Evaluation eines Coachings zur Stärkung der Resilienz von Jugendlichen mit psychisch erkrankten Eltern
Michael Franz, Gießen (Germany)
Details anzeigen
Autor:innen:
Michael Franz, Gießen (Germany)
Fritz Mattejat, Marburg (Germany)
Beate Kettemann, Marburg (Germany)
Objektive
Eine psychische Erkrankung eines Elternteils gilt als Hauptrisikofaktor für emotionale Belastungen und die Entwicklung einer eigenen psychischen Erkrankung von Kindern. Daher sind präventive Interventionen vor einer Manifestation einer psychischen Erkrankung für Jugendliche von psychisch erkrankten Eltern von hoher Bedeutung. Bisher fehlt eine niederschwellige Intervention unterhalb der Indikation zur Psychotherapie. In der Studie wird die Wirksamkeit eines manualisierten Coachings zur Stärkung der Resilienz von Jugendlichen untersucht, das zur Verbesserung von Informationen über die elterliche Erkrankung und regionalen Hilfsangeboten, der Selbstwirksamkeit, des Kohärenzsinns und der Selbstfürsorge entwickelt wurde.
Methoden
In einer Klinik nahmen N=104 Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren sowie ihr erkrankter Elternteil an einer randomisierten Interventionsstudie (DRKS 00011533) zur Evaluation des Coachings teil. In einem Pre-Post- und Follow-up-Design wurden Verhaltensauffälligkeiten, Selbstwirksamkeit und Kohärenzsinn gemessen. Die Jugendlichen der Experimental-Coachinggruppe erhielten im Interventionsprogramm zu Beginn und zum Abschluss eine Familiensitzung sowie (Einzel)-Coachingsitzungen. Die Jugendlichen der Kontrollgruppe erhielten als Minimalintervention eine Familiensitzung.
Ergebnisse
In der Experimental-Coachinggruppe zeigten sich im Zeitverlauf im Vergleich zur Kontrollgruppe in den Syndrom- und Sekundärskalen eine Verbesserungen mit hohen Effektstärken. Im Bereich „Selbstwirksamkeit“ konnten sich nur die Mädchen der Coachinggruppe verbessern, während alle Jugendlichen eine Steigerung des „Kohärenz verzeichneten.
Diskussion
Die Ergebnisse verdeutlichen eine Wirksamkeit des Programms und zeigen, dass Jugendliche vor der Manifestation einer psychischen Erkrankung hoch wirksam – vor allem in Bereichen, die oftmals bei Jugendlichen mit einer psychischen Störung assoziiert sind, präventiv unterstützt werden können.
Transgenerationale Resilienz im Kontext von Traumatisierung
Anne-Katharina Neddens, Oberursel (Germany)
Details anzeigen
Autor:in:
Anne-Katharina Neddens, Oberursel (Germany)
Infolge der Untersuchungen zu Phänomenen der transgenerationalenTraumatisierung wächst in den vergangenen Jahren ein zunehmendes Interesse an Resilienz und ihrer Ursprungs- und Entstehungsfaktoren.
Der hierzu häufig verwendete Komplementärbegriff der Vulnerabilität im Gegensatz zur Resilienz bezeichnet dabei eine genetisch oder/und biographisch erworbene Verletzlichkeit, die zunächst nicht unmittelbar auf, wenn auch diese begünstigenden Traumatisierungen übertragbar ist.
Mithilfe eines individuellen, familiengeschichtlich orientierten Resilienz-Genogramms kann eine transgenerationale Weitergabe von Resilienzfaktoren entlang familieninterner Sprichwörter, Narrative oder auch tradierter Bewältigungsstrategien sichtbar und für den Einzelnen nutzbar gemacht werden. Als intrafamiliäres, mehr oder weniger bewusstes, generationenübergreifendes Erfahrungswissen ermöglicht es einen neuen Zugang zu und Bewertung der eigenen Herkunftsgeschichte. Das kann zu einer Aneignung und Neubewertung des eigenen Selbstbewusstseins hilfreich sein.
Die nicht selten im Kontext von Traumatisierung vorzufindende Täterintrojekte können hierdurch in ihrer Masisvität entkäftet, neu beurteilt oder zumindest relativiert werden.
Online-Gefährdungsanalyse zur psychischen Belastung bei Pflegekräften
Peter Tonn, Hamburg (Germany)
Details anzeigen
Autor:innen:
Peter Tonn, Hamburg (Germany)
Nina Schulze, Hamburg (Germany)
Im Zuge der Entwicklung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements für Pflegekräfte der ambulanten und stationären Pflege haben wir ein online-/ mobile-Tool zur Gefährdungsanalyse mit jeweils 9 Fragen in den 4 wesentlichen Bereichen
- Belastung durch Arbeit
- Arbeitsorganisation
- Rahmenbedingungen
- Soziale Aspekte
entwickelt und eingesetzt. Die ersten Ergebnisse mit n= 180 Pflegekräften werden auf dem DGPPN vorgestellt. Dabei wird deutlich, dass vor allem Palliativpflegende durch die Arbeitsorganisation belastet sind, ambulante Pflegende durch die als ungenügend erlebten sozialen Aspekte am Arbeitsplatz und stationäre Pflegende in Heim und Klinik insgesamt eine hohe Belastung über alle vier Bereiche zeigen. Interessant ist, dass hierbei die Heimpflege durch soziale Aspekte eher entlastet und durch Pflegearbeit an sich belastet ist, während die stationäre Pflege als wesentliche Belastungsfaktoren Arbeitsorganisation und soziale Aspekte beschreibt.
Die Ergebnisse dieser Erhebung fließen in das komplexe Präventionsprogramm ein, das wir zurzeit für die Versorgung von Pflegekräfte in allen Bereichen der ambulanten und stationären Pflege entwickeln und evaluieren.
Auf dem Kongress werden die Details der Befragung, die Entwicklung des Fragetools und die Ergebnisse im Einzelnen dargestellt sowie mit dem bisherigen Forschungsstand verglichen.
Pädophilie in den Medien – Ergebnisse einer qualitativen Journalistenbefragung
Josephine Ischebeck, Berlin (Germany)
Details anzeigen
Autor:innen:
Josephine Ischebeck, Berlin (Germany)
Daniela Stelzmann, Berlin (Germany)
Einführung: Pädophilie, die sexuelle Ansprechbarkeit für präpubertäre Kinder, ist gesellschaftlich stigmatisiert. Da aber nur wenige Menschen wissentlich Kontakt mit Pädophilen haben, stellt sich die Frage, woher Menschen eine derart abwertende Meinung gegenüber Pädophilen haben. Einen Grund für die Aufrechterhaltung und Verstärkung dieses Stigmas stellt die in Teilen undifferenzierte Medienberichterstattung zum Thema dar. In dieser wird Pädophilie überrepräsentativ häufig im Kontext von sexuellem Kindesmissbrauch berichtet. Das eine Verbindung zwischen Pädophilie und sexuellem Kindesmissbrauch nicht zwangsläufig gegeben ist, zeigen wissenschaftliche Erkenntnisse. Doch unter welchen Umständen berichten Journalisten über Pädophilie und welchen Wissenschaftstand haben sie zu diesem Thema?
Methode: Um diese Fragen zu beantworten, wurden qualitative Interviews mit 11 Journalisten geführt, die innerhalb des letzten Jahres mindestens einen Artikel zum Thema Pädophilie oder sexueller Kindesmissbrauch in einem deutschsprachigen Printmedium veröffentlicht haben. Die Interviews wurden transkribiert und mittels qualitativer Inhaltsanalyse mit Hilfe des Programms f4 ausgewertet.
Ergebnisse/Diskussion: Ein Großteil der interviewten Journalisten definierte Pädophilie in wesentlichen Teilen übereinstimmend mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen, überschätzte jedoch das Risiko, das von Menschen mit Pädophilie in Bezug auf den Tatbestand des sexuellen Kindesmissbrauchs ausgeht.
Schlussfolgerung: Die befragten Journalisten zeigten sich offen für eine differenzierte, evidenzbasierte Berichterstattung, die ein erster Schritt auf dem Weg zur Entstigmatisierung der pädophilen Neigung, Bekanntmachung von Hilfsangeboten und in der Folge Teil der Prävention von Missbrauchstaten sein kann. Aus diesem Grund sollten Journalisten gezielt zu solchen Themen geschult werden, um eine Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen in der Gesellschaft zu gewährleisten.