen Limitationen in Sprechstunde und Visite gerecht werden. Die PKP sieht Depression als emotionale Dysregulation mit dem Ziel, Emotionen (z.B. Wut, Trauer, Angst) und deren kurzfristig aversive Konsequenzen zu vermeiden (z.B. Konflikt, Verlust, Ablehnung). Das Vermeidungsverhalten wird in der Folge durch negative Verstärkung aufrechterhalten. Die therapeutische Strategie besteht in der Konfrontation der vermiedenen Emotionen und der Bewältigung der Konsequenzen, so dass die Depression überflüssig wird.
Methodik: In der ambulanten, nicht randomisierten Feldstudie wurden Patienten mit depressiven Syndromen zwei Gruppen zugeteilt (Kurzzeittherapie (KZT) mit 24 Sitzungen (plus 6 monatliche Erhaltunssitzungen), n=77 und Langzeittherapie (LZT) mit 44 Sitzungen, n=79). Dabei kamen nur evidenzbasierte Interventionen zum Einsatz, die auf den Therapiekarten beschrieben sind. Eine Katamnesesitzung erfolgte sechs Monate nach Abschluss der Therapie.
Ergebnisse: Die meisten Patienten der KZT-Gruppe zeigten nach 24 Sitzungen ein Wirkmaximum. Die Patienten der LZT-Gruppe unterschieden sich statistisch nicht bedeutsam, jedoch gab es klinisch relevante, individuelle Abweichungen. Die Ergebnisse blieben bis zur Katamnese stabil. Die Therapeuten der Langzeittherapie-Gruppe schätzten ihre Patienten teilweise schlechter ein, als diese sich selbst. Die Funktionalität der Emotionsregulation zeigte einen mittleren bis hohen Zusammenhang mit der Reduktion der depressiven Symptomatik.
Schlüsselwörter: Psychiatrische Kurz-Psychotherapie (PKP), Depression, emotionale Dysregulation, Exposition, Selbststeuerung, Psychotherapieforschung, Therapiekarten