Autor:innen:
Petra Beschoner, Ulm (Germany)
Aniela Brück, Ulm (Germany)
Maxi Braun, Diessen (Germany)
Carlos Schönfeldt-Lecuona, Ulm (Germany)
Roland Freudenmann, Laupheim (Germany)
Roberto Viviani, Ulm (Germany)
Lucia Jerg-Bretzke, Ulm (Germany)
Jörn von Wietersheim, Ulm (Germany)
Hintergrund: Internationalen Studien zufolge sind Ärzte, insbesondere in den „Psych“-Fächern, häufig von Burnout oder Depression betroffen. Für deutschsprachige Länder gibt es bisher nur wenige Daten hierzu. Die Verschärfung und Umsetzung des Arbeitszeitgesetzes in den vergangenen 10 Jahren gab den Ausschlag, berufliche Einflussfaktoren wie Arbeitszeit auf die psychische Gesundheit psychotherapeutisch/ psychiatrisch tätiger Ärztinnen und Ärzte in diesem Zeitraum zu untersuchen. Ziel der Studie ist, die berufliche und familiäre Situation zweier vergleichbarer Ärzte-Kohorten in einem Intervall von 10 Jahren zu erfassenden, um zu untersuchen, wie berufliche und private Belastungsfaktoren Depressivität, Burnout und Gratifikationskrisen in diesem Zeitraum beeinflussen.
Methoden: Im Rahmen zweier Querschnittuntersuchungen 2006 und 2016 wurden bei psychotherapeutisch/psychiatrisch tätigen Ärztinnen und Ärzten mittels Fragebogen Daten zu Person, Arbeits- und Lebenssituation und Anamnese erhoben. Zudem kamen standardisierte Selbstbeurteilungsinstrumente zur Erfassung von Gratifikationskrisen (ERI), Depressivität (BDI, BDI-II) und Burnout (MBI) zum Einsatz.
Ergebnisse: Es nahmen 2006 N = 1236 und 2016 N = 1087 Ärztinnen und Ärzte an der Befragung teil. Grundsätzlich zeigte sich, dass Wochenarbeitszeit und Wochenenddienste mit psychischer Gesundheit zusammenhängen. Von 2006 auf 2016 ging die Reduktion der Wochenarbeitszeit und der Wochenenddienste mit einer Verbesserung der Werte für Depressivität, Burnout und Gratifikationskrisen einher, dieses Ergebnis blieb stabil, auch nachdem ein statistisches Matching für andere Einflussfaktoren durchgeführt wurde.
Diskussion: Die Studie zeigt Veränderungen hinsichtlich beruflicher Belastungen und psychischer Beeinträchtigungen im Vergleich 2016 zu 2006, die wegweisend sind für die Etablierung von Maßnahmen zur Erhaltung von Gesundheit und Produktivität der psychotherapeutischen und psychiatrischen Ärzteschaft im deutschsprachigen Raum.